Das russische Forschungsschiff VIKTOR BUYNITSKIY passiert während der deutsch-russischen Expedition TRANSDRIFT XXI auf dem Weg in die Laptewsee in einem Konvoi die vereiste Wilkizkistraße. Der gleiche Weg ist auch für die aktuelle Expedition TRANSDRIFT XXII geplant. Foto: Georgi Laukert, GEOMAR
Ein Observatorium wird in der Laptewsee installiert. Diese Observatorien sollen während der aktuellen Expedition geborgen und gewartet werden. Foto: Georgi Laukert, GEOMAR
Dr. Benoit Thibodeau mit dem neu entwickelten Wasserprobensammler. Vor einem jahr haben die Wissenschaftler das Gerät in der Laptewsee installiert. Jetzt wollen sie es gefüllt mit Wasserproben wieder bergen. Foto: H. Kassens, GEOMAR

Deutsch-russische Arktis-Expedition startet

Binationales Forscherteam will die Auswirkungen des Klimawandels in der Laptewsee untersuchen

03.09.2013/Kiel. Im russischen Weißmeer-Hafen Archangelsk startet heute ein deutsch-russisches Forscherteam zu einer Expedition in die zentralsibirische Laptewsee. Ziel der Forschungsfahrt ist ein besseres Verständnis der Auswirkungen des Klimawandels auf das Nordpolarmeer. Die Expedition mit dem Titel TRANSDRIFT XXII baut auf einer über 20-jährigen deutsch-russischen Forschungskooperation in der Region auf. Beteiligte Wissenschaftler berichten online im Transpolardrift-Blog über ihre Arbeiten.

Einen neuen Rekord wird es 2014 wohl nicht geben. Doch die Eisfläche der Arktis ist auch im aktuellen Jahr wieder deutlich kleiner als im Durchschnitt vergangener Jahrzehnte. Der Klimawandel in den nördlichen Polargebieten schreitet messbar voran, an kaum einem anderen Ort der Erde sind die Durchschnittstemperaturen in den zurückliegenden Dekaden so stark gestiegen wie dort. Da die Arktis ihrerseits einen großen Einfluss auf das Klima der gesamten Erde ausübt, ist es wichtig, die Veränderungen dort genau zu beobachten. Dazu startet heute ein 20-köpfiges deutsch-russisches Forscherteam vom Weißmeerhafen Archangelsk aus mit dem russischen Forschungsschiff VIKTOR BUYNITSKIY in die sibirische Laptewsee. Die Expedition mit dem Titel TRANSDRIFT XXII ist Teil des binationalen Projekts „System Laptewsee - Das transpolare System des Nordpolarmeeres“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dem russischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft, dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel finanziert wird. „Speziell die flachen Schelfmeere Sibiriens sind für das Klima, die Meeresströmungen, die Eisbildung und die Ökologie der Arktis von besonderer Bedeutung. Deshalb stehen sie seit vielen Jahren im Fokus unserer Untersuchungen“, erklärt Projektkoordinatorin und Expeditionsleiterin Dr. Heidemarie Kassens vom GEOMAR.

Das Projekt baut auf langjährigen gemeinsamen deutsch-russischen Forschungsarbeiten auf, in denen Wissenschaftler vieler unterschiedlicher Disziplinen zusammenarbeiteten. Ziel ist es, das gesamte Ausmaß des Wandels in der Arktis zu erfassen. Während der jetzt startenden Fahrt sollen mehrere Observatorien geborgen werden, die vor einem Jahr am Meeresboden der Laptewsee verankert worden waren. Sie sind unter anderem mit neuartigen, automatischen Wasserprobensammlern ausgestattet. „Sie sollten wöchentlich je eine Wasserprobe nehmen. So wollen wir die physikalischen Veränderungen der Wassermassen über alle Jahreszeiten hinweg verfolgen“, erklärt Dr. Dorothea Bauch vom GEOMAR.

Ebenfalls ein Novum waren mehrere Sensoren, die das ganze Jahr über die Eisdicke über jedem einzelnen Observatorium erfassen sollten. „Sonst finden Messungen der Eisdicke nur periodisch von Satelliten oder Flugzeugen aus statt. Speziell in der sibirischen Arktis gibt es dazu bisher nur wenige Daten. Ohne Eisdicke können wir aber keine Aussagen zum Eisvolumen in der Arktis machen“, sagt Dr. Jens Hölemann vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Jetzt ist das ganze Team gespannt, ob die Technik funktioniert hat.

