Partnerschaft für Entdeckungen am anderen Ende der Welt
Kooperationsvereinbarung und Großprojekte stärken die deutsch-neuseeländische Zusammenarbeit in der Meeresforschung
Obwohl Neuseeland auf der anderen Seite der Erde liegt, ist es für die Forscher:innen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel kein ungewöhnliches Ziel. Viele Expeditionen starten oder enden in den Häfen des pazifischen Inselstaates, denn rund um Neuseeland finden sich Strukturen, die im Forschungsfokus „Gefahren und Nutzen des Meeresbodens“ liegen. Die Region ist bekannt für ihre geologische Aktivität. Nördlich von Neuseeland befindet sich eine der aktivsten Plattengrenzen der Erde, wo sich die pazifische Erdplatte unter die australische schiebt. Als Teil des Pazifischen Feuerrings reihen sich submarine Vulkane und heiße Tiefseequellen aneinander. Vor zwanzig Jahren wurden vor Neuseeland auch große Gashydratvorkommen entdeckt, die viele Jahre Schwerpunktthema am GEOMAR waren. Daher arbeiten die Wissenschaftler:innen oft eng mit den neuseeländischen Kolleg:innen zusammen, um mehr über die komplexe Geologie vor Neuseelands Küsten zu erfahren.
Durch die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem neuseeländischen Institut GNS Science, Te Pū Ao; und dem GEOMAR wurde diese enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern im Bereich der Meereswissenschaften jetzt bekräftigt. Die Vereinbarung sieht vor, dass die beiden Forschungsinstitute ihre Ressourcen bündeln, um beispielsweise Prozesse an Subduktionszonen, Unterwasservulkane oder den Zustand von Küstengewässern zu untersuchen.
Die nächsten Expeditionen mit dem deutschen Forschungsschiff SONNE finden im März in der Cookstraße (engl. Cook Strait), die Meerenge zwischen den beiden Hauptinseln von Neuseeland, sowie im Mai an der 2000 Kilometer langen Kette von Unterwasservulkanen im Kermadec-Bogen, nordöstlich der Bay of Plenty statt. In drei groß angelegten Projekten sollen in den nächsten Jahren unterseeische Erdrutsche und vulkanische Aktivitäten erforscht werden.
In der Cookstraße wird die Dynamik der unterseeischen Canyons erforscht, mit dem Ziel, das Risiko von Hangrutschungen und die daraus resultierenden Gefahren besser bewerten zu können. Dies geschieht im Rahmen des Projekts MAWACAAP (Quantifying the role of mass wasting in submarine canyons on active and passive margins, Quantifizierung der Rolle des Massenschwunds in submarinen Canyons an aktiven und passiven Kontinentalrändern).
Zum anderen werden dort GNS Science und GEOMAR gemeinsam im Projekt SUBTRANS (Subduction to Strike-Slip Transition) den Übergang der beiden geologischen Phänomene von Subduktion (Abtauchen einer Erdplatte unter eine andere) und Strike-Slip-Verwerfungen (horizontale Verschiebungen entlang der Erdkruste) untersuchen.
Im Projekt BRASS (Brothers Volcano Seismic Structure) soll der Zusammenbruch der Caldera des Brothers Vulkans im Kermadec-Bogen untersucht werden.
Neben den Fahrten unter deutscher Leitung wird es mit amerikanischen und neuseeländischen Schiffen außerdem gemeinsame Ausfahrten zur Hikurangi-Subduktionszone östlich der Nordinsel Neuseelands geben.
Gary Wilson, Leitender Wissenschaftler am GNS, sagte, dass die Vereinbarung mit dem GEOMAR die Fähigkeit Neuseelands zur Durchführung von Meeresgeologie-Forschung signifikant stärken werde: „Unsere beiden Organisationen teilen eine ähnliche Vision. Wir sind zuversichtlich, dass die Zusammenarbeit zu einer neuen Ära von Entdeckungen und Erkenntnissen führen wird.“
Auf deutscher Seite ist der Leiter der Forschungseinheit Marine Geodynamik am GEOMAR, der Geophysiker Professor Dr. Christian Berndt für die Zusammenarbeit zuständig. Er betonte, dass das GEOMAR seit langem von den engen Forschungsbeziehungen mit GNS Science in einer Reihe von meereswissenschaftlichen Disziplinen profitiert: „Diese neue Vereinbarung festigt unsere Beziehungen zu einer Zeit, in der die deutsch-neuseeländischen Wissenschaftsinitiativen florieren."