Eröffnung des Core-Log-Seismic Integration Research Centre
Drei Helmholtz-Centren arbeiten in einer virtuellen Einrichtung für geologische und geophysikalische Daten zusammen
Geowissenschaftler untersuchen das System Erde auf völlig unterschiedlichen Skalen. Diese reichen von der atomaren Skala bei der Betrachtung einzelner Mineralien in einer Gesteinsprobe bis hin zu geodynamischen Prozessen, die über Tausende von Kilometern wirken. Folglich verwenden sie sehr unterschiedliche Beobachtungstechniken, wie zum Beispiel die Entnahme von Gesteinsproben in Bohrlöchern bis hin zur Durchführung geophysikalischer Experimente. Jede dieser Methoden hat jedoch ihre Vor- und Nachteile. Zum Beispiel liefern Bohrlochproben sehr genaue Informationen über einen sehr kleinen Bereich des Untergrundes, während geophysikalische Experimente große Gebiete abdecken, aber den Untergrund nur grob abbilden können. Die Überbrückung der Beobachtungslücke zwischen Bohrlochproben und geophysikalischen Experimenten ist von entscheidender Bedeutung - vor allem, wenn Methoden gefunden werden können, um die Bohrlochergebnisse auf der Grundlage der geophysikalischen Messungen in den umgebenden Untergrund zu extrapolieren. Die Schlüsseltechnologie ist die Messung von physikalischen Eigenschaften unter in situ Bedingungen im Bohrloch. Solche Methoden werden mit Wireline-Logging und Logging while Drilling bezeichnet.
Diese Technologien zur Integration von Core-Logging und Seismik (Core-Log-Seismic Integration) wurden in den letzten dreißig Jahren von der Öl- und Gasindustrie entwickelt und haben die Art und Weise, wie Öl- und Gasreservoirs abgebildet und charakterisiert werden, völlig verändert. Im akademischen Bereich werden die Methoden jedoch nur selten eingesetzt - vor allem, weil nur wenige wissenschaftliche Gruppen über die kritische Masse verfügen, um das notwendige Fachwissen zusammenzubringen. Auch der Mangel an geeigneten Daten behindert die großflächige Anwendung von Core-Log-Seismic-Integration. Daher ist eine der Motivationen für das neue CLSI-Zentrum, den Austausch von einzigartiger wissenschaftlicher Infrastruktur wie dem MeBo Meeresbodenbohrgerät (https://www.marum.de/Infrastruktur/MARUM-MeBo200.html), dem P-Cable 3D-Seismiksystem (https://ncs-subsea.com/) oder der innovativen hydraulischen Kernbohranlage Hipercorig(https://gfzpublic.gfz-potsdam.de/pubman/faces/ViewItemOverviewPage.jsp?itemId=item_5005260) in der weiteren Gemeinschaft zu erleichtern und das Fachwissen einer breiten Nutzerschaft zugänglich zu machen.
Der Kick-off-Workshop für die neue Einrichtung brachte mehr als 60 Wissenschaftler aus Schweden, Norwegen, den USA, Großbritannien, Spanien, Italien, Neuseeland, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Frankreich, Malta, Taiwan und Deutschland zusammen. Die Präsentationen und Diskussionen zeigten verschiedene vielversprechende Zukunftsperspektiven für das CLSI auf. Dazu gehören die Implementierung digitaler Datenstandards und deren Bereitstellung für Ansätze des maschinellen Lernens sowie Vorschläge, wie die internationale Gemeinschaft eingebunden werden kann.
Einer der Veranstalter des Workshops, Professor Christian Berndt vom GEOMAR, ist sehr froh über die positiven Rückmeldungen: „Der Workshop war ein voller Erfolg, obwohl er wegen der Corona-Pandemie online stattfinden musste. Die internationalen Kollegen sind sehr von unserer Initiative begeistert und wir konnten mehrere Forschungsprojekte unter anderem zu den Themen Data Science und Naturgefahren skizzieren, an denen wir zukünftig zusammenarbeiten können.“
Mehr Informationen finden unter: www.cls-i.de.