Forschung für Jugendliche – mit allem, was dazugehört
Schüler untersuchen die Sauerstoffverteilung in der Kieler Förde in einem zweiwöchigen Ferienkurs am GEOMAR
Im Praktikumsraum des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel hat offensichtlich eine Forschergruppe ihr Basislager eingerichtet: Geräte, Probenflaschen und Reagenzgläser neben Planktonnetzen und Eimern, dazwischen Laptops und handschriftliche Protokolle, an der Tafel Skizzen und Diagramme. Dazwischen herrscht geschäftiges Treiben: Zwölf Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren untersuchen Wasserproben, tippen Messwerte in den Computer, diskutieren Ergebnisse oder spülen Arbeitsmaterialien aus.
„Das Wort ‚Basislager’ trifft es eigentlich ganz gut“, erklärt Dr. Sally Soria-Dengg, Leiterin der Sommerschule des Sonderforschungsbereichs 754 „Klima-Biogeochemische Interaktionen im Tropischen Ozean" der Deutschen Forschungsgemeinschaft. „Wir wollten den Schülerinnen und Schülern nicht einfach nur ,Wissenschaft zum Zuhören' präsentieren. Bei uns sollen sie selbst kennenlernen, was Meeresforschung ausmacht!“ Worum es der Gruppe genau geht, erklärt Lisa Ode von der Carl-Maria-von-Weber-Schule in Eutin: „Wir möchten gerne wissen, wie die sommerliche Sauerstoffverteilung in der Kieler Innenförde aussieht, und was sie beeinflusst. Dazu haben wir letzte Woche mit dem kleinen Schiff Polarfuchs einen Tag lang an mehreren Stationen vor der Schwentinemündung und an einem zweiten Tag am Ausgang der Kieler Förde Temperaturen und Salzgehalte gemessen und Wasserproben genommen. Diese untersuchen wir jetzt auf ihren Gehalt an Sauerstoff, Nitrat, Phosphat, Silikat und Chlorophyll.“
Müsste es für Jugendliche in den Sommerferien nicht attraktivere Beschäftigungen geben? Finn Corus vom Gymnasium Sulingen in Niedersachsen sieht das anders: „Ich finde das total spannend! Wir waren auf dem Schiff, wir haben Plankton unter dem Mikroskop angeschaut, wir haben Wasserproben aus der Kläranlage mitgebracht und untersuchen jetzt den Sauerstoffverbrauch der Bakterien... Da gibt es immer wieder etwas Neues!“ Clara Igelmann vom Gymnasium Altenholz ergänzt: „Das mit den Bakterien war zwar erstmal nicht so lecker, aber sie sind wichtig für die Nährstoffe und den Sauerstoffverbrauch!“
Ähnlich wie die Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs arbeiten auch hier die verschiedenen Teams eng zusammen: Die „Physiker“ bestimmen Temperatur und Salzgehalt in der Wassersäule, die „Chemiker“ haben sich auf die Messung der Nähr- und Sauerstoffwerte spezialisiert und die „Biologen“ erfassen Plankton und Bakterien. Anschließend werden alle Erkenntnisse zusammengeführt. „Es ist uns wichtig, dass die Jungen und Mädchen selbst erfahren, wie die verschiedenen Disziplinen in der Meeresforschung zusammenarbeiten müssen, um zu einer gemeinsamen Aussage zu kommen“, erläutert die Kursleiterin Sally Soria-Dengg. „Wenn sie ihre Proben ausgewertet haben, werden sie ihre Ergebnisse in Kurzvorträgen vorstellen und ein logisches Gesamtbild erstellen. Das ist noch ein gutes Stück Arbeit.“
An 20 verschiedenen Stationen haben die Schüler gemessen und mittlerweile mehr als 100 Proben analysiert. Fließbandarbeit? „Also, wenn ich Eines hier gelernt habe,“ meint Lisa lachend, „dann, dass Forschung nicht ‚mal eben’ gemacht wird! Wir mussten eine Menge messen, Manches ging auch schief, und das Wetter machte auch nicht so richtig mit. Aber auf jeden Fall weiß ich jetzt, was auf mich zukommt, wenn ich später mal so etwas beruflich machen will!“
Links:
Angebote für Schüler und Schulprojekte am GEOMAR
Der Kieler Sonderforschungsbereich 754 „Klima-Biogeochemische Interaktionen im Tropischen Ozean"
Kontakt:
Dr. Joachim Dengg (GEOMAR Schulkooperationen), Tel.: 0431 600-4006, jdengg(a)geomar.de