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Semester: SS 2023 

Aufbauseminar zur Geschichte der Neuzeit/Regionalgeschichtliche Übung: Wilde Heiden und Kulturträger: Die Rezeption der Ostsiedlung in Mecklenburg und Brandenburg im Vergleich (050103)

Dozent/in
Stefan Brenner, M.A.

Angaben
Seminar
Zeit und Ort: Mo 16:15 - 17:45, LS8 - R.126/128

Inhalt
Die deutsche mittelalterliche Ostsiedlung bzw. der Hochmittelalterliche Landesausbau in der Germania Slavica, um den in der modernen Forschungsliteratur favorisierten Begriff zu nennen, wurde als epochales historisches Phänomen im Laufe des 18. Jahrhundert „entdeckt“ und in der Folgezeit verstärkt Gegenstand geschichtswissenschaftlicher, aber auch philosophischer Abhandlungen. Nicht zufällig fällt dabei die zunehmende Auseinandersetzung mit der Ostsiedlung in die Epochen der Aufklärung, Romantik und schließlich des aufkommenden Nationalgedankens deren jeweiliger Zeitgeist spürbaren Einfluss auf die Interpretation und Bewertung der Ostsiedlung und angrenzender Ereignisse ausgeübt hat. Welche Deutungshorizonte an diesen mittelalterlichen Migrationsprozess im 18. und 19. Jahrhundert herangetragen, welche Bilder von Deutschen und Slawen dabei gezeichnet wurden und inwiefern diese stets als Produkt ihrer Gegenwart zu verstehen sind und zugleich produzierend auf selbige einwirkten, gilt es gleichermaßen zu adressieren. Wie andersartig bzw. ähnlich diese Interpretationsweisen dabei aussehen und wie sich diese Narrative mitunter regional unterscheiden konnten, soll anhand eines Vergleichs zwischen der mecklenburgischen und brandenburgischen Ostsiedlungs-Historiographie erarbeitet werden. Ein Basisverständnis des mediävistischen Phänomens „Ostsiedlung“ wird dabei weitestgehend vorausgesetzt oder muss sich im Vorfeld des Seminars angeeignet werden. Regelmäßige und aktive Mitarbeit, die Bereitschaft zur intensiven Literaturlektüre am Original sowie die Übernahme eines Referats oder Protokolls sind Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar.

Empfohlene Literatur
Wolfgang Wippermann, Der „deutsche Drang nach Osten“. Ideologie und Wirklichkeit eines politischen Schlagwortes (Impulse der Forschung 35), Darmstadt 1981; Ders., Der Ordensstaat als Ideologie. Das Bild des Deutschen Ordens in der deutschen Geschichtsschreibung und Publizistik (Einzelveroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin 24; Publikationen zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen 2), Berlin 1979; Ders., Die Ostsiedlung in der deutschen Historiographie und Publizistik. Probleme, Methoden und Grundlinien der Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg, in: Germania Slavica, Bd. 1, hg. von Wolfgang Fritze (Berliner Historische Studien 1), Berlin 1980, S. 41–69; Jorg Hackmann und Christian Lubke, Die mittelalterliche Ostsiedlung in der deutschen Geschichtswissenschaft, in: Historiographical Approaches to Medieval Colonization of East Central Europe. A Comparativ Analysis Against the Background of other European Inter-Ethic Colonization Processes in the Middle Ages, hg. von Jan Piskorski (East European Monographs 611), Boulder 2002, S. 179–218; Gerard Labuda, The Slavs in Nineteenth Century German Historiography, in: Polish Western Affairs 10 (1969), Nr. 2, S. 177–234.

Zusätzliche Informationen
Erwartete Teilnehmerzahl: 30

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