Auf ihrer Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR sammelten Wissenschaftler:innen Lavaproben vom Boden des Mittelmeers. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR

Einholen eines Magnetometers während der METEOR-Expedition SUAVE im Mittelmeer. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR

SUAVE bringt neue Entdeckungen im Mittelmeer

Internationale Expedition enthüllt neue vulkanische Strukturen und ein Schiffswrack

07.08.2023/Kiel. Während einer kürzlich abgeschlossenen Expedition mit dem deutschen Forschungsschiff METEOR entdeckten Forschende im Mittelmeer zwischen Nordafrika und Sizilien drei neue große untermeerische Vulkanzentren und aktive hydrothermale Schlote. Die Analyse von Proben dieser Strukturen trägt dazu bei, die geologische Geschichte der Region zu rekonstruieren und den Schutz vor Naturgefahren zu stärken, insbesondere im Hinblick auf die Infrastruktur am Meeresboden.

Ein internationales Team von Forschenden des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Deutschland, des Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI), Vereinigte Staaten von Amerika, des Instituto Nazionale di Oceanografia e di Geofisica Sperimentale (OGS), Italien, der Victoria University of Wellington, Neuseeland, sowie der Universitäten von Malta, Birmingham und Oxford untersuchte drei Wochen lang an Bord des deutschen Forschungsschiffs METEOR den Boden des Mittelmeers in der Straße von Sizilien.

Während der METEOR-Expedition M191 (Submarine volcanism in the western Sicilian Channel, Submariner Vulkanismus im westlichen Sizilianischen Kanal, SUAVE) setzen sie ein Fächerecholot und ein Magnetometer ein, um sowohl freiliegende als auch im Sediment verborgene vulkanische Strukturen zu kartieren. Dabei entdeckten sie drei Vulkanzentren mit einer Ausdehnung von mindestens sechs Kilometern und einer Höhe von 150 Metern – welche somit viel größer sind als bisher angenommen.

Die Entdeckung dieser Vulkane ergänzt das komplexe Bild des in der Region durch die Ausdehnung der Erdkruste erzeugten Vulkanismus. Dazu gehören auch mehrere kleinere Kegel, die zuletzt 1831 auf der Graham Bank ausbrachen, welche etwa auf halbem Weg zwischen Sizilien und der Insel Pantelleria liegt. Diese Untiefe ist örtlichen Fischern gut bekannt und ragt bis zu 9 Meter unter den Meeresspiegel auf. Hier fand der letzte Ausbruch im Arbeitsgebiet der aktuellen Expedition statt: Im Juli 1831 entstand bei einem Vulkanausbruch eine kurzlebige Insel namens Ferdinandea, die einige Monate später durch Wellenerosion wieder weggespült wurde. Historischen Aufzeichnungen zufolge kam es an diesem Ort seit 300 Jahren vor Christus viermal zu einem solchen Entstehen und Verschwinden. In den wenigen Monaten ihrer Existenz beanspruchten vier Länder – Großbritannien, Italien, Frankreich und Spanien – die neue Insel für sich und stritten um ihre Souveränität.

Während der jüngsten Expedition wurden vom Meeresboden Lavaproben von den neuen und von mehreren bereits bekannten unterseeischen Vulkanen geborgen, von denen viele noch nie zuvor beprobt worden sind. In Kürze werden die Proben mit einer Reihe von verschiedenen Labortechniken analysiert, die Hinweise auf das Alter der Vulkane und die Magenquellen liefern, die sie speisen. Diese Informationen sind entscheidend, um die geologische Geschichte einer der komplexesten Regionen des Mittelmeers zu rekonstruieren.

„Ich finde es beeindruckend, dass wir in europäischen Gewässern immer noch unbekannte geologische Strukturen entdecken. Das zeigt, wie wenig unser Meeresboden noch immer verstanden wird“, sagt Dr. Aaron Micallef vom Monterey Bay Aquarium Research Institute, Co-Leiter der Expedition. „Obwohl es eine Herausforderung war, unterseeische Vulkane in einem Gebiet zu identifizieren, das hauptsächlich aus Kalkstein besteht, hat diese Expedition unser Verständnis zur Geodynamik und für die Eindämmung von Naturgefahren im zentralen Mittelmeer verbessert, insbesondere im Hinblick auf die Infrastruktur  am Meeresboden.“

Eine weitere Überraschung war die Entdeckung eines 100 Meter langen und 17 Meter breiten Schiffswracks auf dem Meeresboden in 110 Metern Wassertiefe durch die hochauflösende Kartierung auf der so genannten „Namenlosen Bank“, die etwa auf halbem Weg zwischen der italienischen Insel Linosa und Sizilien liegt. Die Position des Wracks wurde an die italienischen Behörden gemeldet. Dr. Jörg Geldmacher, Meeresgeologe am GEOMAR und wissenschaftlicher Leiter der Expedition, sagt: „Diese überraschende Entdeckung ist interessant, aber als Geochemiker freue ich mich mehr über die hervorragenden Vulkangesteinsproben, die wir aus den vulkanischen Zentren bergen konnten. Dies demonstriert aber auch die Detailgenauigkeit und Präzision unserer Untersuchungsmethoden“

Auf ihrer Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR sammelten Wissenschaftler:innen Lavaproben vom Boden des Mittelmeers.

Auf ihrer Expedition mit dem Forschungsschiff METEOR sammelten Wissenschaftler:innen Lavaproben vom Boden des Mittelmeers. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR

Einholen eines Magnetometers während der METEOR-Expedition SUAVE im Mittelmeer.

Einholen eines Magnetometers während der METEOR-Expedition SUAVE im Mittelmeer. Foto: Jörg Geldmacher, GEOMAR