Georg-Wüst Preis für Andreas Oschlies
10.12.2010/Kiel. Andreas Oschlies, Professor für Biogeochemische Modellierung am Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) wird für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen von der Deutschen Gesellschaft für Meeresforschung mit dem Georg-Wüst Preis 2011 ausgezeichnet. Die im zweijährigen Turnus verliehene Auszeichnung wird von der internationalen Fachzeitschrift Ocean Dynamics des Springer Verlages unterstützt. Die offizielle Verleihung findet im April 2011 auf der Tagung der European Geosciences Union (EGU) in Wien statt.
Überrascht und gleichzeitig höchst erfreut reagierte Professor Andreas Oschlies vom Kieler Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) über die Auszeichnung mit dem Georg-Wüst Preis: „Es ist für mich eine unerwartete und große Ehre, nach den hervorragenden Preisträgern der vergangenen Jahre den Georg-Wüst Preis verliehen zu bekommen. Ein besonders schöner Aspekt ist für mich, dass der Preis nach einem Pionier der Meeresforschung an der Universität Kiel benannt ist“, so Professor Oschlies. Wüst hatte bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wegweisende Arbeiten zur Sauerstoffverteilung und Zirkulation des Atlantiks vorgestellt, von denen Generationen von Meereswissenschaftlern bis heute profitieren, aktuell z.B. im Kieler Sonderforschungsbereich über biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean. „Ich hoffe mit meinen Arbeiten auch einen kleinen Beitrag zum besseren Verständnis der sehr komplexen Zusammenhänge der physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse im Ozean beizutragen“, so Oschlies weiter. Das klingt sehr bescheiden, angesichts der Leistungen, die der 44-jährige bereits vorweisen kann. Oschlies ist eine Kapazität auf dem Gebiet der biogeochemischen Modellierung, einem Bereich, der in Kiel erst vor wenigen Jahren mit seiner Berufung ans IFM-GEOMAR neu geschaffen wurde. Hier geht es um die Erweiterung der klassischen physikalischen Modelle von Ozean und Atmosphäre um chemische und biologische Prozesse, deren komplexe Wechselwirkungen erst partiell verstanden sind und nicht zuletzt durch nichtlineare Zusammenhänge auch überraschende Wirkungen im Klimasystem auslösen können. „Dank der sehr engen Zusammenarbeit von experimentellen und modellierenden Arbeitsgruppen verschiedener Fachrichtungen sind wir heute in der Lage, auch komplexe Forschungsfragen zu möglichen zukünftigen Änderungen des Ozeans sehr effektiv anzugehen“, so Professor Oschlies. Ein besonderes Augenmerk hat Oschlies auf die immer häufiger diskutierten „Climate-Engineering-Verfahren“ als Vorschläge für großtechnische Lösungen zur Begrenzung des CO2-Anstiegs oder zumindest der befürchteten Klimaänderung. „Modelle setzen uns hier in die Lage, die Wirksamkeit und zeitliche wie räumliche Fernwirkungen dieser Verfahren abzuschätzen ohne möglicherweise gefährliche Experimente in der Natur durchführen zu müssen“, erläutert Oschlies. So konnte er zeigen, dass Verfahren wie Eisendüngung oder künstlich herbeigeführtes Aufquellen von kaltem, nährstoffreichen Wasser zur Vermehrung von Kohlendioxid reduzierenden Mikroorganismen, erhebliche Nebenwirkungen haben können und in ihrem Potential der CO2-Aufnahme auf etwa ein Zehntel unser heutigen Emissionen beschränkt sind. Professor Oschlies ist Mitglied des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, des Sonderforschungsbereichs „Biogeochemische Wechselwirkungen im Tropischen Ozean“ und verschiedener internationaler Planungsgremien.
Hintergrundinformationen:
Georg Adolf Otto Wüst (* 15. Juni 1890 in Posen; † 8. November 1977 in Erlangen) war ein deutscher Ozeanograph. Wüst zeichnete sich durch seine Arbeiten über den Atlantischen Ozean aus. Er stellte als erster das komplette Strömungssystem des Atlantiks dar.
Wüst promovierte 1919 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Nach dem Tod seines Lehrers Alfred Merz wurde Wüst 1925 dessen Nachfolger als Chef-Ozeanograph der mit dem Forschungsschiff Meteor unternommenen Deutschen Atlantischen Expedition.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Wüst für den Wiederaufbau des Instituts für Meereskunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verantwortlich und leitete das Institut (das heutige Leibniz-Institut für Meereswissenschaften) von 1946 bis 1959.
Ansprechpartner:
Dr. Andreas Villwock (Kommunikation & Medien), Tel. 0431 600 2802,
avillwock(at)geomar.de