Planktische Lebensgemeinschaften der Nordsee im Klimawandel
Prof. Dr. Karen Wiltshire vom AWI hält Marie-Tharp-Lecture am GEOMAR
29.11.2019/Kiel. Flache Schelfmeere sind zunehmend Belastungen durch direkte menschliche Nutzung und Veränderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen, ausgesetzt. Das Wasser der Nordsee erwärmt sich beispielsweise bis zu zweimal schneller als das im offenen Ozean. Zudem steigt der Meeresspiegel und die räumliche Nutzung der Gezeitenlebensräume, z.B. durch off-shore Windanlagen, nimmt zu. Neobiota dringen ständig in diese Ökosysteme ein und werden Teil neuer Nahrungsnetze und Strukturen.
Welchen Veränderungen die Nordsee ausgesetzt ist, zeigte Prof. Karen Wiltshire vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung (AWI) heute im Rahmen der 31. Marie-Tharp-Lecture am GEOMAR. Ihr Vortrag fand am internationalen "Fridays For Future" Tag statt und lieferte anhand von einzigartigen, hochfrequenten Langzeit-Beobachtungen, wissenschaftliche Belege für Veränderungen der planktischen Lebensgemeinschaften während der letzten fünf Jahrzehnte.
So sind Änderungen in der Lichtverfügbarkeit, Temperatur und Nährstoffkonzentration an der Zeitserienstation "Helgoland Roads" zu erkennen und gehen einher mit Veränderungen der Phytoplanktonbiomasse und Diversität. Diese wiederum können entscheidende Konsequenzen für das planktische Nahrungnetz und somit letztliche für die Fischerei in der Nordsee haben.
Prof. Dr. Karen Wiltshire hat Umweltwissenschaften am Trinity College in Dublin, Irland, studiert und die Promotion und Habilitation in Hydrobiologie an der Universität Hamburg gemacht. Prof. Wiltshire ist Vize-Direktorin des AWI, Direktorin der Biologischen Anstalt auf Helgoland und der Wattenmeerstation auf Sylt sowie Professorin für Schelfmeer-Ökologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
Die „Marie Tharp Lecture Series“ (MTLS) wird vom Women's Executive Board (WEB) des GEOMAR veranstaltet. Dazu lädt das WEB international renommierte Wissenschaftlerinnen ein, die einerseits ihre wissenschaftlichen Arbeiten in Kiel präsentieren, gleichzeitig aber auch als Vorbild für Nachwuchswissenschaftlerinnen dienen.