Das Phytoplankton in einem wärmeren Ozean
Die Biologische-Ozeanographin Prof. Dr. Katherine Richardson von der Universität Kopenhagen hält Marie-Tharp Lecture for Ocean Research am GEOMAR
22.9.2017/Kiel. Das Phytoplankton, bestehend aus winzigen Einzellern im Meer, trägt mindestens zur Hälfte der globalen Primärproduktion bei und stellt damit die Hälfte des Sauerstoffs zur Verfügung, den wir als Menschen zum Atmen benötigen. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass sich die Primärproduktion im Meer aufgrund des Klimawandels verändert, was dramatische Folgen für alle marinen Nahrungsnetze, biogeochemische Stoffflüsse und letztendlich für den Menschen hätte. Verlässliche Schätzungen der Primärproduktionen besonders im Zusammenhang mit dem globalen Wandel sind daher unerlässlich.
Mit Hilfe vieler Beobachtungsdaten und Modellsimulationen versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Anteil der globalen Primärproduktion aus den Ozeanen zu erfassen und zu verstehen. Eine Expertin auf diesem Gebiet ist die US-amerikanische Biologische-Ozeanographin Prof. Dr. Katherine Richardson von der Universität Kopenhagen. Prof. Richardson stellte gestern im Rahmen der Marie-Tharp Lecture Series for Ocean Research (MTLS) ihre neuesten Ergebnisse am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel vor.
Prof. Richardson studierte zunächst an der Harvard University (Massachusetts, USA) und promovierte dann and der University of North Wales (UK). Danach ging sie als Postdoktorandin zunächst an die Universität Umeå in Schweden, an die University of Wales und die University of Dundee in Schottland, ehe sie sich 1983 in Dänemark am Danish Institute of Fisheries niederließ. Hier absolvierte sie eine institutionelle Karriere, wurde 1988 Leiterin des Department of Marine and Coastal Ecology und 1996 die wissenschaftliche Direktorin. 1998 wurde Katherine Richardson als Professorin an die Universität von Aarhus berufen und war dort von 2002 bis 2007 die Prorektorin und von 2007 bis 2012 die Vizedekanin. Mittlerweile ist sie Professorin der Biologischen Ozeanographie an der Universität Kopenhagen und Leiterin des dortigen Sustainability Science Centers. Im Laufe ihrer Karriere hat sie über 100 wissenschaftliche Publikationen und Buchkapitel veröffentlicht.
Katherine Richardson arbeitet außerdem in wichtigen nationalen und internationalen Gremien im Bereich der Klimaforschung. Sie war Vorsitzende der ‘Danish Commission on Climate Change Policy’, welche den Plan zur Entfernung von fossilen Brennstoffen aus dem dänischen Energie- und Transportsektor entwickelt hat, auf dem die aktuelle dänische Energiestrategie aufbaut. Sie ist Mitglied des ‚Danish Council on Climate Change’ und Mitglied des ‘United Nations Scientific Panel’, um den ‘Global Sustainable Development Report’ zu entwerfen, der 2019 publiziert wird.
In ihrem Vortrag präsentierte Prof. Richardson einen öko-physiologischen Ansatz zur Erfassung der globalen Primärproduktion, welcher makroökologische Muster der Phytoplankton-Photosysnthese durch alle Schichten der Wassersäule einbezieht. Aufgrund ihrer bisherigen Forschungen kommt Richardson zu dem Schluss, dass die Erwärmung der oberen Wasserschichten nicht unbedingt zu einer Verringerung der Primärproduktivität im Ozean führen muss. Außerdem stellte sie Hinweise vor, dass nährstoffarme Regionen des Ozeans wahrscheinlich weitaus produktiver sind als bislang angenommen.
Die „Marie Tharp Lecture Series“ wird vom Women's Executive Board (WEB) des GEOMAR veranstaltet. Dazu lädt das WEB international renommierte Wissenschaftlerinnen ein, die einerseits ihre wissenschaftlichen Arbeiten in Kiel präsentieren, gleichzeitig aber auch als Vorbild für Nachwuchswissenschaftlerinnen dienen. Wie auch bei den vergangenen Vorträgen fand im Anschluss an den öffentlichen Fachvortrag ein Get-Together nur für Wissenschaftlerinnen statt. Dort können sich junge Forscherinnen mit den erfahreneren Kolleginnen austauschen und mögliche Karrierepfade diskutieren.
Weitere Informationen und Kontakt:
www.geomar.de/go/web Das Women's Executive Board des GEOMAR