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Semester: SS 2023 

„Misunderstood Myth-Maker, or Meathead with a Movie Camera?“ – Zack Snyders Filme im Spiegel der Autorentheorie (050513)

Dozent/in
David Höwelkröger

Angaben
Seminar, 2 SWS, Module: MA-MW3 [MA Medienwissenschaft], 3S-NDL/Medien [BA Deutsch], FE-SL-MW [Fachergänzung]
Zeit und Ort: Do 12:15 - 13:45, LS8 - R.301
vom 13.4.2023 bis zum 6.7.2023

Inhalt
Regisseur Zack Snyder gilt als einer der kontroversesten Filmemacher des gegenwärtigen Hollywood Blockbuster-Kinos, wie nicht zuletzt das dieses Seminar betitelnde Zitat des Filmkritikers David Ehrlich verdeutlicht. Snyders Filme polarisieren: Zum einen wird betont, dass es, gerade in der heutigen populären Filmfranchise-Landschaft selten sei, dass Regisseure überhaupt noch Filme produzieren würden, die aufgrund ihrer filmischen Stilmittel eine/n bestimmten Regisseur:in als Urheber:in, bzw. deren eigene ‚Handschrift‘, erkennen ließe. In Bezug auf Snyder ist dies konkret zuletzt durch die im Unterhaltungsjournalismus viel rezipierte Produktionsgeschichte seines Director’s Cuts von JUSTICE LEAGUE (US 2021) diskutiert worden. Zum anderen wird gerade Snyders Machart häufig kritisiert. Insbesondere sein Hang zu – für das zeitgenössische Hollywood-Kino – drastischen Gewaltdarstellungen sowie seine klischeehaften Geschlechterbilder und die teilweise fragwürdigen reaktionären ideologischen Implikationen seiner Filme führen dabei zu Kontroversen. In diesem Seminar soll sich – vor dem Hintergrund dieser zwei möglichen Pole der Rezeption – entsprechend differenziert mit Zack Snyders filmischem Œuvre auseinandergesetzt werden. So wurde ihm zwar aufgrund seiner Adaptionen bekannter populärkultureller Werke, wie Zombie-Klassikern (DAWN OF THE DEAD [George A. Romero, US 1978]), oder Comics und Graphic-Novels (z.B. WATCHMEN [US 2009] und MAN OF STEEL [US/GB 2013]) die Bezeichnung des so genannten „Fanboy Auteurs“ (Scott 2013; Salter/Stanfill 2020, S. 107–124)‚ „blockbuster auteurs“ (vgl. Flanagan 2004) oder gar „vulgar auteurs“ (vgl. Tracy 2009; Hellerman 2021; Meyns 2021) verpasst. Somit wird ihm bereits von mehreren Seiten das Label des ‚auteurs‘ zugeschrieben. In diesem Seminar soll entsprechend über folgende Punkte diskutiert werden:
  • Wie lässt sich die Diskussion um Snyder auf die in den 50er Jahren in Frankreich geprägten ‚auteur‘-Theorie zurückführen?
  • Auf welche Weise lassen sich die oben genannten moderneren ‚auteur‘-Konzepte vielleicht zu einer ganzheitlichen Autorentheorie in Bezug auf Zack Snyder synthetisieren?
  • Inwieweit fabrizieren in der heutigen Filmkultur Studios selbst einen solchen Status des ‚auteurs‘ durch Paratexte?
  • Inwiefern schwingen Zack Snyders so genannte Blockbuster-Filme zwischen den Polen von Snyders individueller ‚Vision‘ und kommerziell verträglicher Einheitlichkeit durch ihre Betonung von Spektakel durch computergenerierte visuelle Effekte und Actionsequenzen? Lassen sich Zack Snyders Filme gar als eigenes Genre lesen? (vgl. Corrigan 1990 und 1991, S. 101–136; vgl. auch Ritzer 2020, S. 163)
Dazu werden auch Antworten auf die Fragen zu finden, sein, was Snyders filmische ‚Handschrift‘ überhaupt im Speziellen ausmacht, wie sie über seine Filmografie hinweg etabliert wurde und wo seine kreativen Einflüsse liegen. Nach einem Überblick über die historischen Ursprünge sowie möglichen Systematisierungsmethoden soll sich gegenwärtigen Ausprägungen der ‚auteur‘-Theorie gewidmet werden. Anschließend wird ein Ausflug in Zack Snyders Filmografie unternommen. Dabei sollen auch vergleichsweise abseitigere Filme wie LEGEND OF THE GUARDIANS: THE OWLS OF GA'HOOLE (US/AUS 2011), MICHAEL JORDAN’S PLAYGROUND (US 1990) sowie seine zahlreichen Werbespots und Musikvideos beleuchtet werden.

