Klimawandel: Wer wartet, zahlt drauf
Sofortiges Handeln ist der beste Schutz vor vielen unvorhersehbaren kleinen Katastrophen
02.07.2018/Plön, Kiel. Der Klimawandel wird Folgen haben – aber wann diese auftreten und wie schwerwiegend sie sein werden, lässt sich nicht exakt bestimmen. Genau diese Unsicherheit könnte helfen, Menschen zu schnellerem Handeln gegen den Klimawandel zu bewegen. Dies legen Ergebnisse von Computersimulationen von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön, der Universität Toronto und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel nahe.
Im Kampf gegen den Klimawandel ist die gesamte Menschheit gefordert: Menschen und Staaten müssen miteinander kooperieren, wenn sie die Folgen zumindest mildern wollen, die der menschengemachte Temperaturanstieg verursacht. Ein schwieriges Unterfangen, wie die vielen Klimakonferenzen zeigen, schließlich müssen Menschen auf unmittelbare Profite verzichten – und das für vermeintliche Vorteile in einer fernen Zukunft.
Wissenschaftler untersuchen die Voraussetzungen, unter denen Menschen auf individuelle Vorteile zugunsten des Allgemeinwohls verzichten, mithilfe sogenannter Allgemeingut-Spiele, in denen Probanden reales oder virtuelles Geld je nach Verhaltensstrategie verdienen oder verlieren können. In ihrer neuen theoretischen Studie, die heute in der internationalen Fachzeitschrift Nature Communications erscheint, haben die Forscherinnen und Forscher mit Computersimulationen die geeignetsten Verhaltensstrategien für den Umgang mit wiederholt auftretenden negativen Ereignissen untersucht.
"Bisher wurden in der Klimadiskussion für derartige Untersuchungen die üblichen spieltheoretischen Ansätze genutzt, wonach erst ganz am Ende über Gewinn oder Totalverlust entschieden wird. Das ist für den Klimawandel aber nicht richtig. Der Klimawandel wird durch eine Reihe von ‘kleinen’ Katastrophen immer deutlicher und Schäden treten schon früh auf, sind aber nicht unbedingt Totalverluste", betont Co-Autor Prof. Dr. Andreas Oschlies vom GEOMAR. Unsicherheiten darüber, ob und wann Schadensereignisse eintreffen, sind groß und werden vermutlich immer groß bleiben. Jeder kann mehrmals getroffen werden
Die neue Simulation nimmt auf diese Besonderheit der Klimaentwicklung Rücksicht. Um sie noch realistischer zu gestalten, flossen auch Erkenntnisse darüber ein, wie Klimaschutzmaßnahmen die Wahrscheinlichkeit weiterer Katastrophen beeinflussen. "Hier gibt es im Wesentlichen drei Szenarien. Erstens: Das Risiko nimmt linear mit dem gezahlten Klimaschutz ab. Zweitens: Das Risiko nimmt erst ab einer bestimmten eingezahlten Summe für den Klimaschutz ab. Und drittens: Das Risiko nimmt bei den ersten Maßnahmen stark ab, für jede weitere Risikoabnahme muss man aber immer mehr Geld in die Hand nehmen", erklärt Andreas Oschlies, der auf die biogeochemische Modellierung des Erdsystems spezialisiert ist.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass man sich am effektivsten vor den Folgen des Klimawandels schützt, indem man sich möglichst frühzeitig an Maßnahmen zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes beteiligt. Auf diese Weise kann jeder einzelne seine eigenen Verluste möglichst klein halten. Wer zu lange wartet, zahlt dagegen drauf“, fasst Prof. Dr. Arne Traulsen vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie die Ergebnisse der Studie zusammen
Die ausführliche Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie finden Sie hier.
Originalveröffentlichung:
Abou Chakra, M., S. Bumann, H. Schenk, A. Oschlies, A. Traulsen (2018): Facing uncertain climate change, immediate action is the best strategy.
Nature Communications; https://doi.org/10.1038/s41467-018-04968-1
Kontakt:
Hanna Schenk, schenk(at)evolbio.mpg.de
Prof. Dr. Arne Traulsen, traulsen(at)evolbio.mpg.de
Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie
Tel.: +49 4522 763-239
Jan Steffen (GEOMAR, Kommunikation und Medien), Tel.: +49 431 600 2811, presse(at)geomar.de