Tiefseebergbau: Folgen für das marine Ökosystem gravierend
Wissenschaftler fordern Maßnahmen zum Schutz der Meeresumwelt
Noch immer hält die Tiefsee Überraschungen für die Wissenschaft bereit. So hat sich bis in die Gegenwart die Vorstellung gehalten, dass die großen Tiefsee-Ebenen im zentralen Pazifik sehr gleichförmig und nur dünn besiedelt seien. Ein Irrtum, wie Forscherinnen und Forscher im Rahmen des europäischen Projektes „MiningImpact“ herausfanden: Die ökologische Vielfalt auf den Tiefsee-Ebenen ist enorm, besonders dort, wo viele Manganknollen auf dem Meeresboden liegen.
Manganknollen bestehen nicht nur aus dem namensgebenden Mangan, sondern enthalten neben Eisen begehrte Metalle, wie Kupfer, Kobalt oder Nickel. Rund um die Manganknollen existiert ein sehr spezielles und fragiles Ökosystem, dass bei einem Abbau der Rohstoffe großflächig zerstört würde. Es besteht aus sehr unterschiedlichen auf den Knollen festsitzenden aber auch mobilen Organismen. Die Regeneration des Ökosystems dauerte viele Jahrzehnte bis hunderte von Jahren. Um die marinen Ökosysteme und ihre Biodiversität zu schützen, sind nach Ansicht der Autoren der Studie vorsorgende Regelungen unerlässlich.
Die Forschenden empfehlen deshalb die Einrichtung von Schutzzonen, die mit den Umweltbedingungen und Artengemeinschaften der zukünftigen Abbaugebiete vergleichbar sind. Gefordert werden außerdem zusätzliche Schutzgebiete innerhalb der Lizenzgebiete. Technologien zur Überwachung des Tiefseebergbaus sind nach Ansicht der Autoren bereits vorhanden, allerdings ist ein entsprechender Wissenstransfer zwischen Industrie und Wissenschaft sowie eine Standardisierung der Untersuchungsverfahren notwendig.
Die Maßnahmen richten sich insbesondere an die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA). Sie verwaltet den Meeresboden in internationalen Gewässern außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszonen (200-Seemeilen-Zonen) einzelner Staaten. Das Abkommen verpflichtet die ISA auch, einen effektiven Schutz der Meeresumwelt vor möglichen Folgen des Meeresbergbaus sicherzustellen. Konkrete Umweltregularien für den Schutz und die Erhaltung der Tiefseeumwelt, einschließlich ihrer biologischen Vielfalt und ihrer ökologischen Integrität, wurden von der ISA bisher noch nicht vereinbart. Die Autoren der Studie sind aber optimistisch, dass ihre Ergebnisse in die derzeit laufenden Arbeiten der ISA mit einfließen.
Bisher ist ein Tiefseebergbau auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht lukrativ. Um Gewinne zu erzielen, müsste ein Abbau zudem auf mehreren hundert Quadratkilometern Tiefseeboden pro Jahr stattfinden. Hinzu kämen darüber hinaus noch die Kosten für das Umweltmanagement, welches Überwachungs-, Kompensations- und Wiederherstellungstechniken beinhaltet.
Hinweis:
Das Projekt „MiningImpact“, an dem 11 europäische Länder beteiligt sind, wurde im Rahmen der Joint Programme Initiative Healthy and Productive Seas and Oceans (JPI Oceans) mit insgesamt 9,5 Millionen Euro gefördert.
Bildmaterial in höherer Auflösung:
Manganknollen sind Lebensraum für viele sesshafte und mobile Lebensformen. Foto: ROV-Team, GEOMAR (CC BY 4.0)
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Dr. Andreas Villwock (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2802, presse(at)geomar.de