Hinweis: Wie oben bereits angedeutet, werden im Seminar Filme gesichtet, die Darstellung expliziter, stilisierter Gewalt enthalten. Im Kontext des Seminars sollen diese entsprechend filmwissenschaftlich thematisiert, analysiert, abstrahiert und eingeordnet werden. Spezifische Hinweise werden darüber hinaus für individuelle Sitzungen ausgesprochen und sind dem Seminarplan zu entnehmen.

Empfohlene Literatur
Caughie, John (Hg.) (2013): Theories of Authorship. London. Clayton, Sue/Curling, Jonathan (1979): “On Authorship.” In: Screen 20.1, S. 35–61. Corrigan, Timothy (1990): Corrigan, Timothy. “The Commerce of Auteurism: A Voice without Authority.” In: New German Critique, H. 49, S. 43–57.
Corrigan, Timothy (1991): A cinema without walls movies and culture after Vietnam. London [u.a.], S. 101–136.
Felix, Jürgen (2002): „Autorenkino.“ In: ders. (Hg.): Moderne Film Theorie. Mainz, S. 13–57.
Flanagan, Martin (2004): “‘THE HULK, AN ANG LEE FILM’. Notes on the blockbuster auteur”. In: New Review of Film and Television Studies, Jg. 2, H. 1, S. 19–35.
Frisch, Simon (2020): „Auteurismus: Film als Artefakt.“ In: Hagener, Malte, Pantenburg, Volker (Hgg): Handbuch Filmanalyse. Wiesbaden, S. 253–274.
Grant, Barry Keith (Hg.) (2008): Auteurs and authorship. A Film Reader. Maiden [u.a.].
Hellerman, Jason: Does ‘The Snyder Cut’ Prove Auteur Theory? URL: https://nofilmschool.com/zack-snyder-auteur-theory [zuletzt aktualisiert: 24.03.2021, zuletzt abgerufen: 26.01.2023].
Kael, Pauline (1963): “Circles and Squares.” In: Film Quarterly 16.3, S. 12–26.
Meyns, Michael: „Army of the Dead“ – Zombie’s Eleven. URL: https://diezukunft.de/review/film/army-dead-zombies-eleven [zuletzt aktualisiert: 23.05.2021, zuletzt abgerufen: 26.01.2023].
Ritzer, Ivo (2020): „Genre- und Autorentheorie.“ In: Stiglegger, Markus (Hg.): Handbuch Filmgenre. Wiesbaden, S. 155–169. Salter, Anastasia/Stanfill, Mel (2020): A Portrait of the Author as Fanboy. Jackson, S. 107–124.
Sarris, Andrew (1968): The American Cinema. Directors and Directions 1929–1968. New York, S. 19–37.
Scott, Suzanne (2013): “Dawn of the Undead Author. Fanboy Auteurism and Zack Snyder's ‚Vision’.” In: Gray, Jonathan/Johnson, Derek (Hgg.): A Companion to Media Authorship. Malden, S. 440–462.
Schulte, Christan (2021): „Politique des auteurs und die Theorie filmischer Autorschaft.“ In: Groß, Bernhard, Morsch, Thomas (Hgg): Handbuch Filmtheorie. Wiesbaden, S. 383–400.
Stewart, Garrett (1977): “Beyond the ‘auteur‘ theory.“ In: Quarterly Review of Film Studies 2.4, S. 510-523.
Stoddard, Helen (1995): „Auteurism and film authorship.” In: Hollows, Joanne/Jancovich, Mark (Hgg.): Approaches to popular film. Manchester [u.a.], S. 37–58.
Tracy, Andrew (2009): “Vulgar Auteurism. The Case of Michael Mann.“ In: Cinema Scope, H. 40, S. 25–30.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30

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