Zusätzlich zu den ozeanographischen, physikalischen und chemischen Untersuchungen werden die Wissenschaftler während der Fahrt auch biologische Proben nehmen. „Uns interessiert, in wie weit sich die ändernden Umweltbedingungen auf die Lebensgemeinschaften in der Laptewsee auswirken“, erklärt Dr. Karen von Juterzenka vom Institut für Ökosystemforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.

Aufgrund der aktuell angespannten politischen Lage zwischen Russland und der EU war lange unsicher, ob die Expedition überhaupt zustande kommen würde. „Dass wir am Ende doch eine Genehmigung erhalten haben, ist schon etwas Besonderes. Sie war wohl nur möglich, weil wir seit über 20 Jahren sehr vertrauensvoll mit unseren russischen Kollegen zusammenarbeiten“, betont Expeditionsleiterin Dr. Kassens.

Die Forscher an Bord der VIKTOR BUYNITSKIY berichten im Transpolardrift-Blog unter www.oceanblogs.org/transpolardrift von ihren Arbeiten und von der Fahrt durch die Nordostpassage.


Projektpartner:
o    GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (Koordination Deutschland)
o    Staatliches Institut für Arktis- und Antarktisforschung (AARI), Sankt Petersburg, Russland (Koordination Russland)
o    Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
o    Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
o    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
o    Universität Moskau
o    Universität St. Petersburg (Studierende des Masterstudiengangs POMOR)
o    P. P. Shirshov-Institut für Ozeanographie Moskau
o    Lena-Delta Reservat Tiksi
o    Staatliches N. N. Zubov-Institut für Ozeanographie (GOIN). 

Links:
www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
www.awi.de Das Alfred Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
www.uni-kiel.de Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
www.transdrift.info Das Projekt „System Laptewsee - Das transpolare System des Nordpolarmeeres“
www.oceanblogs.org/transpolardrift Der Transdrift-Blog

Bildmaterial:

Das russische Forschungsschiff VIKTOR BUYNITSKIY passiert während
der deutsch-russischen Expedition TRANSDRIFT XXI auf dem Weg in die
Laptewsee in einem Konvoi die vereiste Wilkizkistraße. Der gleiche Weg
ist auch für die aktuelle Expedition TRANSDRIFT XXII geplant. Foto:
Georgi Laukert, GEOMAR

Ein Observatorium wird in der Laptewsee installiert. Diese
Observatorien sollen während der aktuellen Expedition geborgen und
gewartet werden. Foto: Georgi Laukert, GEOMAR

Dr. Benoit Thibodeau mit dem neu entwickelten Wasserprobensammler. Vor einem jahr haben die Wissenschaftler das Gerät in der Laptewsee installiert. Jetzt wollen sie es gefüllt mit Wasserproben wieder bergen. Foto: H. Kassens, GEOMAR


Ansprechpartner:
Jan Steffen (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2811, jsteffen(at)geomar.de 

 

Das russische Forschungsschiff VIKTOR BUYNITSKIY passiert während der deutsch-russischen Expedition TRANSDRIFT XXI auf dem Weg in die Laptewsee in einem Konvoi die vereiste Wilkizkistraße. Der gleiche Weg ist auch für die aktuelle Expedition TRANSDRIFT XXII geplant. Foto: Georgi Laukert, GEOMAR
Das russische Forschungsschiff VIKTOR BUYNITSKIY passiert während der deutsch-russischen Expedition TRANSDRIFT XXI auf dem Weg in die Laptewsee in einem Konvoi die vereiste Wilkizkistraße. Der gleiche Weg ist auch für die aktuelle Expedition TRANSDRIFT XXII geplant. Foto: Georgi Laukert, GEOMAR
Ein Observatorium wird in der Laptewsee installiert. Diese Observatorien sollen während der aktuellen Expedition geborgen und gewartet werden. Foto: Georgi Laukert, GEOMAR
Ein Observatorium wird in der Laptewsee installiert. Diese Observatorien sollen während der aktuellen Expedition geborgen und gewartet werden. Foto: Georgi Laukert, GEOMAR
Dr. Benoit Thibodeau mit dem neu entwickelten Wasserprobensammler. Vor einem jahr haben die Wissenschaftler das Gerät in der Laptewsee installiert. Jetzt wollen sie es gefüllt mit Wasserproben wieder bergen. Foto: H. Kassens, GEOMAR
Dr. Benoit Thibodeau mit dem neu entwickelten Wasserprobensammler. Vor einem jahr haben die Wissenschaftler das Gerät in der Laptewsee installiert. Jetzt wollen sie es gefüllt mit Wasserproben wieder bergen. Foto: H. Kassens, GEOMAR