Klaus Tschira Stiftung unterstützt GAME-Programm
Die neue Förderung ermöglicht Experimente zum Einfluss von künstlichem Licht auf Lebewesen am Meeresboden
Das internationale Forschungs- und Ausbildungsprogramm GAME (Globaler Ansatz durch Modulare Experimente) des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel hat mit der Klaus Tschira Stiftung einen neuen Förderer gewonnen. Die Stiftung unterstützt bis 2023 drei Projekte zum Thema Lichtverschmutzung. Jeweils in Zweierteams führen Studierende der Biologie und der Umweltwissenschaften über mehrere Monate hinweg identische Experimente zu Auswirkungen nächtlichen Kunstlichts auf Meereslebewesen durch.
„Negative Auswirkungen von nächtlichem Kunstlicht sind bereits für viele Landlebewesen bekannt, etwa für Vögel oder Insekten“, erklärt GAME-Koordinator Dr. Mark Lenz, Meeresökologe am GEOMAR. „Für das marine System gibt es bislang nur sehr wenige Studien über mögliche Auswirkungen – und dabei ist schon jetzt ein Viertel der Küsten weltweit vom Licht aus naher Bebauung beeinflusst.“
Im Jahr 2021 untersuchten die Teilnehmenden des aktuellen GAME-Projekts in Kap Verde, Kroatien, Japan, Malaysia, Portugal und Spanien das Verhalten von marinen „Weidegängern“ wie pflanzenfressende Schnecken, Seeigeln oder Krebsen unter nächtlichem Einfluss von Kunstlicht. Ihre ersten Ergebnisse stellen die Studierenden im Dezember an norddeutschen Universitäten und den GAME-Förderern vor. „Viele tagaktive Tiere bleiben unter dem Einfluss von künstlichem Licht nachts länger in Bewegung und fressen mehr. Nachtaktive Tiere tendieren dazu, das Licht zu meiden“, fasst Dr. Lenz die Beobachtungen zusammen. „An einigen Standorten haben wir eine Zu- oder Abnahme der Aktivität von 30 bis 40 Prozent festgestellt. Solche Verschiebungen könnten Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben.“
Im kommenden Jahr stehen filtrierende Tiere wie Muscheln und Seepocken im Mittelpunkt. Indem sie Nahrungspartikel aus dem Wasser aufnehmen und weiterverarbeiten, vermitteln sie im Energiefluss zwischen der Wassersäule und dem Meeresboden. Zudem stellen sie selbst eine wichtige Nahrungsquelle dar. Muschelbänke tragen außerdem zur Stabilität von Küsten bei und bilden einen Lebensraum für viele weitere Arten. 2023 stehen Freiwasser-Experimente zum Siedlungsverhalten von Larven an. In diesem Entwicklungsstadium besiedeln Muscheln, Seepocken, Schnecken und andere Tiere feste Oberflächen im Meer. Dieser Prozess könnte von Kunstlicht ebenfalls beeinflusst werden.
Die Verbreitung von Kunstlicht entlang der Küsten wird in Zukunft noch zunehmen. Die Beleuchtung ließe sich jedoch so anpassen, dass sie möglichst wenig negative Auswirkungen habe, so Dr. Lenz. „Frühere Lichtquellen mögen energetisch ungünstig gewesen sein, waren für die Tiere aber eher harmlos, weil sie ein Spektrum hatten, das dem des Sonnenlichts nicht sehr ähnlich war. Die hellen, dem Sonnenlicht gleichenden LED-Leuchten, die heute an vielen Orten eingesetzt werden, haben möglicherweise ganz andere Auswirkungen. Da wir Menschen schlecht auf die Beleuchtung verzichten können, könnte es helfen, zumindest die Dauer zu reduzieren oder die Spektren so auszuwählen, dass sie dem Sonnenlicht unähnlich sind.“
GAME wird neben der Klaus Tschira Stiftung auch gefördert von: Fairplay-Management, Hydro-Bios, Hydrotechnik Lübeck, Lighthouse Foundation, LimnoMar, Mareverlag, Müllverbrennung Kiel, OFFCON und SubCtech.