Den Veränderungen im Ozean auf der Spur
Annette Barthelt-Stiftung zeichnet drei junge Meeresforscherinnen für Arbeiten zur Ozeanversauerung, biogeochemischen Spurenstoffanalysen und Biodiversität aus
Eigentlich ist es ein Grund zum Feiern: In diesem Jahr verleiht die Annette Barthelt-Stiftung zum 25. Mal Preise an Nachwuchs-Meereswissenschaftler für herausragende Forschungsarbeiten. Doch wie bei jeder Preisverleihung gehört auch im Jubiläumsjahr nicht nur Freude, sondern auch das Gedenken an den tragischen Tod von vier jungen Forscherinnen und Forschern im Jahr 1987 zur Festveranstaltung. Damals explodierte in der ostafrikanischen Hafenstadt Dschibuti in einem Café ein Sprengsatz. Insgesamt fielen 13 Menschen dem Anschlag zum Opfer, darunter auch Annette Barthelt, Marco Buchalla, Hans-Wilhelm Halbeisen und Daniel Reinschmidt vom damaligen Kieler Institut für Meereskunde. Vier weitere Wissenschaftler des IfM erlitten schwere Verletzungen, unter deren Folgen sie bis heute leiden. Sie alle standen kurz davor, mit dem Forschungsschiff METEOR zu einer wissenschaftlichen Expedition in den Indischen Ozean auszulaufen.
Zum Gedenken an die Tat gründeten Überlebende, Angehörige und Freunde die Annette Barthelt-Stiftung e.V. „Wir wollen die so tragisch ums Leben gekommenen Kolleginnen und Kollegen nie vergessen. Und wir wollen immer wieder daran erinnern, welche Folgen Terror für einzelne Menschen und für die Gesellschaft haben kann. Aber wir wollen auch optimistisch in die Zukunft schauen und jungen Menschen helfen, unsere Erde besser zu erforschen und dabei Grenzen des Wissens, aber auch der Kulturen zu überwinden“, sagt Prof. Dr. Wolf-Christian Dullo, Vorsitzender der Annette Barthelt-Stiftung. „Mit dem Annette Barthelt-Preis für Meeresforschung leisten wir dazu einen kleinen Beitrag.“
Die Preisträger 2014 kommen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sowie vom Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung in Hamburg.
Dr. Andrea Frommel wird für ihre Dissertation ausgezeichnet, die sie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel angefertigt hat. Die Arbeit mit dem Titel „Effects of ocean acidification on the growth and development of cod larvae (Gadus morhua)” widmet sich den möglichen biologischen Folgen der Ozeanversauerung auf die Jugendstadien von Norwegischem und Ostseedorsch. Für den Norwegischen Dorsch fand sie heraus, dass die Phase von älteren Larven zu juvenilen Fischen besonders sensibel auf CO2 reagiert, was erstmalig zeigt, dass die Ozeanversauerung nicht nur ein Problem für kalkbildende Wirbellose darstellt. Frau Frommel arbeitet als PostDoc der Universität Göteborg im Sven Lovén Center Tjärnö.
Dr. Kathrin Wuttig hat ihre Dissertation ebenfalls am GEOMAR angefertigt. In ihrer Arbeit mit dem Titel „Manganese biogeochemistry in the sunlit ocean“ untersucht Frau Dr. Wuttig die Verteilung, Quellen und Senken sowie die Reaktionsmechanismen und den Kreislauf des biologisch essentiellen Mikronährstoffes Mangan (Mn) im östlichen tropischen Atlantik und in einem Mesokosmenexperiment im Mittelmeer. Zentral bei diesen Untersuchungen sind die sehr anspruchsvollen Beprobungs- und Analysemethoden, wobei sie etablierte Methoden für ihre Zwecke weiterentwickelt und optimiert hat. Ihre Forschungsergebnisse leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis biogeochemischer Kreisläufe und den Effekt veränderter Umweltbedingungen. Dr. Wuttig hat zurzeit eine PostDoc-Anstellung in der Chemischen Ozeanographie am GEOMAR.
Sarah Schnurr wird für ihre Masterarbeit ausgezeichnet, die sie an der Universität Hamburg im Bereich Marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaften angefertigt hat. In ihrer Arbeit mit dem Titel „Distribution of selected species of Munnopsidae Lilljeborg, 1864 (Crustacea, Isopoda Asellota) around Iceland linked to long-term oceanographic data“ hat sich die Biologin die Diversität, Artzusammensetzung und Artverbreitung von ausgewählten Gattungen der Munnopsidae Lilljeborg, 1864 (typische Gruppe von Tiefseeasseln) aus den Gewässern um Island analysiert. Dabei hat sie Daten der klassischen Taxonomie und ozeanographische Daten in ein Modell eingespeist und die resultierenden Ergebnisse analysiert und beurteilt. Sarah Schnurr ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am DZMB in Hamburg beschäftigt.
Die Preise sind mit einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsstipendium in Höhe von jeweils 3.000 Euro verbunden. Die Preisträger stellen ihre Arbeiten im Rahmen des Festaktes vor.
In seinem Festvortrag geht Prof. Dr. Gerhard Bohrmann vom Forschungszentrum MARUM der Universität Bremenauf das Thema Methanhydrate aus dem Meer ein und beleuchtet die Chancen dieses Energieträgers als zukünftige Energiequelle.
Hochauflösende Bilder:
Preisträgerinnen Dr. Kathrin Wuttig (l) und Sarah Schnurr (r). Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Preisträgerin Dr. Andrea Frommel wurde aus Brasilien zugeschaltet. Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Preisträgerin Dr. Kathrin Wuttig mit Prof. Dr. Wolf-Christian Dullo. Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Preisträgerin Sarah Schnurr mit Prof. Dr. Wolf-Christian Dullo. Foto: A. Villwock, GEOMAR.
Kontakt:
Jan Steffen (Kommunikation & Medien), Tel: 0431-600-2811, jsteffen(at)geomar.de