Professorin Dr. Susanne Neuer hat die mit 20.000 Euro dotierte 31. Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Petersen-Stiftung erhalten. Verbunden ist der Preis mit einem Gastaufenthalt am GEOMAR in Kiel. Foto: Thomas Eisenkrätzer

Vorsitzender Dr. Klaus Wichmann würde sich wünschen, dass das Engagement der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung zur Förderung von exzellenter Forschung in Schleswig-Holstein Schule machte. Foto: Thomas Eisekrätzer

"Sie ist eine begeisterte Feldforscherin": In ihrer Laudatio zeichnete Professorin Dr. Engel ein facettenreiches Bild der Preisträgerin Prof. Dr. Susanne Neuer. Foto: Thomas Eisenkrätzer 

"Ich kehre zurück zu meiner Alma Mater": Susanne Neuer zeigte sich berührt und glücklich über die Auszeichnung an dem Kieler Forschungszentrum, an dessen Vorläufer sie einst ihre Ausbildung zur Meeresforscherin begonnen hat. Foto: Thomas Eisenkrätzer 

"Die Erde - unser Ozeanplanet": Susanne Neuer fand eindrückliche Worte und Bilder für die dramatischen Veränderungen, die der Mensch seit der industriellen Revolution durch die Emissionen fossiler Brennstoffe in Gang gesetzt hat und für die Rolle des Ozeans im Klimawandel. Foto: Thomas Eisenkrätzer

Zooplankton wie dieser Krill (Euphausia hemigibbba) trägt zum Kohlenstofftransport in die Tiefsee bei, indem sie Phytoplanktonpartikel an der Oberfläche fressen und einige hundert Meter tiefer in der Dämmerungszone absondern. Foto: Yuuki Niimi

Meeresschnee unter dem Mikroskop: Phytoplankton, Bakterien und andere organische Stoffe kleben mit größeren Partikeln wie Staubkörnern zusammen. Diese Partikel wurden in 200 Metern Tiefe in der Sargasso See gefangen. Der Ausschnitt zeigt einen Teil des Aggregates in stärkerer Vergrößerung, so dass sogar die winzigen Phytoplanktonzellen sichtbar sind. Foto: Bianca Cruz

Von winzigen Organismen und ihrer Riesenleistung im Ozean

Prof. Dr. Susanne Neuer erhält die 31. Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Petersen-Stiftung

13.11.2024/Kiel. Professorin Dr. Susanne Neuer, renommierte Meeresbiogeochemikerin und Professorin an der Arizona State University, wurde heute mit der 31. Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung geehrt. Die feierliche Verleihung fand am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel statt. In ihrem Fachvortrag beleuchtete Susanne Neuer, wie Phytoplankton und Bakterien durch die biologische Kohlenstoffpumpe zum globalen Kohlenstoffkreislauf beitragen. Diese Prozesse spielen eine Schlüsselrolle im Klimaschutz und stehen im Fokus der aktuellen Forschung der Professorin.

Der Ozean nimmt etwa ein Viertel der jährlichen Kohlendioxidemissionen auf. Einer der Mechanismen, der dies bewirkt, wird als biologische Kohlenstoffpumpe bezeichnet. Dieser Mechanismus beginnt mit der Photosynthese winziger mikroskopischer Algen, dem Phytoplankton, die schwebend in der sonnenbeschienenen Schicht des Ozeans leben.

Professorin Dr. Susanne Neuer erforscht gemeinsam mit ihrem Team die biologische Kohlenstoffpumpe, vor allem die Rolle von Planktonorganismen in der Bildung von sinkenden Partikeln, im Labor wie auch im Meer. Sie ist seit 2004 Professorin der Meeresbiogeochemie an der Arizona State University in Tempe, USA. Seit 2022 leitet sie dort als Gründungsdirektorin die neue School of Ocean Futures. Für ihre Arbeit wird sie heute mit der 31. Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung ausgezeichnet. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung ist mit einem sechswöchigen Forschungsaufenthalt am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel verbunden.

