Das Aufbrechen des Atlantiks besser verstehen
MagellanPlus Workshop am GEOMAR bereitet Fahrtanträge im Rahmen des IODP vor
30.05.2018/Kiel. Vor etwa 60 Millionen Jahren, als der Atlantik noch deutlich kleiner war als heute, entstand in seinem Norden ein riesiges Lava-Plateau, dessen Fläche etwa dreieinhalb Mal der des heutigen Deutschlands entsprach. Später zerrissen tektonische Prozesse dieses Plateau wieder. Letzte Reste sind unter anderem die beeindruckenden Basalt-Strukturen von Fingal’s Cave auf der schottischen Insel Staffa oder Giant‘s Causeway in Nordirland. Die Erforschung dieses Lavaplateaus könnte Informationen darüber liefern, welche Prozesse damals beim Aufbrechen des Ozeanbeckens abliefen und wie sie das Klima beeinflussten, dass sich währenddessen um fünf bis sechs Grad erwärmte.
Diese Woche trafen sich mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus neun Ländern am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel zum „MagellanPlus“-Workshop, um neue Forschungsprojekte rund um das nordatlantische Lavaplateau zu besprechen. Ziel des Workshops war es, Expeditionsanträge im Rahmen des International Ocean Discovery Program (IODP) vorzubereiten. „Es gibt eine gute Datengrundlage, weil das Ocean Drilling Program, ein Vorgängerprogramm des IODP, bereits in den 1980er und 1990er Jahren Bohrexpeditionen unternommen hat, die sich mit dem Öffnen des Atlantik-Beckens beschäftigt haben“, erklärt Workshop-Organisator Prof. Dr. Christian Berndt vom GEOMAR. Seit den damaligen Expeditionen sind viele neue geophysikalische Daten aus dem Nordatlantik gewonnen worden, die einen neuen Blick auf die alten Proben erlauben und damit neue Forschungsansätze ermöglichen. „Der Workshop war sehr produktiv und wir haben eine ganze Reihe neuer Ideen besprochen, die jetzt in internationaler Kooperation konkretisiert werden müssen“, resümiert Professor Berndt.
Das International Ocean Discovery Program (IODP) untersucht mittels Tiefbohrungen in den Ozeanboden Fragen rund um die Themen Erdbeben, Hangrutschungen unter Wasser, Vulkanismus, Plattentektonik und Leben im tiefen Untergrund. Es nutzt dafür vor allem das US-amerikanische Bohrschiff JOIDES RESOLUTION und das japanische Bohrschiff CHIKYU. Zusammen mit den Vorgängerprogrammen Deep Sea Drilling Project (DSDP, 1966-1983), Ocean Drilling Program (ODP, 1983-2003) und Integrated Ocean Drilling Program (IODP, 2003-2013) ist es das längste noch aktive geowissenschaftliche Forschungsprogramm der Welt.