Korallen in der Tiefsee passen sich an extreme Sauerstoffarmut an
Internationales Forschungsteam veröffentlicht Studie in der Zeitschrift Coral Reefs
28.04.2020/Bremen, Kiel. Riffe von Kaltwasserkorallen sind einzigartige Biodiversitäts-Hotspots in der Tiefsee. Um zu wachsen, brauchen Arten wie die Steinkoralle Lophelia pertusa gute Bedingungen. So reagieren sie auf veränderte Sauerstoffgehalte, Temperaturen und pH-Werte im Wasser. Während einer Expedition im Südatlantik hat ein Team von Forschenden des MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und anderer Einrichtungen aber Kaltwasserkorallen-Riffe entdeckt, die in extrem sauerstoffarmen und eher warmem Wasser gedeihen. Korallen können sich also offensichtlich besser anpassen, als bisher vermutet. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt in der Zeitschrift Coral Reefs veröffentlicht.
Die Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa gehört zu den am weitesten verbreiteten riffbildenden Arten in der Tiefsee. Ihre Verbreitung in Wassertiefen zwischen etwa 200 und 1.000 Metern wird durch verschiedene Umweltfaktoren, wie Konzentration von gelöstem Sauerstoff und Temperatur, gesteuert. Bei einer Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR hat das Team an Bord allerdings bislang unbekannte Kaltwasserkorallen-Riffe vor der Küste Angolas entdeckt, die es in dieser Region nicht erwartet hätte.
Die Studie legt nahe, dass ein durch die globale Erwärmung prognostizierter sinkender Sauerstoffgehalt des Wassers allein wohl nicht den bislang erwarteten negativen Einfluss auf Kaltwasserkorallen haben wird. Allerdings wird für die Zukunft auch eine Abnahme der Nahrungszufuhr in die Tiefsee erwartet, was sich das auf die Anpassungsfähigkeit der Korallen auswirken könnte.
Originalarbeit:
Hebbeln D., C. Wienberg, W.-C. Dullo et al.: Cold-water coral reefs thriving under hypoxia. Coral Reefs (2020). https://doi.org/10.1007/s00338-020-01934-6
Beteiligte Einrichtungen:
MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Senckenberg am Meer, Abteilung Meeresforschung, Wilhelmshaven
NIOZ Royal Netherlands Insitute for Sea Research, Texel, Niederlande
Utrecht University, Niederlande
Instituto Español de Oceanografía, Palma, Spanien