Dr. h. c. Klaus Wichmann, Vorsitzender der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung, sagte: „Im Namen der Stiftung freue ich mich sehr, heute eine weitere herausragende Wissenschaftlerin mit einer Exzellenzprofessur auszeichnen zu dürfen. Die Exzellenz-Initiative ist seit ihrer Gründung 2009 ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Mission, wissenschaftliche Exzellenz in Schleswig-Holstein zu fördern und den Austausch auf internationaler Ebene zu intensivieren. Es ist uns eine Ehre, dies auch weiterhin zu unterstützen, und ich wünschte mir, dass diese Initiative auch für andere beispielgebend wirkt.“

Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR, gratulierte der Preisträgerin: „Ich freue mich sehr darüber, dass wir heute Susanne Neuer mit dieser verdienten Auszeichnung ehren. Mit ihrer herausragenden Forschung zur biologischen Kohlenstoffpumpe leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag zum Verständnis der Prozesse, die unser Klima beeinflussen. Professorin Neuer hat nicht nur als Wissenschaftlerin, sondern auch als Mentorin große Erfolge erzielt. Sie setzt sich mit Nachdruck für die Förderung von Frauen in der Wissenschaft ein und hat in führenden Rollen bei der Association for Women in Science und an der Arizona State University, viel bewegt. Ihre Expertise und ihre außergewöhnlichen Leistungen haben sie zu einer führenden Stimme auf internationaler Ebene gemacht. Wir sind stolz, sie heute hier am GEOMAR begrüßen zu dürfen und freuen uns auf die inspirierenden Impulse, die sie hier während ihres Gastaufenthaltes setzen wird.“

In ihrer Laudatio ging Professorin Dr. Anja Engel, Leiterin des Forschungsbereichs Marine Biogeochemie am GEOMAR, auf die Bedeutung der Forschung der Preisträgerin ein: „Professorin Neuer nimmt eine führende und international sichtbare Rolle in den Bereichen der marinen Biogeochemie, des Kohlenstoffkreislaufs und des Partikelexports ein. Ihre vielfach ausgezeichneten Arbeiten haben erheblich zum aktuellen Verständnis der biologischen Kohlenstoffpumpe im Ozean beigetragen. Ihre Analysen ozeanischer Zeitserien legten das Fundament für vergleichende Studien zur Effizienz dieses zentralen Mechanismus im Kohlenstoffkreislauf.“

Einblicke in die Arbeit der biologischen Kohlenstoffpumpe des Ozeans

In ihrem Fachvortrag schilderte Susanne Neuer, welch herausragende Bedeutung die biologische Kohlenstoffpumpe für das Klima unseres Planeten hat. Ein faszinierender Aspekt dieses Mechanismus ist die Bildung von so genanntem Meeresschnee. Dabei handelt es sich um klebrige Aggregate aus Phytoplankton, Bakterien und anderen organischen Stoffen, die von größeren Partikeln wie Staubkörnern zusammengehalten werden. Diese können groß genug werden, um mit bloßem Auge sichtbar zu sein, und bilden die Grundlage für den Transport von Kohlenstoff in die Tiefsee. Planktonische Tiere wie Krill und Ruderfußkrebse tragen zusätzlich zum Kohlenstoffexport bei, indem sie Phytoplanktonpartikel in der Dämmerungszone absondern, wo das Licht kaum mehr ausreicht und die Meereswelt in Dunkelheit gehüllt ist.

„Die Prozesse, die Phytoplankton und Bakterien in der oberen Wasserschicht initiieren, sind ein wesentlicher Baustein für die langfristige CO2-Speicherung und somit bedeutend im Kontext des Klimawandels“, betont Prof. Neuer. „Der Ozean verbirgt in seinen tiefen Wasserschichten ein faszinierendes Zusammenspiel von winzigen Zellen, das nicht nur Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt, sondern auch das Leben im gesamten Ozean ermöglicht“, sagte Prof. Dr. Neuer. „Wenn Sie das nächste Mal auf den Ozean schauen, denken Sie an all das mikroskopische Leben im Wasser und alles, was es für das Wohl unseres Planeten tut.“

Zurück zu den Wurzeln: Wiedersehen mit Kiel und Chance für neue Kooperationen

Kiel ist für Susanne Neuer kein Neuland: Vor rund 40 Jahren hat sie hier ihre Ausbildung zur Meereswissenschaftlerin am damaligen Institut für Meereskunde (IfM) begonnen, bevor sie zum weiteren Studium in die USA ging. Es ist aber auch nicht das erste Mal, dass sie nach Kiel zurückkehrt, um über ihre Forschung zu sprechen. Auf Einladung des Women Executive Boards am GEOMAR hat sie bereits 2016 im Rahmen der Marie Tharp Lectures einen Vortrag gehalten und mit Nachwuchswissenschaftlerinnen über Karrierefragen diskutiert.

