Doppelgesichter mit wichtiger Funktion für die Ozeangesundheit
Parasiten in marinen Nahrungsnetzen stehen im Mittelpunkt der Forschung von Professor Dr. David Thieltges, der heute die 29. Petersen-Exzellenzprofessur erhält
Parasiten haben keinen guten Ruf: Sie können schwere Krankheiten bei Menschen und Tieren auslösen oder ökonomischen Schaden verursachen. Weniger bekannt ist, dass sie auf der anderen Seite wichtige Dienste für die Ozeangesundheit als Grundlage für das Funktionieren mariner Ökosysteme leisten. Die doppelgesichtige Rolle der oft nur als unliebsam wahrgenommenen Organismen verändert sich durch den globalen Wandel, etwa durch die zunehmende Erwärmung oder Einschleppung fremder Arten in eingespielte Lebensgemeinschaften. Diese Veränderungen bilden einen Schwerpunkt in der ökologischen Parasitenforschung.
Professor Dr. David Thieltges, Senior Scientist am Königlich Niederländischen Institut für Meeresforschung (Koninklijk Nederlands Instituut voor Zeeonderzoek, NIOZ) und Honorarprofessor an der Universität Groningen treibt den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn in diesem Gebiet maßgeblich voran. In seiner Forschungsgruppe untersucht er mit Hilfe von Labor- und Feldversuchen die Auswirkungen von Parasiten auf marine Wirtsindividuen, -populationen und -gemeinschaften. Außerdem verfolgt er Muster und Prozesse, die der Infektion von Meereswirten zugrunde liegen. Mit Hilfe von literaturbasierten Datensätzen sowie biogeografischen und makroökologischen Ansätzen entschlüsselt er die Antriebskräfte für die Entwicklung des Parasitismus im Meer im Laufe der Evolution.
Für seine herausragende Forschung erhält er heute bei einer öffentlichen Abendveranstaltung am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel die 29. Petersen-Exzellenzprofessur der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung. In seinem Festvortrag „Die ökologische Bedeutung von Parasiten in Meeresökosystemen“ berichtet Professor Dr. Thieltges über die komplexen Lebensweisen dieser Organismen.
„David Thieltges hat früher als viele andere Forschende erkannt, wie wichtig die Biodiversität von Parasiten für das Funktionieren von Nahrungsnetzen ist. Wir freuen uns daher auf einen gemeinsamen Kursteil in unserem Studiengang Biologische Ozeanographie zu diesem Thema im Sommersemester 2024“, so Laudator Professor Dr. Thorsten Reusch, Leiter des Forschungsbereichs Marine Ökologie am GEOMAR. „Gleichzeitig trägt dieser Preis dazu bei, die internationale Vernetzung zur Kieler Forschungsinitiative Ocean Health zu verstärken.“
„Wir gratulieren Professor Dr. Thieltges zu der verdienten Auszeichnung und danken der Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung für die erneute Möglichkeit, eng mit einem führenden Vertreter eines hoch speziellen, gesellschaftlich relevanten Fachgebiets zusammen arbeiten zu können“, sagt GEOMAR-Direktorin Professorin Dr. Katja Matthes. „Unsere gemeinsame Forschung und der Austausch über wissenschaftliche Karrierestufen hinweg steigert das Bewusstsein für die Bedeutung von Parasiten im Ökosystem Ozean und stärkt so auch unsere Kieler Forschungsinitiative zu Ozeangesundheit.“
Herzliche Glückwünsche sprachen auch der Vorsitzende der Stiftung, Dr. h.c. Klaus-Jürgen Wichmann, sowie der stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführer, Dr. Christian Zöllner, aus.
Die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung aus Schleswig-Holstein fördert herausragende Leistungen aus Wissenschaft, Forschung, Technik und Kultur. Unter anderem werden Exzellenzprofessuren an internationale Wissenschaftler:innen vergeben. Hierbei wird auf ein starkes Engagement in der Nachwuchsförderung geachtet. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung ist mit einem Forschungsaufenthalt am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel verbunden.
In der Serie „Meet the Prof” des Nachwuchsförderungsprogramms Foster Young Ocean Researcher Development (FYORD) des Forschungsschwerpunktes Kiel Marine Science (KMS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und des GEOMAR stellt Professor Dr. Thieltges seine Forschung am Nachmittag vor der Preisverleihung jungen Wissenschaftler:innen vor.