In Kooperation mit nationalen und internationalen Partnern werden am GEOMAR die Umwelteigenschaften im Arktischen Ozean in der jüngeren geologischen Vergangenheit untersucht. Auf vielen Expeditionen mit dem deutschen Forschungseisbrecher "Polarstern" und anderen eisbrechenden Forschungsschiffen wurden Sedimentkerne (Abb. 1) aus den arktischen Teilbecken, von untermeerischen Rücken und von zirkum-arktischen Kontinentalhängen gewonnen. Farbe, Zusammensetzung und geochemische Parameter der Sedimentabfolgen und ihrer Komponenten spiegeln die Veränderlichkeit wichtige Umwelteigenschaften des Ozeans wider. Am ehemaligen IFM-GEOMAR (heute GEOMAR) konnte daraus die Geschichte der arktischen Eisdecke, der obersten Wassermassen und des Süßwasserzustroms aus dem nördlichen Europa und Asien während der letzten 200.000 Jahre rekonstruiert werden (Abb. 2). Hohe Gehalte an planktischen Einzellern ("Foraminiferen") sind ein Anzeiger für eine zumindest saisonal aufgelockerte Eisdecke und einen Einstrom von Atlantikwasser in die Arktis, entsprechend dem heutigen "Golfstrom". Große Mengen von grobem, eistransportiertem Gesteinsmaterial in den Ablagerungen deuten auf entsprechend viele Eisberge, die von kalbenden großen Eisschilden abbrachen. Schließlich gibt die isotopische Zusammensetzung der kalkschaligen Plankton-Foraminiferen Hinweise auf den Zustrom von Süßwasser aus schmelzenden Gletschern und der Entleerung von Eisstauseen. Die gute zeitliche Übereinstimmung zwischen den maringeologischen Daten aus dem Arktischen Ozean und der von anderen Arbeitsgruppen an Land untersuchten Geschichte des Aufbaus und Zerfalls der Eisschilde (Abb. 2) weist auf eine enge klimatische Kopplung zwischen Land und Meer.
Weitere Arbeiten im zentralen Arktischen Ozean beschäftigen sich mit den Umwelteigenschaften der Arktis während der letzten Warmzeit vor ca. 125.000 Jahren, dem Süßwasserausstrom von Nordsibirien während des letzten Eiszeit-Warmzeit-Übergangs vor ca. 10-15.000 Jahren, und der Variabilität des Atlantikwassereinstroms und der Eisgrenze in der seit 10.000 Jahren andauernden Warmzeit des Holozäns.