Fördert der Klimawandel Blaualgenblüten in der Ostsee?
Europäisches Forscherteam untersucht Reaktionen von Cyanobakterien auf Ozeanversauerung erstmals im Freiland
Ozeanversauerung, ein chemischer Prozess, der durch die Aufnahme von Kohlendioxid aus der Atmosphäre im Meer verursacht wird, bedroht viele kalkbildende Lebewesen. In dem saureren Wasser fällt es ihnen schwerer, ihre Schalen und Skelette aufzubauen. Doch es scheint auch „Gewinner“ zu geben, die vom Wandel der Ozeanchemie profitieren: Cyanobakterien. Einige dieser auch als „Blaualgen“ bekannten Organismen sind giftig für Menschen und Tiere – ein Grund, weshalb während der Blaualgenblüte jeden Sommer Badestrände gesperrt werden müssen.
Laborexperimente zeigen, dass ein erhöhter Kohlendioxidgehalt das Wachstum der Cyanobakterien anregt. Ob dies auch unter realen Bedingungen in der Ostsee geschehen kann, untersuchen Wissenschaftler des Projekts SOPRAN (Surface Ocean Processes in the Anthropocene) jetzt in der nordöstlichen Ostsee. Dafür bringt das Forschungsschiff ALKOR neun Mesokosmen zur Zoologischen Station Tvärminne an der Südspitze Finnlands. Dort werden sie vor der Küste verankert. Die 25 Meter langen Schläuche der Experimentieranlagen schließen jeweils 70 Kubikmeter Wasser ein, das mit Kohlendioxid angereichert werden kann. Über acht Wochen verfolgt ein Team aus 45 Wissenschaftlern die Entwicklung in den Mesokosmen und sammelt Proben und Daten für spätere Auswertungen.
„Wenn unsere Freiland-Versuche die Ergebnisse der bisherigen Laborexperimente bestätigen, wären das schlechte Nachrichten für die Ostseeregion“, erklärt Ulf Riebesell, Professor für Biologische Ozeanographie am GEOMAR und wissenschaftlicher Leiter des Mesokosmen-Experiments. „Wir müssten dann davon ausgehen, dass die Blaualgenblüten im Zuge des Klimawandels zunehmen. Die Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem werden wir erst nach und nach abschätzen können.“ Ein Ausweiten der Blaualgenblüten könnte auch die Badequalität der Ostsee beeinträchtigen.
Bildmaterial:
Verladen der Mesokosmen. Foto: Maike Nicolai, GEOMAR
Probennahme im Mesokosmos. Foto: Maike Nicolai, GEOMAR
Die Mesokosmen im Fjord bei Tvärminne. Foto: Maike Nicolai, GEOMAR
Cyanobakterien der Gattung Aphanizomenon. Foto: Annegret Stuhr, GEOMAR
Kontakt:
Maike Nicolai (Kommunikation und Medien), Tel. 0431 600-2807, mnicolai(a)geomar.de