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Semester: SS 2023 

Verständnis, Nutzung und Beurteilung der GDA-Nährwertkennzeichnung bei (Spät )Aussiedlern im Vergleich zu der restlichen deutschen Gesamtbevölkerung

Projektleitung:Prof. Dr. Martin Schellhorn
Beteiligte:Nelli Betke, M.Sc.
Beginn:1.1.2013
Inhalt und Ziele:Nährwertkennzeichnungen haben das Ziel, verbindliche Informationen über den Gesund-heitswert eines Lebensmittels bei einem unüberschaubaren Lebensmittelangebot zu geben, um dem Verbraucher bei seinen Einkäufen eine Entscheidungshilfe darzustellen und somit der prävalenten Übergewichtsproblematik entgegenzuwirken. Die GDA Nährwertkennzeichnung ist eine freiwillige erweiterte Nährwertkennzeichnung, die die Tageszufuhr von Energie und Nährstoffen, die für einen gesunden Erwachsenen im Durch-schnitt pro Tag empfohlen werden, zeigt. Das Ziel, welches mit den GDAs verfolgt wird, ist ein schnelleres und einfacheres Erfassen des relativen Nährstoffgehaltes eines Lebensmit-tels, der den Verbraucher dazu befähigen soll, eine ausgewogene Ernährung selbstständig zusammenzustellen. Das Verständnis, die Nutzung und die subjektive Beurteilung der GDA Kennzeichnung wurden bis jetzt in einigen internationalen Studien untersucht. In Deutschland hingegen liegen nur wenige Untersuchungen dazu vor, aber keine dieser Un-tersuchungen befasst sich mit Personen mit Migrationshintergrund. Im Jahr 2011 hielten sich 16 Millionen Personen mit Migrationshintergrund i. e. S. in Deutschland auf, was 19,5 % der deutschen Gesamtbevölkerung entspricht. Migranten sind jedoch aufgrund ihres kulturellen, sozialen und ethischen Hintergrundes sehr heterogen zu-sammengesetzt, so dass allgemeingültige Aussagen ihnen nicht gerecht werden. Deswegen ist es notwendig, dass differenzierte Studien zu den unterschiedlichen Migrantengruppen durchgeführt werden. Als besonders interessant erweist sich hierbei die Gruppe der (Spät )Aussiedler aufgrund ihres kulturellen und sozialen Hintergrundes und der besonderen Zugehörigkeit zu Deutschland (deutsche Volkszugehörige oder Staatsangehörige im Sinne des Grundgesetzes (Art. 116 Abs. 1)). Mit 1,4 Millionen kommen die meisten (Spät )Aussiedler aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion – primär aus der Russischen Föderation (612.000) und aus Kasachstan (575.000). Polen (579.000) und Ru-mänien (213.000) sind ebenfalls bedeutende Herkunftsländer. Über 4,5 Millionen (Spät )Aussiedler einschließlich Familienangehörigen sind seit Beginn der Aussiedlerauf-nahme (1950) nach Deutschland zugewandert, von denen rund 1,5 Millionen zwischen 1987 und 1992 kamen. Sie stellen somit eine der größten Zuwanderergruppen in der Bundesre-publik dar. An dem Thema „Integration“ und/oder „kriminelles Verhalten“ der (Spät )Aussiedler besteht in der Forschung großes Interesse und wird mit unterschiedlichen Methoden seit Jahren un-tersucht. Ein großer Forschungsbedarf besteht hingegen bei anderen nicht weniger wichtigen Themen. Zum Beispiel existieren wenige wissenschaftliche Arbeiten, die das Gesundheits-, Ernährungs- und/oder Einkaufsverhalten der (Spät )Aussiedler und seine Determinanten analysieren. Insbesondere bezüglich der GDA-Kennzeichnung liegen noch keine umfas-senden Studien vor. Die Wissenschaft ist an den (Spät )Aussiedlern in Bezug auf die oben genannten Themenbereiche noch zu wenig interessiert, obwohl sie zu einer der bedeutenden Zuwandergruppen in Deutschland gehören und aus Ländern stammen, wo andere Le-bensbedingungen (häufig erschwerte) und unterschiedliche Belastungsfaktoren vorherrsch-ten, die sich evtl. negativ auf die Ernährung und Gesundheit niedergeschlagen haben bzw. in der Gegenwart immer noch Auswirkungen zeigen. (Spät-)Aussiedler, aber auch die gesamte deutsche Bevölkerung, werden jeden Tag mit einer großen Vielfalt unterschiedlicher Produkte konfrontiert. Das Lebensmittelangebot in Deutschland ist mannigfaltig. Insgesamt sind mehr als 100.000 Artikel erhältlich, größere Geschäfte haben mehr als 30.000 unterschiedliche Lebensmittel im Sortiment. Diese Vielfalt an Lebensmitteln und Informationsüberflutung (3.000 Markenkontakte täglich) durch die ge-kennzeichneten Angaben erschweren nicht selten die richtigen „gesunden“ Lebensmittel bei den täglichen Einkäufen einzukaufen. Es existiert eine Vielzahl an Informationen über die Beschaffenheit, Eigenschaft, aber auch den Gesundheitswert von Lebensmitteln auf der Produktverpackung, die zu einer Informationsüberlastung führen. Hilfreiche Informationen über den Gesundheitswert können die Nährwertinformationen darstellen. Neben der Nähr-werttabelle, die ab dem 13. Dezember 2016 in der EU verpflichtend wird, kann die GDA Kennzeichnung einen Beitrag dazu leisten. Es stellt sich jedoch die Frage, inwieweit (Spät )Aussiedler die GDA-Kennzeichnung im Ver-gleich zu der restlichen deutschen Bevölkerung besser bzw. schlechter verstehen und diese bei ihren Einkäufen nutzen bzw. nicht nutzen, welche Faktoren das Verständnis und die Nut-zung beeinflussen und wie diese miteinander zusammenhängen. Des Weiteren ist von Inte-resse, wie die GDA Kennzeichnung von den (Spät )Aussiedlern und der restlichen deutschen Bevölkerung beurteilt wird und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen (Spät )Aussiedlern und der restlichen deutschen Bevölkerung hinsichtlich dieser Determinan-ten existieren. Es stellt sich auch die Frage, ob (Spät )Aussiedler eine eigenständige Ziel-gruppe für die Ernährungskommunikation darstellen und einen anderen Zugang als die rest-liche deutsche Bevölkerung benötigen.
Kontakt:Betke, Nelli
Telefon +49 431 880-4427, Fax +49 431 880-7308, E-Mail: nbetke@food-econ.uni-kiel.de

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