Junge Meeresforscherinnen ausgezeichnet
Otto-Krümmel-Förderpreis für hervorragende Bachelorarbeiten verliehen
Otto Krümmel war einer der Pioniere der deutschen Meeresforschung. Während seiner langjährigen Tätigkeit an der Kieler Universität legte er mit dem von ihm gegründeten Laboratorium nicht nur den Grundstein für das heutige GEOMAR, sondern auch für die moderne, international vernetzte Meeresforschung. Mit dem Otto-Krümmel-Förderpreis möchte die Gesellschaft zur Förderung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel e.V. zum einen an diesen Wegbereiter erinnern, zum anderen junge Menschen, die mit dem Bachelor ihren ersten berufsqualifizierenden Abschluss in den Händen halten, für ihre weitere Karriere fördern und motivieren.
In diesem Jahr erhalten den Otto-Krümmel-Förderpreis zu gleichen Teilen Frau Katharina Bachmann aus Bremen und Frau Anna Margarethe Jegen aus Kiel. Die Auszeichnung ist deshalb in diesem Jahr mit insgesamt 1500 Euro dotiert.
Frau Katharina Bachmann studierte Geowissenschaften mit den Schwerpunkten Meeresgeologie, Paläontologie und Petrologie an der Universität Bremen. In ihrer Bachelorarbeit mit dem Titel „Gas emission sites on the continental margin of Romania“ untersuchte sie Vorkommen und die Verteilung von Gasemissionsstellen auf dem rumänischen Kontinentalhang des Schwarzen Meeres. Die von ihr ausgewerteten hydroakustischen Daten wurden auf der Meteorausfahrt M142 gewonnen, an der Frau Bachmann selbst teilnehmen konnte. Die Arbeit bietet einen wichtigen strukturellen Einblick in die Thematik von Gasemissionen, ihren beeinflussenden Faktoren und Wechselwirkungen mit Sedimentstrukturen und der Wassersäule. „Ich freue mich sehr, dass Frau Bachmann diese Auszeichnung erhält“, sagt ihre Betreuerin Dr. Miriam Römer vom MARUM Forschungszentrum an der Universität Bremen. „Sie hat eine hervorragende Arbeit abgeliefert und zeigte ein sehr hohes Engagement, das weit über das normale Maß hinausgeht“, so Dr. Römer weiter. Frau Bachmann setzt ihre wissenschaftliche Laufbahn nun mit einem Masterstudium mit dem Thema „Climate Studies“ an der Wageningen University & Research in den Niederlanden fort.
Frau Anna Margarethe Jegen studierte Geowissenschaften an der Christian-Albrechts Universität zu Kiel. Sie beschäftigte sich in ihrer Bachelorarbeit mit dem Titel „Geochemical controls on the enrichment, distribution and mineralogy of tin in massive sulfides from the Nibelungen and Logatchev hydrothermal fields“ mit der Bildung von marinen Massivsulfidlagerstätten am Meeresboden. „Frau Jegen hat mit ihrer Arbeit zu einem verbesserten Verständnis für die Ausfällung von Metallen, insbesondere Zinn, an heißen Tiefseequellen, beigetragen“, sagt ihr Betreuer, Dr. Sebastian Fuchs, von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. „Diese Ergebnisse sind hoch einzuschätzen, weshalb wir darüber eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift vorbereiten“, so Fuchs weiter. Frau Jegen setzt ihre wissenschaftliche Ausbildung jetzt mit einem Masterstudium der Geophysik an der Universität Kiel fort.
„Mit dem Otto-Krümmel-Förderpreis möchten wir den in den Naturwissenschaften oft wenig beachteten Bachelor-Abschluss aufwerten“, sagt der Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel e.V., Dr. Peter Gimpel. „Die Studierenden haben sich bereits ein solides Grundwissen angeeignet und mussten in ihrer Abschlussarbeit zum ersten Mal zeigen, dass sie in der Lage sind, wissenschaftlich zu arbeiten“, so Gimpel weiter. „Diese Arbeiten geben oft frühzeitig Hinweise auf besonders begabte und qualifizierte Studierende. Mit dem Otto-Krümmel-Förderpreis möchten wir hervorragende Bachelorarbeiten noch einmal in besonderer Weise würdigen, um die angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu motivieren“, so Dr. Gimpel.
