Der Ozeanograph Martin Visbeck mit einem Float während einer Expedition im tropischen Atlantik. Foto: GEOMAR
Die Abbildung zeigt die Änderung des Wärmeinhaltes des Ozeans (OHC: Ocean Heat Content) bis zu einer Tiefe von 700 m in verschiedenen Analysen. Mit dem Beginn des Argo-Programms im Jahre 2000 mit weltweit etwa 100.000 Temperaturprofilen pro Jahr bis 2000 m Tiefe hat die räumliche und zeitliche Abdeckung der Ozeanmessungen erheblich zugenommen. Klar erkennbar ist, dass die Erwärmung der Meere ungebremst fortschreitet. Die Daten erlauben keine quantitativen Abschätzungen über die Wärmeaufnahme vor 1970. © IPCC [3]

Klimawandel: Ein holpriger Weg

Professor Martin Visbeck setzt sich in „Nature Geoscience“ für verstärkte Ozeanbeobachtung ein

27.02.2014/Kiel. Die Erde befindet sich in einer Phase deutlicher Veränderungen. Das liegt unter anderem an den steigenden Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre und dem daraus resultierenden Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen. Darüber ist sich die Wissenschaft einig. Einzelne kalte Winter wie der von 2011/12 lassen in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings immer wieder Zweifel an einem allgemeinen Temperaturanstieg aufkommen. Und auch die aktuelle Stagnation der globalen Temperaturen auf einem recht hohen Niveau nähren außerhalb der Forschung Zweifel an einem voranschreitenden Klimawandel. Für Martin Visbeck, Professor für Physikalische Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Sprecher des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, hat das mehrere Gründe. Wie der Ozeanograph in der aktuellen Ausgabe der  international renommierten Fachszeitschrift „Nature Geoscience“ darlegt, hat es die Wissenschaft lange versäumt deutlich zu machen, dass ein allgemeiner Temperaturanstieg keine lineare Entwicklung ist, die von Jahr zu Jahr zu leicht gestiegenen Temperaturen führt. „Dafür überlagern sich von Menschen verursachte Entwicklungen und verschiedenste natürliche Schwankungen in den Ozeanen und in der Atmosphäre zu stark“, sagt er. Der Weg des Klimawandels sei sehr holprig, auch wenn die Gesamttendenz deutlich nach oben zeige, so Professor Visbeck in seinem Kommentar.
Gleichzeitig müsse die Wissenschaft auch zugeben, dass sie ausgerechnet die Schwankungen, die für die Entwicklung innerhalb weniger Jahrzehnte verantwortlich sind, noch nicht ausreichend erfasst habe. „Dabei sind regionale Klimavariabilitäten auf Zeitachsen zwischen 10 und 30 Jahren besonders wichtig für unsere eigene Generation. Sie sind zu lang, um sie einfach auszusitzen, aber zu kurz, um sich vollkommen anpassen zu können“, betont Professor Visbeck.

Vor diesem Hintergrund sei es sehr zu begrüßen, dass sich die Forschung aktuell stärker den dekadischen Klimaveränderungen widme. Als Beispiel für die gestiegene Aufmerksamkeit für die mittelfristigen Veränderungen des Klimas nennt Visbeck den neuesten Report des UN-Weltklimarates IPCC. Darin ist diesem Thema ein ganzes Kapitel gewidmet. Allerdings kommt der Report zu dem Schluss, dass große Teile der mittelfristigen Klimaänderungen aktuell noch nicht vorhersehbar sind.

Da der Ozean auch in diesen Prozessen eine zentrale Rolle spielt und derzeit mehr als 90 Prozent der zusätzlichen Wärme, die durch die veränderte Strahlungsbilanz der Atmosphäre die Erde erwärmt, absorbiert, setzt sich Professor Visbeck für eine umfassendere, globale und weltweit flächendeckende Ozean-Beobachtung ein. „Ein global ausgebautes Klima-Beobachtungssystem, der weltweite freie Austausch von Daten und eine zeitnahe Bewertung des jeweiligen Zustands des Klimasystems sind notwendig, um die Klimaforschung voran zu bringen. Nur dann sind wir in der Lage, der Gesellschaft bessere und abgesicherte Antworten zu den Folgenabschätzungen des globalen Wandels zu geben“, sagt Professor Visbeck.

Der Ozeanograph Martin Visbeck mit einem Float während einer Expedition im tropischen Atlantik. Foto: GEOMAR
Der Ozeanograph Martin Visbeck mit einem Float während einer Expedition im tropischen Atlantik. Foto: GEOMAR
Die Abbildung zeigt die Änderung des Wärmeinhaltes des Ozeans (OHC: Ocean Heat Content) bis zu einer Tiefe von 700 m in verschiedenen Analysen. Mit dem Beginn des Argo-Programms im Jahre 2000 mit weltweit etwa 100.000 Temperaturprofilen pro Jahr bis 2000 m Tiefe hat die räumliche und zeitliche Abdeckung der Ozeanmessungen erheblich zugenommen. Klar erkennbar ist, dass die Erwärmung der Meere ungebremst fortschreitet. Die Daten erlauben keine quantitativen Abschätzungen über die Wärmeaufnahme vor 1970. ©  IPCC [3]
Die Abbildung zeigt die Änderung des Wärmeinhaltes des Ozeans (OHC: Ocean Heat Content) bis zu einer Tiefe von 700 m in verschiedenen Analysen. Mit dem Beginn des Argo-Programms im Jahre 2000 mit weltweit etwa 100.000 Temperaturprofilen pro Jahr bis 2000 m Tiefe hat die räumliche und zeitliche Abdeckung der Ozeanmessungen erheblich zugenommen. Klar erkennbar ist, dass die Erwärmung der Meere ungebremst fortschreitet. Die Daten erlauben keine quantitativen Abschätzungen über die Wärmeaufnahme vor 1970. © IPCC [3]