Quallen-Forschung bittet um Unterstützung
Das Projekt GoJelly veröffentlicht App zu Arten-Bestimmung
13.11.2020/Odense, Kiel. Die Saison für Quallen in Nord- und Ostsee neigt sich ihrem Ende entgegen. Große Schwärme sind im Herbst und Winter nicht mehr zu erwarten. Doch rückblickend war der Sommer 2020 für mehrere Quallenarten in Nordeuropa ausgesprochen gut. Faktoren wie ein warmer Frühling haben dazu beigetragen. Doch wo Quallenblüten wann genau auftreten, ist noch immer schwer vorherzusagen. Viele Fragen zu den Lebensbedingungen der Plankton-Tiere sind noch offen – auch so einfache wie: Wo gibt es Quallen, und wie viele gibt es? Um dazu mehr Informationen zu erhalten, bitten Meeresforscherinnen und Meeresforscher jetzt Bürgerinnen und Bürger, insbesondere aus dem Ostseeraum, um Unterstützung.
Im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts GoJelly haben sie die Jelly Spotter-App entwickelt. Wer beim Tauchen, beim Strandspaziergang, beim Segeln oder Paddeln Quallen entdeckt, kann sie mit der App leicht bestimmen und den Fund automatisch der Forschung zur Verfügung stellen.
„Die Lebensumstände der Quallenpopulationen standen bislang nicht so sehr im Rampenlicht der Forschung“, sagt Professorin Jamileh Javidpour, Projektleiterin von GoJelly an der Süddänischen Universität in Odense. „In den letzten Jahren sind sie jedoch stärker in den Blickpunkt gerückt. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Quallenschleim Nanopartikel oder Mikroplastik wirksam einfangen kann oder als Nahrung für Tiere und Menschen dienen kann.“
Gleichzeitig gibt es Indizien, dass Quallenblüten aufgrund einer Kombination aus Überfischung und globaler Erwärmung zunehmen. Quallen sind Plankton, was bedeutet, dass ihre Mobilität hauptsächlich von Wasserströmungen und Windverhältnissen abhängt. Es kann von Jahr zu Jahr und von Ort zu Ort erhebliche Schwankungen geben, wie viele Quallen und welche Arten auftreten.
„Wir müssen mehr Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sie sich fortbewegen, um besser berechnen zu können, wann und wo die großen und potenziell schädlichen Blüten auftreten, so dass z.B. Kraftwerke, Fischer und Badegäste gewarnt werden können“, sagt Javidpour, die auch Gastforscherin am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ist. Dabei können die mit der Jelly-Spotter-App gewonnen Daten helfen.
Die erste Version, die jetzt kostenlos verfügbar ist, ist für iOS-Betriebssysteme. Eine Version für Android- oder PC-Nutzer soll folgen. Sobald die App heruntergeladen ist, enthält sie Fotos der häufigsten Quallen in der Ostsee, so dass die Arten einfach bestimmt werden können. Wer sich nicht sicher ist, kann auch ein eigenes Quallenfoto hochladen, das Expertinnen oder Experten des Projekts später identifizieren. „So kann jeder Strand- oder Bootsausflug zu einer kleinen Forschungsexpedition werden“, sagt Professorin Javidpour.
Die App kann im Appstore und hier heruntergeladen werden:
https://apps.apple.com/de/app/gojelly/id1498675707?l=en
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