Kapverden im Fokus der Meeresforschung
Premierminister der Republik Kap Verde erhält Deutsche Bank-GEOMAR Meerespreis 2012
Für deutsche Meeresforscher waren die Kapverdischen Inseln noch vor einigen Jahren ein weißer Fleck auf der Seekarte. Dies hat sich seit 2004 grundlegend geändert. Seit Fragestellungen wie Sauerstoffminimumzonen im Ozean, Eintrag von Spurenmetallen und Düngung des Meeres, aber auch geologische Prozesse wie der Hot-Spot-Vulkanismus in den Fokus der Wissenschaftler gerückt sind, ist die Inselgruppe im Nordostatlantik eine nahezu ideale logistische Ausgangbasis für die Meeresforschung geworden. Die Wissenschaftler des GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel leisteten hier Pionierarbeit und entwickelten gemeinsam mit anderen Gruppen aus dem In- und Ausland die Kapverden zu ihrer Forschungsbasis und zu einem „Heimathafen“ im nordöstlichen tropischen Atlantik. Auch wenn die Republik Kap Verde nur über begrenzte finanzielle Möglichkeiten verfügt, die freundliche Aufnahme, Förderung und Unterstützung, die den Kieler Meeresforschern in den vergangenen Jahren zu Teil wurde, ist außergewöhnlich. In Anerkennung dieser hervorragenden Arbeitsmöglichkeiten wird dem Premierminister der Kapverden, Seiner Exzellenz José Maria Neves, daher der von der Deutschen Bank gestiftete Meerespreis 2012 verliehen.
Als Laudator konnte kein geringerer als der ehemalige Bundesumweltminister und langjähriger Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Professor Klaus Töpfer, gewonnen werden, der heute das „Institute for Advanced Sustainabilty Studies (IASS) in Potsdam leitet. „Umweltforschung und partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit ist eine wegweisende Kombination, die mir sehr am Herzen liegt“, so Professor Töpfer. In seiner Laudatio hob er die richtungsweisende Kooperation zwischen dem GEOMAR und der Republik Kapverden hervor. Basierend auf einer stabilen Demokratie und einem friedlichen Miteinander sei es den verantwortlichen Politikern auf den Kapverden, allen voran José Maria Neves, gelungen, eine fruchtbare wissenschaftliche Kooperation zwischen einheimischen Forschungseinrichtungen wie dem Instituto Nacional de Desenvolvimento das Pescas (INDP) und dem GEOMAR in Kiel zu begründen. „Die Menschen auf den Kapverden haben die Bedeutung des Schutzes und der Erforschung des Meeres vor ihrer Haustüre erkannt und geben in der Kooperation mit Meeresforschern ein vorbildliches Beispiel ab“, meint Klaus Töpfer. Und sie profitieren durch die vermehrten Forschungsaktivitäten nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern gewinnen dadurch auch ein Mehr an Bildung und Forschung. Professor Töpfer lobt in diesem Zusammenhang ebenso die fruchtbare Zusammenarbeit von Schülern in Kiel und Mindelo sowie die gemeinsame Arbeit im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung.
„Die Deutsche Bank freut sich, mit diesem Preis die bemerkenswerte Kooperation zwischen dem GEOMAR und der Republik Kapverden auszuzeichnen“, erklärt Dipl.-Kfm. Till Keulen, Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank verantwortlich für Private Banking in Deutschland. Das Preisgeld habe in diesem Fall zwar mehr symbolischen Charakter, der Deutschen Bank sei es aber sehr wichtig, hier ein Zeichen für die wissenschaftliche Kooperation mit Entwicklungsländern zu setzen, so Keulen weiter.
„Wir möchten den Menschen auf den Kapverden mit diesem Preis etwas für die Gastfreundschaft und die außerordentlich gute Kooperation zurückgeben, die wir in den letzten Jahren genossen haben“, sagt Professor Peter Herzig, Direktor des GEOMAR, der 2009 seinerseits vom damaligen Staatspräsidenten der Kapverden, Pedro Verona Rodrigues Pires, den Verdienstorden der Republik Kapverden in Gold, die höchste Auszeichnung des Inselstaates, verliehen bekommen hatte. Hieran habe auch der ehemalige Botschafter der Kapverden in Berlin, Jorge Tolentino Araújo, großen Anteil, so Prof. Herzig.
„Wir wollen die Beziehungen mit den Kapverdischen Inseln in Zukunft noch weiter stärken und arbeiten derzeit intensiv daran, die wissenschaftliche Infrastruktur für die Forschung dort noch weiter zu verbessern“, so Herzig weiter. „Mit Mitteln des Bundesforschungsministeriums hoffen wir noch in diesem Jahr mit dem Bau eines Ozeanforschungszentrums in Mindelo auf der Insel Sao Vicente beginnen zu können, um zukünftig die Probenbearbeitung und -auswertung direkt vor Ort durchführen und kapverdische Partner schulen zu können. Der Hafen von Mindelo wird dann eine bevorzugte Basis für deutsche Forschungsschiffe werden, die im Nordostatlantik arbeiten“. „Themen wie Klimaforschung, Fischerei, Vulkanismus und Biodiversität werden auch in Zukunft bei unseren Arbeiten vor Ort im Mittelpunkt stehen. Die Region rund um die Kapverden ist für uns wissenschaftlich in vielerlei Hinsicht hochinteressant und wir planen hier auch langfristig weiter zu arbeiten. Premierminister José Maria Neves, stellvertretend für die Regierung seines Landes, gebührt für die hervorragende Kooperationsbereitschaft deshalb unser besonderer Dank, den wir mit dem Meerespreis 2012 zum Ausdruck bringen möchten“, resümiert Professor Herzig.
Ansprechpartner:
Dr. Andreas Villwock (Kommunikation & Medien), Tel. 0431/600-2802,
avillwock(at)geomar.de
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