BIOACID Kick-off
27.10.2009/Kiel. Am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) kommen in dieser Woche mehr als 100 Wissenschaftler zum ersten Expertentreffen im Rahmen von BIOACID zusammen. BIOACID ist das weltweit erste nationale Forschungsprogramm zur Ozeanversauerung. Es soll die möglichen Folgen der zunehmenden Ozeanversauerung auf marine Ökosysteme abschätzen.
Welche Folgen hat die Ozeanversauerung auf die im Meer lebenden Organismen – die winzigen Einzeller, die Fische und Korallen oder die Wale? Passen sich Pflanzen und Tiere den sich wandelnden Bedingungen an? Welche Prozesse verhindern oder begünstigen diese Anpassung? Welche Konsequenzen ergeben sich für das Ökosystem Meer und für unser Klima? Fragen wie diese will das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt BIOACID (Biological Impacts of Ocean ACIDification, Biologische Einflüsse der Ozeanversauerung) beantworten. Unter der Federführung des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel arbeiten Meeresbiologen, -chemiker und -physiker vereint mit Molekularbiologen, Paläontologen, Medizinern und Mathematikern fachübergreifend zusammen.
Ziel des vom 27. bis 29. Oktober 2009 stattfindenden Treffens ist es, die Vernetzung der geplanten Forschungsaktivitäten und deren Integration in nationale und internationale Forschungsvorhaben voranzutreiben. Mehr als 100 Experten aus 14 Partnerinstituten werden in BIOACID in disziplinübergreifenden Forschungsprojekten kooperieren. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Heimatmeeren Nord- und Ostsee, sowie durch Ozeanversauerung besonders bedrohten Ökosystemen in den Polargebieten und den Tropen.
„Die Ozeanversauerung stellt eine nachhaltige Veränderung der marinen Umwelt dar, die die Organismen in dieser Geschwindigkeit noch nicht erlebt haben“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Ulf Riebesell vom IFM-GEOMAR. „Was dies für die marinen Ökosysteme bedeutet, ist bisher kaum bekannt“, so Riebesell weiter. „Mit BIOACID bündeln wir die Expertise, die wir in Deutschland zu diesem Thema besitzen, um so schneller Antworten auf die vielen noch offenen Fragen zu bekommen. Ich freue mich, dass wir nun endlich anfangen können“.
Das mit 8,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt ist zunächst über einen Zeitraum von drei Jahren angelegt. Von der Gesamtfördersumme fließen 2,5 Millionen Euro an das Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, das das Projekt koordiniert.
Hintergrundinformationen:
Die zunehmende Versauerung der Ozeane durch von Menschen gemachtes Kohlendioxid lässt sich bereits heute zweifelsfrei belegen. Die Geschwindigkeit, mit der der Säuregrad des Meerwassers aktuell steigt, ist dabei beispiellos in den vergangenen 20 Millionen Jahren. Welche weitreichenden Konsequenzen dieser Prozess für die Ökosysteme im Meer und damit auch für den Menschen birgt, ist allerdings noch weitgehend unklar. Von der Fischerei bis hin zum Tourismus – viele Wirtschaftsbranchen, die ihren Lebensunterhalt vom Meer erzielen, werden von der Entwicklung betroffen sein.
Das deutsche Verbundprojekt BIOACID wird mit einem in Großbritannien im Jahr 2010 beginnenden nationalen Forschungsprogramm zur Ozeanversauerung eng zusammenarbeiten. Auch in den USA ist man bemüht, das dort in Vorbereitung befindliche Forschungsprogramm zur Ozeanversauerung mit den europäischen Programmen abzustimmen und zu vernetzen. Dass Deutschland bei der Erforschung der Ozeanversauerung eine Vorreiterrolle einnimmt, kommt nicht von ungefähr. Bereits 2006 hat der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) in einem Sondergutachten auf die Gefährdung der marinen Ökosysteme durch die zunehmende Versauerung des Meeres hingewiesen. Auch bei der Entwicklung und Umsetzung des EU Projekts zur Ozeanversauerung, EPOCA, spielen deutsche Wissenschaftler eine führende Rolle.
Projektpartner:
• Koordination: Leibniz-Institut für Meereswissenschaften IFM-GEOMAR, Kiel
• Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven
• Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
• Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
• Jacobs-University, Bremen
• Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin
• Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
• Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen
• PreSens Precision Sensing GmbH, Regensburg
• Ruhr-Universität Bochum
• Universität Bremen
• Universität Hamburg
• Universität Rostock
• Westfälische Wilhelms - Universität Münster
Ansprechpartner:
Maike Nicolai (Öffentlichkeitsarbeit), Tel: 0431-600 2807, mnicolai@geomar.de