Deutsch-Kanadische Sommerschule am GEOMAR
HOSST- und TOSST-Doktorandinnen und -Doktoranden beschäftigen sich mit „Multi-use conflicts in an industrialized coastal zone“
19.06.2017/Kiel. Der Nordatlantik ist nicht nur Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen oder Schauplatz wichtiger klimatischer Prozesse. Er ist auch ein Wirtschaftsraum, der von einem hohen Grad an Industrialisierung geprägt ist. An seinen Küsten wechseln sich Städte, Häfen und Industrieanlagen mit Tourismuszielen und naturbelassenen Abschnitten ab. Die Konflikte, die aufgrund so unterschiedlicher Nutzungsarten entstehen können, standen im Mittelpunkt einer zweiwöchigen Sommerschule, zu der sich 22 Doktorandinnen und Doktoranden der Meereswissenschaften aus Kiel und aus dem kanadischen Halifax vom 5. bis 16. Juni am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel getroffen haben.
Sie alle promovieren im Rahmen der deutschen Graduiertenschule HOSST (Helmholtz Graduate School Ocean System Science and Technology) und der kanadischen Graduiertenschule TOSST (Transatlantic Graduate School Ocean System Science and Technology) in unterschiedlichen Disziplinen der Meeresforschung. Im Rahmen von HOSST / TOSST arbeiten sie daran, verschiedene Aspekte des komplizierten Systems Nordatlantik besser zu verstehen.
Während der zweiwöchigen Sommerschule standen neben Vorträgen und Workshops von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des GEOMAR, der Universität Kiel, der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung sowie von NGO’s zu Themen wie Munition im Meer, Off-Shore-Windparks oder auch Meeresschutzgebiete auch mehrere Exkursionen auf dem Programm. So besuchte die international zusammengesetzte Gruppe eine Muschelfarm an der Kieler Förde und lernte den Gebrauch verschiedener ozeanographischer und meeresgeologischer Geräte an Bord des Kieler Forschungsschiffs ALKOR kennen. Während einer Exkursion nach Sylt informierten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über Prozesse und Folgen von Küstenerosion. Ein Besuch am Deutschen Elektronensynchrotron (DESY) in Hamburg rundete das Programm ab.
Das Schwerpunktthema „Multi-use conflicts in an industrialized coastal zone“ bearbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Gruppenarbeit in gemischten deutsch-kanadischen Teams. Jedes Team war aufgefordert, Management-Empfehlungen für einen Bereich der Nordatlantikküste, der von Menschen stark beeinflusst ist, unter Berücksichtigung verschiedenster Interessengruppen zu entwickeln. Die Ergebnisse stellten Sie am Freitag vor internem und externem Publikum vor, zu dem auch Experten wie Dr. Tim Packeiser vom WWF und der Schweizer Klimaforscher Prof. Thomas Stocker gehörten.
„Im Alltag arbeiten natürlich alle Doktorandinnen und Doktoranden an ihrer speziellen Forschungsaufgabe. Diese Themen kommen in den Graduiertenschulen HOSST und TOSST aus sehr unterschiedlichen Fachbereichen“, sagt HOSST-Sprecher Prof. Dr. Wolf-Christian Dullo vom GEOMAR, „mit den jährlichen Sommerschulen wollen wir darüber hinaus eine fachübergreifende Vernetzung fördern, die auch für den späteren Berufsweg ein großer Vorteil sein kann.“
Die Graduiertenschulen HOSST existiert seit 2012. Die Helmholtz-Gemeinschaft fördert das Programm am GEOMAR und an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Das kanadische Gegenstück TOSST erhielt im April 2013 die Förderungsbewilligung von der kanadischen Regierung (NSERC CREATE Funds) und ist an der Dalhousie University (Halifax) angesiedelt. Alle Stipendiaten und Stipendiatinnen haben je eine Betreuungsperson in Kiel und eine in Halifax.
„Die diesjährige Sommer-Schule in Kiel war ein voller Erfolg. Die Doktoranden hatten Gefallen daran, ihren wissenschaftlichen und kulturellen Horizont zu erweitern. Sie haben ihr Bewußtsein über den Grad der Gefährdung der Ozeane vertieft und den Wert von interdisziplinärer und internationaler Zusammenarbeit geschätzt“, resümiert die HOSST-Koordinatorin Dr. Christel van den Bogaard vom GEOMAR