Neuer Schub für ökosystembasiertes Fischereimanagement
GEOMAR und Bundesamt für Naturschutz schließen Kooperationsvertrag
Die Meere stehen unter Druck, sie leiden unter den Auswirkungen menschlicher Aktivitäten wie der kommerziellen Fischerei, dem Klimawandel und anderen Stressfaktoren wie Eutrophierung und Sauerstoffmangel. Diese Faktoren haben Fischbestände und die Schweinswal-Population (Phocoena phocoena) in der Ostsee an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Diesen Herausforderungen wollen sich das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) im Rahmen des Kooperationsvertrages „AWZFISCH“ (Ökosystembasiertes Fischereimanagement in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone) widmen. Das BfN stellt dem GEOMAR für die Forschung im Rahmen der Kooperation 2,4 Millionen Euro über die Laufzeit von 5 Jahren zur Verfügung. AWZ steht für „Ausschließliche Wirtschaftszone“ und bezeichnet das Gebiet außerhalb der Hoheitsgewässer bis zu einer Entfernung von 200 Seemeilen vom Festland – der Zuständigkeitsbereich des BfN und das Untersuchungsgebiet der Kooperation.
Förderung von europäischen Lösungen
„Ich hoffe, dass dieses Projekt endlich zu einer europäischen Herangehensweise führt, um die dramatische Überfischung in unseren Meeren zu stoppen“, so Professorin Dr. Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR. „Vorangegangene Projektphasen von AWZFISCH haben bereits international beachtete Publikationen hervorgebracht. Ich freue mich, dass wir die Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz nun weiter stärken“.
Die Kooperation trägt dazu bei, international verpflichtende Ziele zum Schutz der biologischen Vielfalt des Meeres und des Klimas zu erreichen. Die regional entwickelten Lösungen für ein ökosystemgerechtes Fischereimanagement sollen anschließend auch auf nationaler sowie auf EU-Ebene und in internationale Projekte eingebracht werden.
Verbesserung von ökosystembasiertem Fischereimanagement
„Große, gesunde Fischbestände und ein nachhaltiges, ökosystemgerechtes Fischereimanagement sind grundlegende Bestimmungen der gemeinsamen Fischereipolitik der EU und damit auch Deutschlands. Diese Bestimmungen sind aber bisher nicht umgesetzt worden“, sagt Dr. Rainer Froese, Meeresökologe und Fischereiwissenschaftler am GEOMAR. Froese war maßgeblich an der Entwicklung des neuen Kooperationsvertrags beteiligt. Professor Thorsten Reusch, Projektleiter, ergänzt: "Mit der neuen Vereinbarung wollen wir vor allem die Basis für ökosystembasiertes Management der Fischerei in den deutschen Meeresgebieten schaffen, insbesondere in und um die bestehenden Schutzgebiete.“
Beim ökosystembasierten Fischereimanagement wird die Meeresumwelt im Gesamtkontext betrachtet. So wird nicht nur der Zustand einzelner Fischbestände bewertet, sondern die Wechselwirkung zwischen Arten, ihren Lebensräumen und Umweltfaktoren wie dem Klimawandel und der Wasserqualität. Die Einhaltung der Empfehlungen könnte die Bestände kommerziell relevanter Fischarten und Populationen geschützter Arten, wie die der gefährdeten Schweinswale, wiederherstellen.
Hintergrund: Projekt „AWZFISCH“
Das Projekt „Ökosystembasiertes Fischereimanagement in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone“ (AWZFISCH) wird durch eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem GEOMAR und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert. Im Rahmen dieser Kooperationsvereinbarung erhält das GEOMAR vom BfN für fünf Jahre (bis Januar 2030) Mittel in Höhe von 2,4 Millionen Euro.

Forschende während einer fischereibiologischen Ausfahrt mit der ALKOR.
Foto: Sarah Uphoff, GEOMAR

Der Zustand der Heringsbestände hat sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Faktoren wie kommerzielle Fischerei, Klimawandel, Eutrophierung und Sauerstoffmangel haben Fischbestände sowie die Schweinswal-Population in der Ostsee an den Rand des Zusammenbruchs gebracht.
Foto: Sarah Uphoff, GEOMAR

Mit der neuen Vereinbarung soll die Basis für ein ökosystembasiertes Fischereimanagement in den deutschen Meeresgebieten geschaffen werden, insbesondere in und um die bestehenden Schutzgebiete.
Foto: Sarah Uphoff, GEOMAR