Die Kartierung des Meeresbodens: Terra Incognita auf dem Globus
22.05.2017/Kiel. Die Bathymetrie des Ozeanbodens ist der Schlüssel zum geologischen Verständnis der diversen tektonischen und ökologischen Prozesse in der Tiefsee. Aufbauend auf den Pionierarbeiten von Marie Tharp, der Namensgeberin der Vortragsreihe am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, beschäftigt sich Dr. Donna Blackman vom Scripps Institution of Oceanography in San Diego, USA mit der Kartierung des Meeresbodens, die erst zu einem Bruchteil abgeschlossen ist, da über 90% der Tiefsee weiterhin ‚Terra Incognita’ sind. In ihrem Vortrag im Rahmen der 18. Marie-Tharp Lecture stellte sie nun ihre neuesten Ergebnisse vor.
Dr. Blackman studierte zunächst Geowissenschaften an der Universität Santa Cruz in Kalifornien, bevor sie für ihren Abschluss in Mariner Geophysik an das renommierte Massachusetts Institute of Technology – Woods Hole wechselte. Ihre Promotion folgte dann an der Brown University in Rhode Island. Über PostDoc-Phasen an den Universitäten Washington und Leeds in Großbritannien kam sie ans Scripps Institution of Oceanography. Professorin Blackman konnte als Kontaktperson bei der amerikanischen Forschungsorganisation NSF (National Science Foundation) auch Einblicke in die Projektförderung erhalten, bevor sie nach fünf Jahren wieder in die Forschung zurückkehrte. Hier beschäftigt sie sich hauptsächlich mit tektonischen und magmatischen Prozessen an Spreizungsrücken und Bruchzonen, die weite Bereiche des Ozeanbodens prägen. Sie nutzt dazu eine ganze Bandbreite an geophysikalischen Messmethoden mit einem besonderen Fokus auf der hochauflösenden Meeresbodenkartierung, die sie in ihrem Vortrag vorstellte. Moderne Kartiermethoden setzen dabei u.a. auf Unterwasserdrohnen, sogenannten AUVs (Autonomous Underwater Vehicles), wie sie auch am GEOMAR eingesetzt werden. „Detailkarten des Ozeanbodens sind nicht nur essentiell, um grundlegende tektonische Fragestellungen zu lösen, sondern führten auch zur Entdeckung von aktiven Hydrothermalfeldern mit einzigartigen Ökosystemen“, erklärt Professorin Heidrun Kopp vom GEOMAR. „Donna Blackmans Arbeiten stehen in einer langen Tradition der Meeresbodenkartierung, die mit Marie Tharp, der Namensgeberin unserer Seminarreihe, ihren Anfang nahm, und wir freuen uns daher besonders, Donna am GEOMAR begrüßen zu können“, so Prof. Kopp weiter.
Die „Marie Tharp Lecture Series“ wird vom Women's Executive Board (WEB) des GEOMAR veranstaltet. Dazu lädt das WEB international renommierte Wissenschaftlerinnen ein, die einerseits ihre wissenschaftlichen Arbeiten in Kiel präsentieren, gleichzeitig aber auch als Vorbild für Nachwuchswissenschaftlerinnen dienen. Wie auch bei den vergangenen Vorträgen findet im Anschluss an den öffentlichen Fachvortrag ein Get-Together nur für Frauen statt. Dort können sich junge Forscherinnen mit den erfahreneren Kolleginnen austauschen und mögliche Karrierepfade diskutieren.