Hoher Besuch aus Cabo Verde zur Kieler Woche
Besuch von Premier- und Meeresminister stärkt Zusammenarbeit mit dem GEOMAR
Seit nahezu 20 Jahren verbindet eine enge Kooperation das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen der Republik Cabo Verde. Auch mit Politik und Gesellschaft in der Region findet ein reger Austausch statt. Der Besuch einer hochrangigen Delegation zur diesjährigen Kieler Woche verstärkt diese Bande nochmals: Premierminister José Correia e Silva eröffnet das maritime Volksfest am 17. Juni 2023 auf der Rathausbühne gemeinsam mit weiteren prominenten Gästen. Er wird begleitet vom Minister für Kultur, Kreativwirtschaft und das Meer, Abraão Vicente, dem Botschafter von Cabo Verde in Deutschland, Emanuel Duarte, dem Präsidenten des Instituto do Mar (IMar), Albertino Martins, und der Koordinatorin des Ocean Science Centre Mindelo (OSCM), Ivanice Monteiro. Bei zwei Besuchen am GEOMAR und weiteren Treffen werden Aspekte der zukünftigen gemeinsamen Forschung besprochen.
„Die Kieler Woche steht für einen lebendigen internationalen Austausch – im Segelsport genauso wie in der Kultur und in der Wissenschaft. Wie eng Segelsport und Meeresforschung mittlerweile verbunden sind, zeigen auch Kooperationen mit professionellen Crews und Hobbysegel-Teams, die uns mit wichtigen Messdaten versorgen“, betont Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR. „Dass unsere kapverdischen Partner die Kieler Woche zum Anlass nehmen, um unseren Dialog fortzusetzen, ehrt uns sehr. Wir knüpfen an fruchtbare Gespräche während unserer Reise auf die Kapverden im Januar an und freuen uns, nun das GEOMAR bei einem Rundgang vor Ort präsentieren und einen gemeinsamen Kurs für eine noch engere Zusammenarbeit festlegen zu können.“
Die Kapverdischen Inseln liegen vor der Küste Westafrikas im tropischen Atlantik – und damit im Mittelpunkt eines unserer wichtigsten Lebenserhaltungssysteme. Auf dem Archipel wird sichtbar, wie der Ozean unser Klima beeinflusst, uns ernährt und Existenzen sichert – und wie er bereits durch den Klimawandel beeinflusst wird. Das Küstenauftriebsgebiet bei den Kapverden gehört zu den biologisch produktivsten und artenreichsten Regionen des Weltozeans. Es ist von höchster ökologischer und sozioökonomischer Bedeutung und stehen daher auch im Fokus der Forschung des GEOMAR.
Gemeinsam mit dem Instituto do Mar (IMar) und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gründete das GEOMAR 2017 auf der Kapverden-Insel São Vicente das Ocean Science Centre Mindelo (OSCM). Das Zentrum dient als Basis für Feldforschung im tropischen Nordostatlantik, wissenschaftlichen Austausch sowie universitäre Ausbildung und Netzwerkbildung mit Westafrika. Zudem werden in der Region seit 2006 international wichtige Langzeit-Stationen für die Ozean- und die Atmosphärenforschung betrieben. Als weitere deutsche Partner sind insbesondere das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig und das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena sowie verschiedene Universitäten eingebunden. Seit 2019 fördert das BMBF den internationalen Masterstudiengang „Klimawandel und Meereswissenschaften“ an der Universidade Técnica do Atlantico (UTA) für Studierende aus Westafrika in Mindelo im Rahmen des „Kompetenzzentrums zur wissenschaftlichen Unterstützung gegen den Klimawandel und des anpassungsfähigen Landmanagements im westlichen Afrika“ (West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use, WASCAL).
„Anknüpfend an die gemeinsamen wissenschaftlichen Erfolge und die gemeinsame Mission von IMar und GEOMAR möchten wir das OSCM weiter für einen nachhaltigen Betrieb stärken. Bisherige Projekte belegen das enorme Potenzial der Region – und in der Kombination aus Infrastruktur und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses können wir Chancen für die Entwicklung gemeinsam nutzen“, hebt Professorin Matthes hervor. „Damit wäre gleichzeitig auch eine wichtige Basis für zukünftige große Forschungskampagnen geschaffen.“
Ab dem Jahr 2027 soll ein großangelegtes internationales Forschungsvorhaben unter Leitung des GEOMAR einen besonderen Fokus auf die Region vor Westafrika legen: „Die Zukunft der tropischen Auftriebsgebiete im Atlantischen Ozean“ (Future of Tropical Upwelling Regions in the Atlantic Ocean, FUTURO) soll untersuchen, wie sich das natürliche und für Westafrikas Bevölkerung eminent wichtige Auftriebsgebiet vor Westafrika im Zuge des Klimawandels entwickelt und wie diese biologisch besonders produktive und artenreiche Region geschützt und nachhaltig bewirtschaftet werden kann.
„Küstenauftriebsgebiete wie das vor Westafrika machen weniger als ein Prozent der Ozeanfläche aus, liefern dabei aber fünf Prozent der biologischen Produktivität und zwanzig Prozent der Fischereierträge des Weltozeans. Zugleich sind sie in vielfältiger Weise durch den globalen Wandel bedroht“, erklärt Professor Dr. Arne Körtzinger, wissenschaftlicher Direktor des OSCM und Koordinator von FUTURO. „Angesichts dieser gewaltigen Bedeutung und der zu erwartenden Veränderungen soll das internationale Großexperiment FUTURO das erforderliche Systemverständnis und eine Basis für eine nachhaltige Nutzung und Schutz des Küstenauftriebsgebiets liefern. Kern dieses Experiments ist ein konzertierter Einsatz mehrerer internationaler Forschungsschiffe und einer Vielzahl autonomer Beobachtungsplattformen.“