Mithilfe eines speziellen Computerprogramms werden Bakterien-Infektionen im Inneren des Fadenwurms ausgewertet, um die schnelle Anpassung der Krankheitserreger zu beurteilen. Copyright/Foto: Raissa Nickel/Uni Kiel
Gruppenfoto der rund 60 Teilnehmenden an der Jahrestagung im Schloss Noer nördlich von Kiel. Copyright/Foto: David Haase

Evolutionäres Wettrüsten

Jahrestagung zur „Wirt-Parasit-Koevolution“ von der Uni Kiel und vom GEOMAR veranstaltet

07.10.2014/Kiel. Wer in der Evolution die Oberhand behalten möchte, muss schnell sein. Zu dieser Erkenntnis kamen nationale und internationale Forschende bei der Jahrestagung des Schwerpunktprogramms „Wirt-Parasit-Koevolution“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die Arbeitsgruppen (AG) der Professoren Hinrich Schulenburg von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Thorsten Reusch vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel veranstalteten vergangene Woche die viertägige Tagung, die von Arbeitsgruppen aus ganz Deutschland sowie von internationalen Vortragenden aus Kanada, Frankreich, England, Holland und Österreich besucht wurde.

In dem Schwerpunktprogramm, das zentral vom Kieler Umfeld mitgestaltet wird, erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie sich Wirte und Parasiten aneinander anpassen. Besonders interessiert sie die Evolutionsdynamik. Professor Schulenburg vom Zoologischen Institut der Uni Kiel erforscht in seiner AG Fadenwürmer als Wirte. Dabei geht es um die Frage, wie wichtig bei einem Parasitenauftreten die Größe der Wurmpopulation und die damit verbundene Diversität ist. „In Echtzeit lassen wir Evolution im Labor stattfinden. Wir sind überrascht, wie schnell sich die Fadenwürmer und Parasiten aneinander anpassen. Es entsteht eine Art Wettrüsten“, beobachtet Schulenburg und schlussfolgert, dass als Konsequenz Immunitätsgene zu den Genen gehören, die sich am schnellsten weiterentwickeln.

Als besondere Gastrednerin war Professorin Eva Stukenbrock eingeladen, die seit August dieses Jahres die neu eingerichtete Arbeitsgruppe Umweltgenomik ("Environmental Genomics") an der CAU leitet. Auf der Tagung hat sie ihre neuesten Ergebnisse zur Koevolution von potenziell krankmachenden (pathogenen) Pilzen und kultivierten Pflanzen vorgestellt. Stukenbrock: „Wir vermuten, dass die Domestizierung von Weizen den Pilz erst erschaffen hat.“ Je einheitlicher ein Feld von Jahr zu Jahr bewirtschaftet wird, desto besser können sich die Parasiten an den Weizen anpassen und die Ernte der Landwirte gefährden. Somit spielt das evolutionäre Wettrüsten von Wirt und Parasit auch für die Agrarindustrie eine große Rolle.

(Pressemitteilung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

 

Links:

Diese Pressemitteilung auf den Webseiten der CAU mit Bildmaterial in höherer Auflösung

 

Ansprechpartner am GEOMAR:

Prof. Dr. Thorsten Reusch (GEOMAR FB3 - Evolutionsökologie Mariner Fische), treusch(at)geomar.de

Dr. Andreas Villwock (GEOMAR, Kommunikation und Medien), +49 (0) 431 600 2802, avillwock(at)geomar.de

 

Mithilfe eines speziellen Computerprogramms werden Bakterien-Infektionen im Inneren des Fadenwurms ausgewertet, um die schnelle Anpassung der Krankheitserreger zu beurteilen. Copyright/Foto: Raissa Nickel/Uni Kiel
Mithilfe eines speziellen Computerprogramms werden Bakterien-Infektionen im Inneren des Fadenwurms ausgewertet, um die schnelle Anpassung der Krankheitserreger zu beurteilen. Copyright/Foto: Raissa Nickel/Uni Kiel
Gruppenfoto der rund 60 Teilnehmenden an der Jahrestagung im Schloss Noer nördlich von Kiel. Copyright/Foto: David Haase
Gruppenfoto der rund 60 Teilnehmenden an der Jahrestagung im Schloss Noer nördlich von Kiel. Copyright/Foto: David Haase