Auf der Ostsee und an der Steilküste
Schüler erlebten während der Osterferien Forschung live am GEOMAR
Ein Dutzend neugierige Gesichter beugt sich über eine Greiferschaufel mit einem Haufen Schlamm darin. Was lebt am Grund der Ostsee? Dann kommt das Fangnetz, die Dredge, an Deck der ALKOR. Muscheln, Schnecken, Krebse, Algen, Seesterne – allerlei Meereslebewesen wollen sortiert und genau betrachtet werden. Die kleinsten von ihnen werden erst im Labor unter dem Mikroskop sichtbar. Und für alle kennt Heidi Gonschior, Lehrassistentin am GEOMAR, den lateinischen Artnamen. Die Mädchen und Jungen aus Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein sind beeindruckt – und ein weiteres Mal in ihrem Wunsch bestärkt, Meeresbiologie zu studieren. Mit Hilfe eines Leitfadens üben sie sich selbst in der Bestimmung und zeichnen die Tiere und Pflanzen aus der Ostsee nach.
Weitere Einblicke in die aktuelle Forschung des GEOMAR erhielten sie bei einem Rundgang durch Labore, das Aquarium, die Aquakultur-Halle, die Benthokosmen-Anlage an der Kiellinie und das Technik- und Logistikzentrum am GEOMAR-Standort Ostufer. Der Tauchroboter ROV KIEL 6000, der Proben und Daten in bis zu 6000 Metern Wassertiefe sammeln kann, faszinierte die Schüler besonders. Wie Wissenschaftler das Großgerät nutzen, um sich einen Eindruck vom Meeresboden zu verschaffen, verdeutlichten Filme von verschiedenen Forschungsfahrten. "Das Interesse der Schüler war wirklich sehr groß, und es gab an allen Stationen viele Fragen zu beantworten", berichtet Organisatorin Ilona Oelrichs vom GEOMAR. "Eine bemerkenswerte Gruppe!"
Zeitgleich arbeiten 12 weitere Schüler im Sedimentkernlabor des GEOMAR an der Analyse und Darstellung von Daten, die sie in eigenen Modellexperimenten gemessen haben. Die geologische Osterschule des Kieler Sonderforschungsbereichs (SFB) 574 „Volatile und Fluide in Subduktionszonen“ beleuchtet die geodynamische Prozesse, die in Subduktionszonen, bei Vulkanausbrüchen und bei Erdbeben auftreten. Nach einführenden Vorträgen von Doktoranden des SFB über Plattentektonik, Vulkanismus und submarine Hangrutschungen untersuchen die Acht- und Neuntklässler die treibenden Kräfte dieser Prozesse in speziell dafür entworfenen Experimenten. Besonders faszinierend findet die 15-jährige Madeleine aus Weissachtal bei Stuttgart, wie in ihrem Versuchsaufbau unterschiedliche geologische Verwerfungen gebildet werden, wenn sie Sand, Mehl oder Grieß als „Erdboden“ benutzen. Dass für ein Studium der Geowissenschaften auch Mathe und Physik wichtig sind, stellen die Teilnehmer fest, als sie die Ergebnisse ihres Erdbebensimulationsversuchs grafisch darstellen und erklären müssen. Es wird aber nicht nur naturwissenschaftlich gearbeitet sondern auch ein bisschen gebastelt: Mit kiloweise Knetmasse werden Erdplatten maßstabsgetreu modelliert um später auch die Bewegung der Erdplatten über verschiedene, geologische Zeitspannen hinweg zu simulieren. Gefragt, ob sie den 36-stündigen Kurs als Ferienalternative nicht doch recht anstrengend findet, antwortete Silvia, 14, aus der Max-Planck-Schule in Kiel: „Mich interessiert das Thema und ich habe Spaß bei den Experimenten. Da stört mich nicht, dass es auch viel Arbeit ist“. Und Dr. Sally Soria-Dengg, Leiterin der geologischen Osterschule, fügt erleichtert hinzu: „Solche Äusserungen machen den Aufwand für die Vorbereitung und Organisation der Osterschule schnell wieder wett.“
Ansprechpartner:
Ilona Oelrichs, Tel.: 0431 600-1588, ioelrichs@geomar.de
Dr. Sally Soria-Dengg, Tel.: 0431 600-4038, sdengg@geomar.de