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Semester: SS 2023 

"Das Eckenlied" (050693)

Dozent/in
Prof. Dr. phil. Ralf-Henning Steinmetz

Angaben
Seminar, Teil der Module (M.A.): MA-L2, MA-ÄDL1 (Seminar 2), ädlLgmafnz1-01a / ädlLggoege1-01a (Seminar 1/2); Teil des Moduls (M.Ed.): ME-L2
Zeit und Ort: Einzeltermine am 12.4.2023, 17.5.2023, 28.6.2023 11:00 - 18:00, Raum n.V.

Studienfächer / Studienrichtungen
Deutsch-MA-2F ab 1
Deutsch-MEd-2F ab 3

Voraussetzungen / Organisatorisches
Die Veranstaltung findet als Blockseminar statt.

Inhalt
Die Geschichten um Dietrich von Bern und seine Gesellen haben die mittelalterlichen Hörer nicht weniger begeistert als das „Nibelungenlied“ oder die „Kudrun“. Auch sie haben ihren Ursprung in der Völkerwanderungszeit. Der Ostgotenkönig Theoderich der Große († 526) beherrschte seit 493 von Verona (Bern) aus Italien. Die Einbindung in narrative Schemata wie Vertreibung, Exil und Rückkehr, die Verknüpfung mit Erzählmotiven wie Vulkansturz und Höllenritt verändern die historische Gestalt im Laufe einer vielhundertjährigen mündlichen Überlieferung bis zur Unkenntlichkeit. Im 13. Jahrhundert erfolgt dann binnen weniger Jahrzehnte die Literarisierung der alten Heldenepik: Die Überformung durch höfische Erzählformen bringt ein ganzes Dutzend größtenteils anonymer mittelhochdeutscher Dietrichepen hervor. Getrennt von der auf mündlichen Traditionen beruhenden historischen Dietrichepik entsteht dabei die genuin literarische „aventiurenhafte“ Dietrichepik. In ihr dominieren Erzählschemata und -motive, wie sie aus den Aventiuren der Artusromane bekannt sind: die Herausforderung zum Kampf, die Befreiung edler Frauen aus der Hand eines Unholds, die Überwindung von Riesen und Riesenweibern, Zwergen und Zwergenkönigen, der Kampf mit Drachen oder Menschenfressern. Der künstlerische Wert dieser Texte, die in Handschriften und Drucken bis ins 17. Jahrhundert verbreitet werden, ist umstritten. Was vielen lange Zeit als Trivialliteratur galt, die nur unter sagengeschichtlichen Aspekten interessant war, erscheint anderen neuerdings als eine Reihe raffinierter narrativer Experimente. Um die gegensätzlichen Interpretationen auf ihre Stichhaltigkeit zu prüfen, werden die vier Fassungen des Eckenlieds, die 1999 parallel ediert wurden, im Mittelpunkt der textanalytischen Arbeit stehen.

Empfohlene Literatur
Joachim Heinzle: Einführung in die mittelhochdeutsche Dietrichepik. Berlin, New York: de Gruyter, 1999 (De-Gruyter-Studienbuch). – Das Eckenlied. Sämtliche Fassungen, hrsg. von Francis B. Brévart. 3 Bände. Tübingen: Niemeyer, 1999 (Altdeutsche Textbibliothek, Bd. 111).

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 15

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