Exzellente Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses gewürdigt
Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung vergibt Preise für sehr gute Promotionsarbeiten und herausragendes Engagement im Wissenstransfer sowie Austausch-Stipendien
Mit ihren Nachwuchspreisen fördert die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung in diesem Jahr wieder exzellente wissenschaftliche Arbeiten und herausragendes Engagement im Wissenstransfer am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Ausgezeichnet wurden vier junge Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Dynamik des Ozeanbodens, Marine Ökologie und Ozeanzirkulation und Klimadynamik. Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von je 2.500 Euro verbunden. Außerdem vergab die Stiftung zwei Stipendien für Forschungsaufenthalte in den Vereinigten Staaten von Amerika.
„Die Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung ist ein fester Partner in der Förderung herausragender Forschung am GEOMAR – von den jetzt vergebenen Nachwuchs-Preisen bis hin zu den Petersen-Exzellenzprofessuren. Für ihre kontinuierliche Unterstützung danken wir der Stiftung und ihrem Vorstand von ganzem Herzen. Gerade für junge Forschende stellen die Auszeichnungen eine wichtige Anerkennung und Ansporn dar“, betont Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR. „Die in diesem Jahr ausgezeichneten Arbeiten belegen erneut die Bandbreite hochrangiger Forschung am GEOMAR. Wir gratulieren den Preisträger:innen zu ihrem Erfolg und wünschen ihnen alles Gute für ihre weitere Karriere.“
Die Ausgezeichneten und ihre Arbeiten im Einzelnen
Preise für hervorragende Doktorarbeiten
Dr. Gesa Franz: „Integrated Geophysical Analysis of Passive Continental Margins: Insights into the Crustal Structure of the Namibian Margin from Magnetotelluric, Gravity, and Seismic Data” (sehr gut/magna cum laude)
Dr. Gesa Franz trug zu einem besseren Verständnis der plattentektonischen und geodynamischen Prozesse bei, die mit dem Aufbrechen der Kontinente und der Bildung des Südatlantiks verbunden sind. Auf der Grundlage einer Analyse multidisziplinärer geophysikalischer Daten und eines Vergleichs verschiedener Ansätze konnte sie ein großes dreidimensionales geologisches Modell des Untergrunds des Gebiets optimieren. Außerdem führte Gesa Franz eine quantitative und qualitative geologische Bewertung durch, die geophysikalische Ergebnisse mit geologischen Interpretationen verknüpfte. Diese Arbeit erhöht die Glaubwürdigkeit solcher Interpretationen und kann bei künftigen Erhebungen in vergleichbaren Gebieten eingesetzt werden. Dr. Franz wurde von Professor Dr. Christian Berndt vom Forschungsbereich Dynamik des Meeresbodens betreut.
Dr. Marina Khachaturyan: „Evolution of mitochondria and plastids across populations of a keystone marine plant Zostera marina“ (sehr gut/magna cum laude)
Dr. Marina Khachaturyan schloss ihre Promotion in der MarData Helmholtz Graduate School for Ocean Data Science ab. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sie sich mit Populationsgenetik und Mutationsdynamik in organellaren Genomen des Seegrases Zostera marina. Ihre Arbeit über extra-chromosomale Genome umfasst sowohl modernste bioinformatische Analysen als auch eine in die Theorie eingebettete populationsgenetische Modellierung. Dr. Marina Khachaturyan wurde von Professor Dr. Thorsten Reusch und Professorin Dr. Tal Dagan vom Forschungsbereich Marine Ökologie betreut.
