Leinen los am Heiligabend
Kieler Meeresforscherinnen und Meeresforscher verbringen Weihnachten auf See
Auspacken gehört ja traditionell zum Heiligabend dazu. Für 13 Meeresforscherinnen und Meeresforscher aus Kiel, Hamburg und Greifswald sieht das in diesem Jahr aber ein bisschen anders aus. Sie packen am Sonntag, 24. Dezember, nicht im Familienkreis Pakete, sondern im Kollegenkreis gleich einen ganzen Container aus. Denn am ersten Weihnachtstag startet in Mindelo (Kap Verde) eine Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff MARIA S. MERIAN in den tropischen Atlantik. Und bis zum Auslaufen müssen noch etliche Geräte und Ausrüstungsgegenstände in Labore gebracht, an Deck verstaut und teilweise angeschlossen werden.
„Die Erde kennt keine Feiertage. Wenn wir sie besser verstehen wollen, müssen wir jede Gelegenheit nutzen. Das bedeutet, dass wir manchmal zur See zu fahren, wenn die meisten Menschen feiern“, sagt Dr. Froukje van der Zwan, Geochemikerin am Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und Mitglied im Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“. Sie leitet zusammen mit Dr. Dieter Garbe-Schönberg von der CAU und Dr. Nico Augustin vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel die Expedition mit der offiziellen Bezeichnung MSM70.
Von Mindelo fährt die MARIA S. MERIAN rund 1.000 Kilometer Richtung Süden. Dort liegen in 4.000 Metern Wassertiefe die Bathymetrist Seamounts, eine Kette von Unterwasservulkanen, die vor weniger als 100 Millionen Jahren entstanden ist. Der Meeresboden, von dem es in dem Gebiet nur ungenügende, nicht detailgetreue Karten gibt, soll zunächst genau vermessen und dann anschließend beprobt werden.
Die Bathymetrist Seamounts gehören zu den sogenannten Intraplattenvulkanen. Das bedeutet, sie haben sich nicht an der Schnittstelle zweier Erdplatten gebildet, sondern mitten auf einer solchen Platte. Die Kanarischen Inseln, Kap Verde oder auch Hawaii gehören in die gleiche Kategorie. Allerdings sind viele Fragen zum Alter und zur Entstehung dieser Vulkane und wie sie die umgebende Erdkruste beeinflussen noch offen, denn möglicherweise haben auch nahegelegene Spalten und Brüche in der Erdkruste mit der Entstehung zumindest einiger dieser Vulkane zu tun. „Wir hoffen auf gute Proben von diesen fast unerforschten Vulkanen, an denen wir viel über die alte ozeanische Kruste lernen können und vielleicht auch darüber, ob Bruchzonen hier neue Vulkane entstehen lassen“, sagt Dr. Garbe-Schönberg, der an Bord leider nicht dabei sein kann.
Die Schiffszeit ist wertvoll und muss effizient genutzt werden. Ein Schichtensystem stellt sicher, dass die wissenschaftlichen Arbeiten auf See rund um die Uhr laufen. Trotzdem sollen Weihnachten und der Jahreswechsel nicht ganz ausfallen. „Sobald wir sicher sind, dass unsere Geräte einsatzbereit sind und laufen, werden wir eine kleine Weihnachtsfeier abhalten. Und auch zum Jahreswechsel haben wir uns schon etwas überlegt“, betont die Fahrtleiterin.
Wer mehr über das Leben an Bord während der Feiertags-Expedition und natürlich auch über die Wissenschaft erfahren möchte, kann dem Expeditionsblog unter www.oceanblogs.org/msm70 folgen. Froukje van der Zwan, Nico Augustin und ihr Team an Bord freuen sich auch über Fragen und Festtagsgrüße in den Kommentaren.
Die Expedition auf einen Blick:
FS MARIA S. MERIAN MSM70
Fahrtleitung: Dr. Froukje van der Zwan (CAU)
Beginn: 24. Dezember 2017 in Mindelo, Kapverdische Inseln
Ende: 4. Februar 2018 in Las Palmas, Gran Canaria
Thema: Intraplattenvulkanismus bei den Bathymetrists Seamounts.
Kontakt am GEOMAR:
Jan Steffen (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2811, presse(at)geomar.de