GEOMAR-Informatiker erhält BRIESE-Preis für Meeresforschung
Dr. Timm Schoening wird für intelligente Bildauswertung ausgezeichnet
20.01.2017/Kiel, Warnemünde. Moderne Tiefseeroboter und Autonome Unterwasserfahrzeuge liefern heute große Mengen an Bildinformationen aus den Meeren. Oft fehlt den Forschenden aber die Zeit, diese Daten komplett auszuwerten. Um diesem Problem Herr zu werden, hat der Informatiker Dr. Timm Schoening vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel eine wegweisende Methode zur intelligenten Bildauswertung entwickelt. Sie ermöglicht es erstmals, visuelle Daten vom Meeresgrund automatisiert per Computer zu analysieren und so in kurzer Zeit wesentlich größere Datenmengen als bisher zu bearbeiten. Dafür erhielt Dr. Schoening heute in Warnemünde den mit 5000 Euro dotierten BRIESE-Preis für Meeresforschung 2016.
Der Preisträger, der an der Universität Bielefeld promoviert hat, ist erst relativ spät zu den Meereswissenschaften gestoßen. „Als Informatiker steht man selten in direktem Kontakt mit diesen Disziplinen. Erst spät im Studium bin ich durch eine Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut in dieses Feld eingestiegen. Der Blick über den Tellerrand hat mir dabei eine besonders spannende interdisziplinäre Promotion ermöglicht, in der ich meine Kenntnisse im Maschinellen Lernen, der Mustererkennung sowie der Hochleistungsdatenauswertung einsetzen konnte“, erklärt Schoening seinen Werdegang, der ihn letztlich als Post-Doc ans Kieler GEOMAR geführt hat.
In der Arbeitsgruppe „Tiefsee-Monitoring“ von Prof. Dr. Jens Greinert beschäftigt sich Dr. Schoening seitdem mit der automatisierten Auswertung großer Mengen an optischen Daten. Denn auf immer mehr Forschungsfahrten werden Foto- und Videokameras eingesetzt, um Ausschnitte des Meeresbodens oder der Wassersäule zu filmen oder zu fotografieren. Bisher wurden diese Daten meist nur qualitativ analysiert. Die quantitative Erschließung, bei der abgebildete Organismen oder Strukturen am Meeresboden systematisch klassifiziert, gezählt und vermessen werden, bleibt aus Zeitgründen meist auf der Strecke.
Diese Daten den Meereswissenschaftlern effizient zugänglich zu machen, indem die rohen Bilddaten aus den Kameras – also Farbintensitätswerte für Millionen von Pixeln – automatisch in reale Objekte „übersetzt“ und analysiert werden, war das zentrale Anliegen von Schoenings Doktorarbeit.
Schoenings Methode hat sich bereits mehrfach bewährt. Sie half unter anderem die räumliche Verteilung von Manganknollen und der auf ihnen lebenden Organismen am Grund des Pazifiks anhand von mehr als 500.000 Bildern zu untersuchen. „Die entsprechende Expedition konnte ich selbst begleiten. Dabei konnte ich auch die technische Seite der Bildaufnahme im Hinblick auf die spätere Analyse gezielt verbessern“, erklärt Dr. Schoening.
Der BRIESE-Preis für Meeresforschung wird von der Reederei Briese Schiffahrts GmbH & Co. KG (Leer/Ostfriesland) gestiftet, die für die Bereederung der mittelgroßen deutschen Forschungsschiffe, wie z. B. die ELISABETH MANN BORGESE, sowie der großen Forschungsschiffe METEOR und SONNE zuständig ist. Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) betreut die Preisvergabe wissenschaftlich. Seit 2010 werden jährlich herausragende Promotionen in der Meeresforschung prämiert, deren Ergebnisse in engem Zusammenhang mit dem Einsatz von Forschungsschiffen und der Verwendung und Entwicklung von Technik und/oder Datenerhebung auf See stehen.
Kontakte:
Dr. Kristin Beck (IOW, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Tel.: 0381 5197 135, kristin.beck(at)io-warnemuende.de
Jan Steffen (GEOMAR, Kommunikation und Medien), Tel.: 0431 600 2811, presse(at)geomar.de