Dr. Tobias Schulzki: „Regional to Interhemispheric Connectivity of the Atlantic Ocean Circulation“ (sehr gut/magna cum laude)
Dr. Tobias Schulzki untersuchte die Rolle dynamischer ozeanischer Prozesse für die Konnektivität im Atlantischen Ozean. Er beschreibt dabei eine große Bandbreite wissenschaftlicher Themen, von beckenweiten Änderungen im Zusammenhang mit der meridionalen Umwälzbewegung (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC) bis zu regionalen Verbindungen von Tiefenströmungen. Interdisziplinäre Anwendungen, hier bezogen auf die Konnektivität von Larven, die mit Tiefenströmungen verdriften, runden die Arbeit ab. Auch die Methodenentwicklung einer anspruchsvollen hochauflösenden All-Atlantic-Konfiguration und des speziellen Verfahrens der teilweisen Kopplung zwischen Atmosphäre und Ozean („partial coupling“) sind wichtige Aspekte dieser Dissertation, die von Professor Dr. Arne Biastoch vom Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik betreut wurde. Als Post-Doktorand in der Forschungseinheit Ozeandynamik wird sich Dr. Tobias Schulzki zukünftig in der Mission mareXtreme der Deutschen Allianz Meeresforschung und im Verbund METAscales engagieren.
Preis für herausragendes Engagement im Wissenstransfer
Dr. Angela Stevenson: „Unterwasser-Gemeinschaftsgärtnerei“ und Wild Postcard-Projekt
Dr. Angela Stevenson wird gleich für zwei Projekte ausgezeichnet: Zum einen trägt sie entscheidend zur Wiederherstellung von Seegrasgebieten und zur Stärkung zahlreicher Ökosystemleistungen dieser Unterwasserwiesen bei. Die momentan wirksamste Methode, das Verpflanzen einzelner Seegrassprosse, ist extrem zeitaufwändig und erfordert die Hilfe von Taucher:innen. Um diesen Engpass zu überwinden, entwickelte und organisierte Dr. Stevenson einen Kurs in der „Unterwasser-Gemeinschaftsgärtnerei“, in dem Bürgerwissenschaftler:innen mit fortgeschrittenem Tauchzertifikat erlernen, wie man Seegras wieder anpflanzt. In einer Zusammenarbeit mit der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd führte sie einen Pilot-Kurs erfolgreich durch. Für kommende Aktivitäten hat sie bereits eine Datenbank mit hunderten von Interessierten aufgebaut.
Ihr zweites Engagement richtet sich an eine jüngere Zielgruppe: Als Mitgründerin und Leiterin des Wild Postcard Projekts inspiriert Dr. Angela Stevenson Kinder in der ganzen Welt, sich künstlerisch mit der Klima- und der Biodiversitätskrise auseinanderzusetzen. Mit ihrem Projekt verändert sie die Wahrnehmung und das Verständnis für die lokale biologische Vielfalt bei Kindern und Erwachsenen, um den Mangel an Bewusstsein zu beheben und das Engagement für den Naturschutz zu stärken. Derzeit organisiert sie „Tage der offenen Ateliers für Biodiversitätskunst“ für benachteiligte Kinder, die im Frühjahr 2024 durchgeführt werden sollen.
Austauschstipendien
Anna Jegen: Forschungsaufenthalt an der University of California
Anna Jegen, Doktorandin auf dem Gebiet der Erdbebenseismologie im Forschungsbereich Dynamik des Ozeanbodens, wird einen Forschungsaufenthalt bei der Active Tectonics Research Group an der Universität Berkley, Kalifornien, in den Vereinigten Staaten von Amerika verbringen. Sie arbeitet derzeit an seismologischen Daten der Rodriguez Triple Junction im Indischen Ozean, um deren seismogene Aktivität zu verstehen und die Verteilung der Seismizität entlang der drei Ausläufer dieser geologischen Formation zu kartieren. Sie wird von Professorin Dr. Heidrun Kopp betreut.
Vera Stockmayer: Forschungsaufenthalt an der Universität von Hawaii
Vera Stockmayer, mit dem Otto-Krümmel-Preis 2022 ausgezeichnete Masterstudierende im Studiengang Physik des Erdsystems, wird während eines Aufenthalts an der Universität von Hawaii in Honolulu, Vereinigte Staaten von Amerika, an ihrer Masterarbeit im Themenbereich tropischer Ozeanvariabilität arbeiten und von der dortigen Expertise in der El Niño-Forschung profitieren. Sie wird von Professorin Dr. Joke Lübbecke, Professor Dr. Martin Visbeck sowie von Professor Dr. Malte Stücker von der Universität Hawaii betreut.