„Die Verleihung der Exzellenzprofessur ehrt mich sehr“, sagt sie, „diese wird mir erlauben, meine Zusammenarbeit mit dem GEOMAR und besonders mit Prof. Dr. Anja Engel, auszubauen, und Synergien in unserer Forschung zur Biologie im globalen Kohlenstoffkreislauf zu entwickeln.“ Besonders freue sie sich auf den Austausch mit Nachwuchswissenschaftler:innen am GEOMAR. Susanne Neuer: „Es ist wichtig, dass die nächste Generation besondere Unterstützung in ihrem Karriereverlauf erhält, damit sie nicht nur erfolgreich sein kann, sondern auch nachhaltig zu Lösungen der Umweltprobleme beiträgt.“

 

Hintergrund: Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung

Die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung mit Sitz in Schleswig-Holstein hat sich die Förderung von Wissenschaft, Forschung, Technik und Kultur zum Ziel gesetzt. Ein zentrales Fördergebiet ist die Exzellenz-Initiative, die in enger Kooperation mit dem GEOMAR herausragende Wissenschaftler:innen mit internationaler Reputation würdigt. Im Rahmen der Exzellenz-Initiative können hochkarätige Meereswissenschaftler:innen aus aller Welt für Gastaufenthalte von sechs Wochen nach Kiel eingeladen werden.

Eine blonde Frau hält einen Blumenstrauß und eine Urkunde in die Kamera

Professorin Dr. Susanne Neuer hat die mit 20.000 Euro dotierte 31. Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Petersen-Stiftung erhalten. Verbunden ist der Preis mit einem Gastaufenthalt am GEOMAR in Kiel. Foto: Thomas Eisenkrätzer

Ein Mann mit grauen Haaren und Bart spricht an einem Rednerpult

Vorsitzender Dr. Klaus Wichmann würde sich wünschen, dass das Engagement der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung zur Förderung von exzellenter Forschung in Schleswig-Holstein Schule machte. Foto: Thomas Eisekrätzer

Eine dunkelharige Frau im schwarzen Kleid spricht an einem Rednerpult

"Sie ist eine begeisterte Feldforscherin": In ihrer Laudatio zeichnete Professorin Dr. Engel ein facettenreiches Bild der Preisträgerin Prof. Dr. Susanne Neuer. Foto: Thomas Eisenkrätzer 

Eine Frau mit halblangen blonden Haaren spricht engagiert an einem Rednerpult

"Ich kehre zurück zu meiner Alma Mater": Susanne Neuer zeigte sich berührt und glücklich über die Auszeichnung an dem Kieler Forschungszentrum, an dessen Vorläufer sie einst ihre Ausbildung zur Meeresforscherin begonnen hat. Foto: Thomas Eisenkrätzer 

Eine Hörsaal, an der Leinwand ein Bild von der Erde als blauem Planeten

"Die Erde - unser Ozeanplanet": Susanne Neuer fand eindrückliche Worte und Bilder für die dramatischen Veränderungen, die der Mensch seit der industriellen Revolution durch die Emissionen fossiler Brennstoffe in Gang gesetzt hat und für die Rolle des Ozeans im Klimawandel. Foto: Thomas Eisenkrätzer

Ein bläulich, grünlich und gelblich leuchtendes Tier, das aussieht wie eine Garnele vor schwarzem Grund

Zooplankton wie dieser Krill (Euphausia hemigibbba) trägt zum Kohlenstofftransport in die Tiefsee bei, indem sie Phytoplanktonpartikel an der Oberfläche fressen und einige hundert Meter tiefer in der Dämmerungszone absondern. Foto: Yuuki Niimi

Rötlich, grün und gelb leuchtende Punkte vor schwarzem Grund

Meeresschnee unter dem Mikroskop: Phytoplankton, Bakterien und andere organische Stoffe kleben mit größeren Partikeln wie Staubkörnern zusammen. Diese Partikel wurden in 200 Metern Tiefe in der Sargasso See gefangen. Der Ausschnitt zeigt einen Teil des Aggregates in stärkerer Vergrößerung, so dass sogar die winzigen Phytoplanktonzellen sichtbar sind. Foto: Bianca Cruz