Ozeanforscher entdecken neuen Unterwasservulkan
Rätselhafte Beben von 2004 entschlüsselt
Auch heute noch sind viele meereswissenschaftliche Expeditionen regelrechte Entdeckungsfahrten. Schließlich sind erst weniger als zehn Prozent der Ozeanböden exakt kartiert. Deshalb finden Forscher fast regelmäßig neue Vulkane, Gräben und andere geologische Strukturen am Meeresboden - so wie jetzt Geophysiker des GEOMAR | Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und des Alfred- Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Sie haben während einer Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff MARIA S. MERIAN im Südatlantik einen bisher unbekannten Unterwasservulkan entdeckt und kartiert. Er liegt ca. 25 Seemeilen südlich der Siedlung „Edinburgh of the Seven Sea“ auf der Insel Tristan da Cunha an der Ostflanke der unbewohnten, benachbarten Vulkaninsel Nightingale.
2004 alarmierten über Tage anhaltende Tremore (seismische Erschütterungen, die mit dem Aufsteigen von Magma in Zusammenhang gebracht werden) die etwa 260 Bewohner von Tristan da Cunha. Zu gut ist auf der „abgelegensten Insel der Welt“ der Ausbruch des eigenen Vulkans 1961 in Erinnerung, der nach einer Episode ebensolcher Tremore zur Evakuierung der Bevölkerung nach England führte. Erst zwei Jahre später kehrten die Tristaner damals auf ihre Insel zurück. Zur Erleichterung der Bewohner erfolgte diesmal der Ausbruch jedoch nicht auf Tristan selber, sondern weiter südlich auf dem Meeresboden. Darauf deutete jedenfalls der Fund von Bimssteinen auf See und an Stränden sowie die Auswertung der Daten eines Seismometers auf Tristan da Cunha hin.
Als jetzt das deutsche Forschungsschiff MARIA S. MERIAN die Insel im Rahmen der Expedition MSM 20/2 anlief, um die tiefen Ursachen des Vulkanismus in der Region zu untersuchen, nutzten die deutschen Geophysiker die Gelegenheit, die mögliche Ursprungsregion der 2004er Erschütterungen zu vermessen. Dabei entdeckten sie mehrere vulkanische Strukturen östlich von Nightingale, die bisher in keiner Seekarte verzeichnet waren. Die größte dieser Strukturen ist ein Vulkan in rund 1500 m Meerestiefe, dessen Spitze nur noch rund 250 Meter unterhalb der Wasseroberfläche liegt, und von den Wissenschaftlern ‚Isolde’ getauft wurde.
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