Die Arktis im Wandel: Deutschland und Großbritannien engagieren sich erstmalig gemeinsam für die Arktisforschung
GEOMAR koordiniert Projekte zu Spurengasen und Mikroorganismen im Nordpolarmeer
03.07.2018/Berlin, London, Kiel. Zwölf deutsch-britische Forschungsprojekte zum Wandel in der Arktis nehmen in diesen Tagen ihre Arbeit auf. Kaum eine Region hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so stark erwärmt wie die Arktis. Ziel der Projekte ist es, den Einfluss dieser Erwärmung auf das globale Klima und auf die Lebensgemeinschaften in den Polarregionen zu untersuchen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das britische Natural Environment Research Council (NERC) investieren mehr als 9 Millionen Euro und tragen damit entscheidend dazu bei, eine der unwirtlichsten Regionen unseres Planeten besser zu verstehen.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betont besonders die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit für die Arktisforschung: „Was in der Arktis geschieht beeinflusst stark das weltweite Klima und damit auch uns in Europa. Angesichts der schnellen und tiefgreifenden Veränderungen des Klimas in der Arktis ist Forschung notwendig – denn dieser Wandel betrifft uns alle. Deshalb starten wir gemeinsam mit Großbritannien diese wichtige Zusammenarbeit in der Arktisforschung.“
Der britische Wissenschaftsminister Sam Gyimah sagt: „Ich bin stolz darauf, dass Großbritannien eine führende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel und seinen negativen Auswirkungen spielt. Mit unserer heute angekündigten Initiative bringen wir Weltklasseforscher aus Großbritannien und Deutschland zusammen, die gemeinsamen einen zentralen Beitrag dazu leisten werden, dass wir die Veränderungen des marinen Lebens im Arktischen Ozean besser verstehen können.“
Die zwölf Forschungsprojekte werden viele der entscheidenden Effekte des Klimawandels auf das Arktische Ökosystem untersuchen. An zwei dieser Projekte ist das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel wesentlich beteiligt.
Das Projekt PETRA (Pathways and Emissions of climate-relevant Trace gases in a changing Arctic Ocean) soll das Wissen über klimarelevante Spurengase im Arktischen Ozean erweitern. Dazu zählen zum Beispiel Lachgas, Methan, Dimethylsulfid und Kohlenstoffmonoxid. Ihnen wird ein großes Potential zugeschrieben, das Klima der Arktis entscheidend zu beeinflussen. Welche Mengen dieser Gase wo gebildet werden und ob sich mit den Veränderungen in der Arktis auch die Bildung dieser Spurengase ändert, ist jedoch nur unzureichend bekannt. Koordinator des Projektes auf deutscher Seite ist Prof. Dr. Hermann Bange vom GEOMAR, auf britischer Seite koordiniert Professor Andy Rees (Plymouth Marine Laboratory) das Projekt. Schon ab 10. Juli fahren je drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR und des Plymouth Marine Laboratory im Rahmen der Expedition PS114 mit dem Forschungseisbrecher POLARSTERN in die Framstraße, um die ersten Daten und Proben zu sammeln.
Das Projekt Micro-ARC (Understanding the links between pelagic microbial ecosystems and organic matter cycling in the changing Arctic) beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie sich Mikroorganismen, die in der sonnendurchfluteten Oberfläche des arktischen Ozeans leben, an den Klimawandel anpassen können. Diese Frage ist für die Entwicklung der Region besonders wichtig, weil diese Mikroorganismen die Grundlage des Nahrungsnetzes bilden. Das Micro-ARC-Team ist multidisziplinär zusammengesetzt und verfügt über Expertise in der marinen mikrobiellen Ökologie, Biogeochemie, polaren Planktonökologie und Ökosystemmodellierung. Neue Erkenntnisse und Proben sollen ebenfalls während der POLARSTERN-Expedition PS114 ab Mitte Juli gewonnen werden. Außerdem sind Forscherinnen und Forscher des Projekts an der International Arctic Drift Expedition MOSAiC beteiligt, für die sich die POLARSTERN ab Herbst 2019 in das Eis einfrieren und für ein Jahr langdurch die Arktis treiben lässt. Auf deutscher Seite koordiniert Prof. Dr. Anja Engel (GEOMAR) das Projekt, britischer Koordinator ist Dr. Michael Cunliffe (Marine Biological Association/University of Plymouth).
Die ausführliche Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zum Start aller zwölf Projekte finden Sie hier.