Diplomaten besuchen Wissenschaftler im arktischen Eis
Delegation der Deutschen Botschaft in Moskau begleitet bilaterale Forschung in Ostsibirien
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Während in Deutschland die Temperaturen langsam den Frühling ankündigen, herrschen in der sibirischen Laptewsee noch bitterkalte Minusgrade. Auf dem fest zugefrorenen Randmeer des arktischen Ozeans arbeiten seit Mitte März 19 Wissenschaftler aus Russland und Deutschland gemeinsam daran, mehr über die Struktur, die Stabilität und die langfristige Entwicklung des arktischen Meereises sowie die Auswirkungen des Klimawandels auf diese sensible Region zu erfahren.
In dieser Woche erhielten sie Besuch von hochrangigen Diplomaten aus Moskau: Der Ständige Vertreter des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Georg Birgelen, und der Leiter des Referats für Wissenschaft und Bildung der Botschaft, Karsten Heinz, waren am Montag zum Hauptquartier der Forscher in der sibirischen Hafenstadt Tiksi gereist. Vier Tage lang verschafften sich die Gäste einen Eindruck von der Arbeit der Wissenschaftler, vom Stand der Arktisforschung und von der engen Kooperation zwischen deutschen und russischen Forschern. „Ich bin beeindruckt von der guten Zusammenarbeit unter den schwierigen klimatischen Bedingungen der Arktis, aber auch davon, wie sehr die Wissenschaftler beider Nationen in das lokale Leben in Tiksi integriert sind. Hier wird nicht nur für die Zukunft geforscht, sondern auch ganz praktisch Völkerverständigung betrieben“, sagte Dr. Birgelen kurz vor der Abreise am heutigen Donnerstag.
Der Hauptteil der Arbeit spielt sich für die Forscher nicht in Tiksi, sondern in einem Radius von mehreren hundert Kilometern vor der Hafenstadt auf dem Festeis der Laptewsee ab. Dort haben sie in den vergangenen Wochen mehrere Forschungseiscamps aufgebaut, in denen sie physikalische und biologische Parameter des Eises, des Meerwassers darunter sowie der Atmosphäre dar-über messen. Schon am ersten Tag nach ihrer Ankunft in Tiksi flogen auch die Gäste von der Deutschen Botschaft mit den Wissenschaftlern auf das Eis, wo sie auch in die Stationsarbeiten einbezogen wurden. Zurück auf dem Festland standen Besuche des Arktischen Gymnasiums und des Lena-Delta-Reservats in Tiksi sowie der ewenkischen Siedlung Bykow im Lenadelta auf dem Programm.
Das Meer vor der Hafenstadt Tiski ist für die Wissenschaftler besonders interessant, weil am nördlichen Rand der Laptewsee zwischen Fest- und Packeis sogenannte Polynjas, auch im Winter offene Wasserflächen, die für die Meereisbildung für den Arktischen Ozean von entscheidender Bedeutung sind, verlaufen. „Polynjas reagieren äußerst empfindlich auf Veränderungen in der ozeanischen und atmosphärischen Zirkulation. Wir können sie also als Modell dafür heranziehen, wie sich diese Veränderungen auf die gesamte Arktis auswirken werden“, erklärt die Expeditionsleiterin Dr. Heidemarie Kassens vom GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
An der Expedition TRANSDRIFT XX sind Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven (AWI), des staatlichen Instituts für Arktis- und Antarktisforschung Russlands (AARI), des GEOMAR aus Kiel, des Lena-Delta-Naturreservats, der Staatlichen Lomonossow-Universität Moskau, der Staatlichen Universität Sankt Petersburg und der Universität Trier beteiligt. Sie ist Teil des deutsch-russischen Projekts „System Laptewsee“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vom Russischen Ministerium für Bildung und Forschung, sowie vom AARI, vom AWI, der Universität Trier und vom GEOMAR finanziert wird. „Hier in der Laptewsee hat die bilaterale Zusammenarbeit von deutschen und russischen Wissenschaftlern eine lange Tradition. Das Deutsch-Russische Jahr der Bildung, Wissenschaft und Innovation 2011/2012 war deshalb eine gute Gelegenheit, die Jubiläumsexpedition TRANSDRIFT XX zu besuchen und damit sowohl das Engagement und die hervorragenden gemeinsamen Forschungsergebnisse deutscher und russischer Wissenschaftler als auch die gute Zusammenarbeit mit den russischen Behörden bei der Durchführung der Expedition zu würdigen“, betonte Dr. Birgelen.
Bilddateien in höherer Auflösung:
Per Hubschrauber gelangen die Wissenschaftler der Expedition TRANSDRIFT XX von der Hafenstadt Tiksi zu ihrem Arbeitsgebiet auf der Laptewsee. In dieser Woche begleitete sie eine Delegation der Deutschen Botschaft in Moskau. Foto: H. Kassens, GEOMAR
Der Ständige Vertreter des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in Russland, Dr. Georg Birgelen (rechts), informierte auf dem Festeis der Laptewsee über deutsch-russische Forschungen zum Klimawandel. Foto: GEOMAR
Während des Besuch wurden die Besucher von der Deutschen Botschaft Moskau auch in die wissenschaftlichen Stationsarbeiten, hier die Bergung eines Messgerätes aus dem arktischen Eis, einbezogen. Foto: GEOMAR
Ansprechpartner:
Jan Steffen (Kommunikation & Medien), Tel. 0431/600-2811, jsteffen(at)geomar.de