Captain Nicholas Sloane erhält Deutschen Meerespreis 2015
Südafrikanischer Bergungsspezialist wird am Kieler GEOMAR für die erfolgreiche Bergung des Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia vor der italienischen Küste geehrt
Captain Nicholas (Nick) Sloane ist Berufsoptimist. Auch wenn die Aufgabe noch so kompliziert ist, glaubt er an eine erfolgreiche Lösung. Dabei ist er auf mögliche Risiken stets vorbereitet. Und in seinem Job gibt es davon viele. Nick Sloane ist ein weltweit gefragter Spezialist für Schiffsbergungen. Wenn ein Schiff brennt, im Sturm auf einen Felsen läuft oder manövrierunfähig im Meer treibt, klingelt das Telefon des 53-jährigen Südafrikaners. So auch im Falle der vor der italienischen Insel Giglio havarierten Costa Concordia. Das knapp 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff lief dort am 13. Januar 2012 auf Grund und sank mit 65 Grad Schlagseite auf einen Felsen. Bei dem Unglück verloren 32 der mehr als 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder ihr Leben, darunter 12 Deutsche. In den folgenden 30 Monaten organisierte Sloane mit mehr als 500 Mitarbeitern einen der längsten, kompliziertesten und mit Kosten von etwa 1,5 Mrd. Euro teuersten Bergungseinsätze der Geschichte. Der erfolgreiche Einsatz endete am 27. Juli 2014 mit dem Eintreffen des aufgerichteten Schiffwracks im italienischen Hafen Genua. Mit der von Nick Sloane umsichtig geleiteten Aktion konnte nicht zuletzt auch eine größere Umweltkatastrophe in dem sensiblen Meeresgebiet vor der italienischen Urlaubsinsel verhindert werden.
In Anerkennung dieser Leistungen erhält Captain Nicholas Sloane den mit 20.000 Euro dotierten Deutschen Meerespreis 2015. Die gemeinsam vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und der Deutschen Bank AG ausgelobte Auszeichnung wird am 4. Mai unter der Schirmherrschaft des schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten Torsten Albig verliehen. An dem Festakt am GEOMAR nehmen knapp 300 geladene Gäste aus dem In- und Ausland, darunter der Kieler Oberbürgermeister sowie die Botschafter Südafrikas und Italiens teil.
„Das Unglück der Costa Concordia zeigt uns, wie schnell und verheerend sich menschliche Fehler gerade auf den Weltmeeren auswirken können“, sagt GEOMAR Direktor Professor Peter Herzig. „Nick Sloane hat mit seinem Team nicht nur eine riesige technische Herausforderung erfolgreich bewältigt, sondern auch einen immensen Umweltschaden vor der italienischen Küste vermieden“, so Herzig weiter. Dies sei für das GEOMAR als Meeresforschungseinrichtung natürlich ein ganz besonderes Anliegen, so der GEOMAR-Direktor.
Burkhard Baum, Mitglied der Regionalleitung der Deutsche Bank AG für den Raum Hamburg / Schleswig-Holstein und Sprecher der Geschäftsleitung in Kiel, würdigt ebenfalls die Bedeutung von Sloanes Bergungsaktion. „Die herausragende Fähigkeit von Nicholas Sloane ist, neben seiner fachlichen Kompetenz, ein so großes Team erfolgreich zu führen. Trotz aller Schwierigkeiten bei der Bergung haben er und sein Team das Unmögliche möglich gemacht und die Aktion zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Dafür zolle ich ihm meinen höchsten Respekt“.
Für Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig, Schirmherr des Deutschen Meerespreises, kann Sloanes Leistung gar nicht hoch genug bewertet werden: „Trotz bester Ausbildung und hoher Sicherheitsstandards wird es eine 100-prozentige Sicherheit im Schiffsverkehr nie geben, denn menschliches Versagen ist häufig die Hauptursache für Schiffsunglücke. Darum ist es gut zu wissen, dass es Experten wie Nick Sloane gibt, die unter höchstem persönlichen Einsatz die Folgen solcher Katastrophen in Grenzen halten.“
In der vom italienischen Botschafter Pietro Benassi verlesenen Laudatio des Direktors des italienischen Katastrophenschutzes, Franco Gabrielli, würdigte dieser die ausgesprochen angenehme und professionelle Zusammenarbeit mit Nicholas Sloane und seinem Team. Die Koordination mit den vielen beteiligten Behörden und Unternehmen habe außerordentlich gut funktioniert. Die italienische Regierung sei sehr dankbar, dass der Schaden durch die Katastrophe, trotz der 32 zu beklagenden Menschenleben, durch die erfolgreiche Bergung noch begrenzt werden konnte.
In einer ersten Reaktion sagt Captain Nicholas Sloane „Es ist für mich eine große Ehre, diesen Preis, auch stellvertretend für die beteiligte Bergungsindustrie, entgegen nehmen zu dürfen. Ich möchte mich ausdrücklich bei allen Beteiligten bedanken, ganz besonders aber natürlich bei meiner Familie, die mit viel Geduld und Verständnis meine lange Abwesenheit ertragen hat“, so Sloane weiter.
Ansprechpartner:
Dr. Andreas Villwock (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2802, presse(at)geomar.de