Rennsegelyacht liefert Plastikproben ans GEOMAR
Ambersail II machte Station am Kieler Tiessenkai
Ein 20 Meter langer, schwarzer Karbonrumpf, aus dem sich ein einzelner Mast 30 Meter in die Höhe reckt - neben der schnittigen Ambersail II wirkten mehrere Traditionssegler am Kieler Tiessenkai gestern regelrecht behäbig. Die High-Tech-Rennsegelyacht der VOR65-Klasse machte Station in Kiel auf ihrem Weg von Kleipeda (Litauen) über Danzig, Stockholm nach Lorient in Frankreich. Der Zwischenstopp hatte auch einen wissenschaftlichen Hintergrund: Im Rumpf der Ambersail II sind Geräte verbaut, mit denen das durchsegelte Meerwasser auf Mikroplastik hin untersucht werden kann. Die Crew lieferte die ersten Filter zur weiteren Untersuchung bei Dr. Aaron Beck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ab. Die Proben werden mit einer schnellen und neu entwickelten Nahinfrarot-Hyperspectral-Imaging-Methode analysiert, so dass die Ergebnisse bereits während des Rennens vorliegen werden.
Dass ozeangängige Rennsegelyachten nicht nur sportlichen Nervenkitzel bieten, sondern als Sensorträger der Meeresforschung auch wertvolle Daten liefern können, ist spätestens seit der Um-die-Welt-Regatte "Volvo Ocean Race 2017/2018" bekannt. Damals hatten zwei Boote, die Turn the Tide on Plastic und die AkzoNobel, wissenschaftliche Nutzlasten im Rumpf. 2020 bis 2021 betätigte sich der deutsche Einhandsegler Boris Hermann als Datensammler, während er im Rahmen der Vendee-Globe-Regatta segelsportliche Höchstleistungen erbrachte.
Das Ocean Race (früher: Volvo Ocean Race) sollte in diesem Jahr wieder starten, wurde aufgrund von COVID-19 aber verschoben. Stattdessen gibt es ein kürzeres Ocean Race in europäischen Gewässern. Zwei Yachten werden wie schon beim Volvo Ovean Race 2017/18 Mikroplastikproben für die Wissenschaft sammeln: die AkzoNobel und die Ambersail 2. „Wir untersuchen jetzt schon die Filter aus der Voretappe durch die Ostsee und sind natürlich gespannt, welche Informationen uns die Yachten von den eigentlichen Regattastrecken liefern werden“, sagt. Dr. Beck vom GEOMAR.