Komplexe biogeochemische Wechselwirkungen im Ozean
24.02.2011/Lübeck. Gemeinsam mit internationalen Experten diskutierten Wissenschaftler des Kieler Sonderforschungsbereichs 754 „Klima-biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“, auf einem viertägigen Treffen in Lübeck neue Forschungsergebnisse. Neben dem wissenschaftlichen Austausch diente das Treffen auch der Vorbereitung einer zweiten, vierjährigen Phase, in der 2012 weitere Studien zu den sehr komplexen Wechselbeziehungen zwischen biologischen, chemischen und geologischen Prozessen im Ozean durchgeführt werden sollen. Die erste Phase des SFB754 wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 9.3 Mio. Euro gefördert.
Welche Rolle spielen die Sauerstoffminimumzonen in marinen Ökosystemen? Breiten sich diese lebensfeindlichen Bereiche bedingt durch den Klimawandel weiter aus? Welche besonderen chemischen Abläufe gibt es dort und und in welcher Form beeinflussen sie die marine Lebewelt? Dies sind nur einige Fragen, mit denen sich der Sonderforschungsbereich 754 „Klima-biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ beschäftigt. Der von der Kieler Christan-Albrechts-Universität und dem Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) getragene Sonderforschungsbereich befindet sich zurzeit in einer spannenden Phase, in der die Ergebnisse einer Vielzahl biologischer, geochemischer und physikalischer Untersuchungen sowie Modellstudien zum besseren Verständnis der Sauerstoffminimumzonen vor Peru und Westafrika zusammengetragen und ausgewertet werden. Seit 2008 haben Wissenschaftler mehrere Expeditionen im östlichen Atlantischen und Pazifischen Ozean durchgeführt und dabei eine Vielzahl von Daten gesammelt, die nun sukzessive ausgewertet und interpretiert werden.
Die erste Phase dieses sehr stark interdisziplinär geprägten Großprojekts neigt sich 2011 dem Ende entgegen. Die Forschungsarbeiten, darunter 30 Doktorarbeiten, die in den ersten vier Jahren vergeben wurden, zeigen spannende und unerwartete Resultate auf. Grund genug für mehr als 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich vier Tage Zeit zu nehmen, um diese Ergebnisse zu diskutieren und eine Strategie für die Fortsetzung des Projekts zu entwickeln. Dabei kam ein beachtliches Spektrum an Ergebnissen zusammen, die von neuen Erkenntnissen zur Vermischung im Ozeaninneren bis zur genetischen Bestimmung neuer Bakterienarten reicht und viele Bereiche der Meeresforschung erfasst. An dem Treffen nahmen auch namhafte internationale Wissenschaftler aus den USA, Peru, Schweiz, Kanada, Großbritannien und Frankreich teil.
Hintergrundinformation:
Der SFB754 verbindet die Untersuchung von klimatisch-biogeochemischen Wechselwirkungen und Sauerstoff-Schwellenwerten im heutigen Ozean mit solchen, die in der Vergangenheit gewirkt haben. Es werden dafür Messungen der tropischen Ozeanzirkulation durchgeführt, biologische Prozesse in Phytoplankton und Bakterien unter unterschiedlichen Sauerstoff- und Nährstoffbedingungen untersucht, sowie Klimasimulationen mit Modellen durchgeführt, die neben Ozean und Atmosphäre auch biogeochemische Prozesse im Ozean berücksichtigen. Hierfür arbeiten Forschungsgebiete wie Chemische und Physikalische Ozeanographie, Marine Ökologie, Molekulare Biologie, Biogeochemie der Sedimente, Paläozeanographie und Geologie sowie Klima- und Biogeochemische Modellierung in dem international einmaligen interdisziplinären Verbund eng zusammen.
Kontakt:
Prof. D. Wallace (Sprecher SFB 754), Tel. 0431 600 4200, dwallace(at)ifm-geomar.de
Dr. A. Villwock (Pressestelle IFM-GEOMAR), Tel. 0431 600 2802, avillwock(at)ifm-geomar.de