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Semester: SS 2023 

Girls Girls Girls – Neue Feminismen und das Gegenwartskino (050511)

Dozent/in
Martha-Lotta Körber, M.A.

Angaben
Seminar, 2 SWS, Module: 3S-NDL/Medien [BA Deutsch], FE-SL-MW [Fachergänzung]
Zeit und Ort: Mi 12:15 - 13:45, LS8 - R.301 (außer Mi 21.6.2023); Einzeltermin am 21.6.2023 12:15 - 13:45, LS4 - R.027
vom 12.4.2023 bis zum 5.7.2023
Bemerkung zu Zeit und Ort: Achtung: Ausweichraum am 21.06.23!

Inhalt
Das medienwissenschaftliche Seminar Neue Feminismen und das Gegenwartskino widmet sich dem populären US-amerikanischen Genrefilm während und nach „Gamergate“, der Trump-Präsidentschaft und der netzfeministischen Hollywood-kritischen Interventionen von „#metoo“. Damit steht womöglich eine neue Phase des mediatisierten Feminismus im Zentrum, nachdem u.a. Angela McRobbie und Andi Zeisler dessen „Ausverkauf“ an die Populärkultur bereits in die späten 1990er und frühen 2000er Jahre datierten, in die Phase einer allenfalls rebellisch posierenden Girliekultur (vgl. 2008; 2017). Sex and the City jedoch besiegelte längst nicht das Ende der Liebesgeschichte von (Post-)Feminismus und Populärkultur.

Heute ist – mit wohl mehr öffentlicher Aufmerksamkeit denn je ausgestattet – erneut die Frage auf den Plan gerufen, inwieweit US-Medienkultur reaktionäre Gesellschaftspolitiken perpetuiert, indem sie auf motivische, erzählerische und dramaturgische Muster (z.B. eines individuellen ,Helden‘ und zu unterwerfenden äußeren Feindes, eines B-Plots ,Liebesgeschichte‘), auf Idealisierung, Tropen und Stereotypen zurückgreift. Im Lichte eben dieser Aufmerksamkeit scheinen manche Produktionsstudios ,geläutert‘, werben explizit mit repräsentationspolitisch gedachten „Inclusion Policies“ z.B. hinsichtlich Geschlecht und Herkunft von Menschen vor und hinter der Kamera.
Gestützt durch Filmanalysen und (Feminismus- und filmtheoretische) Lektüren exploriert das Seminar schwerpunktmäßig die neuerliche Feminisierung des US-amerikanischen Mainstream-Genrekinos der vergangenen Jahre. Ausschlaggebend für die Sichtung von Filmen ist im Kontext des Seminares insb. die Popularität und Reichweite gemäß Box Office, die Produktion durch ein großes Studio Hollywoods (Universal, Warner Bros, 20th Century Fox, Columbia, Disney, Sony), die weibliche Hauptbesetzung sowie die Diskussion unter feministischen Gesichtspunkten oder sogar als ,feministische Filme‘ (in Feuilleton o. Online-Kritik). Je nach Schwerpunktinteressen der Teilnehmer:innen gliedert sich das Seminar z.B. entlang der Felder:

1. das ,female fronted‘ Sequel: Ghostbusters: Answer the Call (Paul Feig, US 2016) und Oceans 8 (Gary Ross, US 2018);

2. der Revenge-Thriller (revisited): Promising Young Woman (Emerald Fennell, UK/US 2020), Don’t Worry Darling (Olivia Wilde, US 2022), diachron vergleichend mit Ms. 45 (Abel Ferrara, US 1981) u. The Stepford Wives (Bryan Forbes, US 1975);

3. der Superheldinnen-Film: Wonder Woman (Patty Jenkins, US 2017), Birds of Pray and the Fantabulous Emancipation of One Harley Quinn (Cathy Yan, US 2020), Captain Marvel (Anna Boden/Ryan Fleck, US 2019).

Neben der analyse- und lektüregestützten Diskussion der Filme selbst, werden filmische Paratexte behandelt (Kritiken, Online-Kommentare, Tweets zum Film) sowie „#metoo“ und andere Internetdiskurskontexte (als Ausgangs- und Bezugspunkte) betrachtet, um der Frage nachzugehen, inwieweit Film- und Onlinekultur heute konvergieren, welche Logiken dies hervorbringt und (spezifische) Feminismen es begünstigt. Als Analysegegenstand berücksichtigt werden auch von den Studios lancierte Produktionsrichtlinien und der Einfluss von Streaminganbietern.

Empfohlene Literatur
Literatur Dorer, Johanna/Elisabeth Klaus (2008) Feministische Theorie in der Kommunikationswissenschaft. In: Carsten Winter/Andreas Hepp/Friedrich Krotz (Hgg.) Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Grundlegende Diskussionen, Forschungsfelder und Theorieentwicklungen. Wiesbaden. 91–112.

Dorer, Johanna et al. (Hgg.) Handbuch Medien und Geschlecht. Wiesbaden.
Gill, Rosalind (2016) Postfeministische Medienkultur. Elemente einer Sensibilität. In: Kathrin Peters/Andrea Seier (Hgg.) Gender & Medien-Reader. Zürich/Berlin. 541–556.
Gradinari, Irina (2020) Genre und Gender. In: Marcus Stiglegger (Hg.) Handbuch Filmgenre. Wiesbaden. 171–198.
Le Guin, Ursula K. (1989) [1986] The Carrier Bag Theory of Fiction. In: diess. Dancing at the Edge of the World: Thoughts on Words, Women, Places. New York. O.S.
McRobbie, Angela (2016) [2008] Top Girls. Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes (=Geschlecht & Gesellschaft, Bd. 44.). Wiesbaden.
Thornham, Sue (2011) [1999] Feminist Film Theory. A Reader. Edinburgh.
Zeisler, Andi (2017) We we’re Feminists once. From Riot Grrrl to CoverGirl®, the Buying and Selling of a Political Movement. New York.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30

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