Auch GEOMAR Verwaltungsdirektor Frank Spiekermann unterstrich der Wert dieses Preises für die jungen Absolventen. „Ich freue mich, dass sich die Fördergesellschaft des GEOMAR und die Reederei Briese für besonders qualifizierte Studierende einsetzen, die noch am Beginn ihrer Karriere stehen“, sagt er in einem Grußwort. „In der Forschung brauchen wir im akademischen wie administrativen wie technischen Bereich die besten Köpfe, ein herausragender Bachelorabschluss legt einen wichtigen Grundstein für eine spätere Karriere in der Wissenschaft und ist ein sehr positiv auffallender Aspekt im Lebenslauf“, so Spiekermann weiter.
Insgesamt hatten sich in diesem Jahr neun Studierende aus unterschiedlichen meereswissenschaftlichen Fachrichtungen beworben. „Neben der Bewerbung, die eine Selbsteinschätzung über die Relevanz der Arbeit enthält, holen wir zusätzlich Stellungnahmen von externen Gutachtern ein“, erläutert Dr. Peter Gimpel das Verfahren. Dabei gehe es nicht um eine Neubewertung der Arbeit, sondern unter anderem um eine Einschätzung der Bedeutung und ihres Potentials, so Gimpel. „Wir möchten Studierende ausdrücklich ermutigen sich zu bewerben“, so der Vorsitzende der Fördergesellschaft. Ein besonderer Dank geht ferner an die Reederei Briese, die einen Teil des Preisgeldes stiftet und sich auch bei der Durchführung der Preisverleihung engagiert.
Hintergrundinformationen:
Der Otto-Krümmel-Förderpreis
Die Gesellschaft zur Förderung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel e.V. vergibt jährlich den mit (üblicherweise) 1.000 Euro dotierten „Otto-Krümmel-Förderpreis“. Mit dem Preis werden herausragende Bachelorabschlüsse (auch FH) im Bereich der Ozeanforschung einschließlich der Wechselwirkung des Ozeans mit dem Meeresboden und der Atmosphäre prämiert. Aufgerufen sind alle Disziplinen der Meeresforschung einschließlich der Meerestechnik.
Eingereichte Arbeiten können ihren Schwerpunkt sowohl in der Feldforschung als auch der Modellierung oder der Entwicklung von Beobachtungstechniken haben. Bewerben können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, deren Studiengang an einer deutschen Hochschule absolviert wurde, der jeweilige Bachelor-Abschluss nicht länger als ein Jahr zurück liegt und mit herausragend oder sehr gut bewertet wurde.
Otto Krümmel - Der Wegbereiter der modernen Ozeanographie
Prof. Dr. Otto Krümmel war einer der wichtigsten deutschen Geographen und zugleich Ozeanographen in der Zeit um 1900. Ihm gebührt das Verdienst, die Ozeanographie als systematische Teilwissenschaft der Geographie begründet zu haben. Krümmels Ideen zur Gestalt des Meeresbodens waren grundlegend für alle nachfolgenden Wissenschaftlergenerationen. Sein Werk umfasst mit etwa 100 Veröffentlichungen nahezu alle Bereiche der allgemeinen Geographie, der Ozeanographie und der hydrographischen Messtechnik.
Otto Krümmel wurde 1854 in Exin in der Provinz Posen geboren. Er studierte zwischen 1873 und 1875 zunächst Medizin an der Universität Leipzig, dann Geographie und Naturwissenschaften in Göttingen und Berlin. 1884 wurde Krümmel Ordinarius für Geographie an der Kieler Universität und blieb in der Folge 27 Jahre lang der Direktor des Geographischen Instituts. Während seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit in Kiel entwickelte Krümmel grundlegende meereswissenschaftliche Methoden und die entsprechenden Geräte. Ab 1902 leitete Krümmel an dem in Kiel gegründeten Laboratorium für die internationale Meeresforschung, eines der Vorläuferinstitute des heutigen GEOMAR, die Abteilung für Hydrographie. 1911 wurde er als Ordinarius für Geographie an die Universität Marburg berufen. Krümmel starb im Alter von nur 57 Jahren am 12. Oktober 1912 in Köln.