Positive Bilanz der Ocean Conference in New York
GEOMAR-Forscherinnen und -Forscher im Austausch mit Politik, Wirtschaft und NGOs
12.06.2017/New York, Kiel. Mehr als 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 150 Nationen berieten in der vergangenen Woche in New York während der ersten internationalen Ocean Conference im Gebäude der Vereinten Nationen über Bedrohungen für die Meere und wie ihnen durch einen nachhaltigen Umgang der Menschen mit dem Ozean entgegengewirkt werden kann. Der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere gehört als Ziel #14 zu den insgesamt 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel waren in New York und haben dort aktuelle Forschungsergebnisse und zukünftige Beiträge aus der Wissenschaft für einen nachhaltigen Umgang mit den Weltmeeren vorgestellt und diskutiert.
Versauerung wird als ernsthafte Bedrohung für das System Ozean erkannt
So hatte das am GEOMAR koordinierte deutsche Verbundprojekt zur Erforschung der Ozeanversauerung, BIOACID, zusammen mit internationalen Partnern wie dem Plymouth Marine Laboratory (PML), dem Global Ocean Acidification Observing Network (GOA-ON), dem Ocean Acidification International Coordination Centre (OA-ICC), dem Partnership for Observation of the Global Oceans (POGO) und dem UK Ocean Acidification Research Programme (UKOA) einen umfangreichen Infostand auf der Konferenz. Martina Stiasny vom GEOMAR nutzte die Gelegenheit, das Thema Ozeanversauerung in direktem Austausch mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft, NGOs und Forschungseinrichtungen, zu präsentieren. „Andere Themen wie Meeresspiegelanstieg oder Erwärmung sind nach wie vor bekannter, aber wir haben in vielen Gesprächen gemerkt, dass auch die Versauerung als ernsthafte Bedrohung für das System Ozean erkannt wird“, sagt Stiasny.
Der Infostand zeigte auf, inwiefern Versauerung, Temperaturanstieg, Meeresspiegelanstieg und Sauerstoffmangel den Ozean gefährden, welche Konsequenzen dies für die Gesellschaft haben kann und wie Wirtschaft und Politik zu einer nachhaltigeren Entwicklung beitragen können.
Sauerstoffverlust ist eine weitere gravierende Veränderung im Ozean
Ein weiterer Aspekt bei den aktuell messbaren Veränderungen im Ozean ist der Verlust von Sauerstoff. Zu diesem Themenbereich hatte das Global Ocean Oxygen Network (GO2NE) unter führender Beteiligung des Kieler Sonderforschungsbereichs 754 „Klima – Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“ eine sehr gut besuchte Informationsveranstaltung organisiert. Zu den Vortragenden gehörte dabei auch der Sprecher des SFB754, Prof. Dr. Andreas Oschlies vom GEOMAR. „Das Thema stieß auf großes Interesse. Das zeigte die spannende Diskussion nach den Vorträgen“, berichtet Professor Oschlies, „nicht nur Vertreter staatlicher Stellen und internationaler Organisationen, sondern auch lokale Akteure und Unternehmer beteiligten sich daran.“
Dabei wurden bereits zahlreiche Lösungsansätze diskutiert, mit denen die Ursachen der Sauerstoffarmut gerade in Küstengewässern bekämpft werden können. „Ursprünglich wollten wir nur die Politik und verschiedene Interessengruppen für das Thema sensibilisieren. Dass wir dann sogar im internationalen Rahmen konkrete Lösungen besprechen konnten, war mehr als wir am Anfang gehofft hatten“, sagt Professor Oschlies im Nachhinein.
Eine nachhaltige Ozeanbeobachtung ist die Basis für wichtige Entscheidungen in der Zukunft
Das am GEOMAR koordinierte europäische Verbundprojekt AtlantOS, welches Innovation und mehr internationale Zusammenarbeit bei nachhaltigen Ozeanbeobachtungen im Atlantik zum Ziel hat, hatte zusammen mit dem internationalen Ozeanbeobachtungsnetzwerk (GOOS) und Partnern aus dem Pazifik, Indischen Ozean und dem Südozean im Rahmen eines sehr gut besuchten Side Events Pläne für dir Zukunft vorgestellt. „Insbesondere wurde festgestellt, dass Ozeanbeobachtungen eine zentrale Rolle bei der Erstellung von Zustandsindikatoren des Ozeans spielen“, berichtet Prof. Dr. Martin Visbeck vom GEOMAR, „diese Information sollen in einem umfassenderen Ozeanzustandberichts, einem World Ocean Assessment, für Entscheidungsträger zusammengefasst werden“. „Die Notwendigkeit, eine nachhaltige Ozeanbeobachtung aufzubauen, war während der gesamten Konferenz offensichtlich und fand auch Eingang in das offizielle Abschlussdokument“, ergänzt Dr. Toste Tanhua vom GEOMAR, gleichzeitig Co-Vorsitzender von GOOS.
GEOMAR Wissenschaftler haben zwei weitere Veranstaltungen organisiert, die sich mir der integrativen und lösungsorientierten Meeresforschung beschäftigen. Das internationale Forschungsprogramm FutureEarth hat gemeinsam mit anderen Organisationen (IOC-UNESCO, ICSU-SCOR und WCRP) ein neues Netzwerk ins Leben gerufen. „Das Oceanknowledge for action network, kurz KAN, wird die akademischen Wissenschaften enger mit gesellschaftlichen Akteuren vernetzen um gemeinsam zukunftsweisende und praktisch umsetzbare Lösungen zu erarbeiten“, sagt Prof. Visbeck „Die Kieler Meereswissenschaften haben maßgeblich zur Etablierung des Netzwerkes beigetragen und im Dezember 2016 eine Vorbereitungskonferenz in Kiel organisiert“.
Englische Version des Meeresatlas 2017 vorgestellt
Während der Ocean Conference wurde auch die englische Fassung des Meeresatlas 2017 (Ocean-Atlas.org) vorgestellt. Die Heinrich-Böll-Stiftung hatte ihn Mitte Mai zusammen mit dem Kieler Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft" und der Monatszeitung für internationale Politik, Le Monde Diplomatique, herausgegeben. Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR hatten daran mitgearbeitet. „Es gab viel internationales Lob für den ersten umfassenden Atlas, der alle Aspekte des Nachhaltigkeitsziels #14 gut verständlich und mit freien Grafiken zusammenfasst. Die intensive Diskussion ging noch bis lange nach Ende der Veranstaltung weiter“, sagt Professor Visbeck, der auch Sprecher des Exzellenzclusters ist.