Trauer um GEOMAR-Mitarbeiter Dr. Gerd Krahmann
Ozeanograph mit 58 Jahren verstorben
Gerd Krahmann wuchs in der Nähe von Kiel, in Gettorf, auf und studierte von 1986 bis 1991 Physik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 1997 promovierte er unter der Betreuung von Prof. Dr. Friedrich Schott mit der Arbeit „Saisonale und zwischenjährliche Variabilität im westlichen Mittelmeer – Analyse historischer Daten“. In seiner Danksagung schrieb er: „Durch ihn (F. Schott) wurde der Satz ‚Gehen Sie in die Regionale Ozeanographie, und Sie lernen die Welt kennen!‘ zur Realität.“ Und tatsächlich forschte Gerd Krahmann auf allen Weltmeeren.
Seine wissenschaftliche Karriere begann mit Studien zu großräumigen Veränderungen im Mittelmeer, die auch einen Forschungsaufenthalt als Postdoc an der Universität Paris umfassten. Später beschäftigte er sich mit der Zirkulation im Nordatlantik und deren Zusammenhang mit der Klimavariabilität. 1998 ging er nach New York, wo er mit Prof. Dr. Martin Visbeck an der Columbia University forschte. 2005 kehrte er zum damaligen Leibniz-Institut für Meereskunde (heute GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel) in die Forschungseinheit Physikalische Ozeanographie zurück.
Hier widmete sich Gerd Krahmann einem breiten Spektrum an Themen der physikalischen Ozeanographie. Dazu zählten unter anderem die seismische Ozeanographie, Sauerstoffminimumzonen im tropischen Atlantik und Pazifik sowie hochproduktive Auftriebsgebiete an den Osträndern dieser Meere. Sein besonderes Interesse galt der Anwendung neuester Beobachtungstechniken sowie der Analyse und Bereitstellung von Forschungsdaten. Gerd Krahmann war ein gefragter Experte für Strömungsmessungen, angefangen mit Pegasus und später mit dem LADCP, sowie für CTD-Messungen von Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoff, Chlorophyll und Nährstoffen – einschließlich der notwendigen Kalibration dieser Daten.
Ein herausragendes Projekt war die Einführung von Gleitern, autonomen Unterwasserfahrzeugen. Er koordinierte zahlreiche Gleitermissionen im Atlantik, Pazifik und Mittelmeer. Besonders bemerkenswert war die Weltpremiere eines neuen Turbulenzmesssystems, bei dem eine Turbulenzsonde auf einem Gleiter installiert wurde, um kontinuierlich Vermischungsdaten zu sammeln. Viele seiner Projekte führte er vom Ocean Science Centre Mindelo auf den Kapverden aus, wo er eng mit kapverdischen Kollegen zusammenarbeitete.
Gerd Krahmanns tiefes technisches Verständnis umfasste nicht nur die Messtechnik selbst, sondern auch die Analyse und Kalibration der gewonnenen Daten. Mit seinem umfassenden Wissen über Metadaten und die Qualität wissenschaftlicher Datensätze sowie seine Kenntnisse in Datenbankstrukturen war er eine zentrale Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Datenzentren. Durch seine Arbeit ermöglichte er zahlreiche Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten und trug maßgeblich zur Veröffentlichung unserer Forschungsergebnisse in internationalen Zeitschriften bei.
Sein technisches Können stellte Gerd Krahmann auch im Freitagsforscherklub des GEOMAR unter Beweis, wo er mit vollem Engagement Schüler aus der Region für die Meereswissenschaften begeistern konnte. Gemeinsam entwickelten sie unter anderem ein autonomes Unterwasserfahrzeug aus handelsüblichen Komponenten, das ähnlich wie die wissenschaftlichen Gleiter funktionierte.
Gerd Krahmann war ein unschätzbarer Ratgeber für fast alle Fragen der physikalischen Ozeanographie auf See. Bei der Suche nach Lösungen war es eine selbstverständliche Herangehensweise, ihn zu fragen. In den meisten Fällen konnte er direkt weiterhelfen oder nahm sich der Herausforderung an – nicht nur für unsere Forschungseinheit, sondern auch für andere Abteilungen des GEOMAR sowie internationale Forschergruppen. Seine offene, freundliche und hilfsbereite Art, gepaart mit seiner zielorientierten und gut dokumentierten Arbeitsweise, machte die Zusammenarbeit mit ihm zu einer großen Freude, sei es im Institut, auf Forschungsfahrten oder bei Messkampagnen an Land.
Gerd Krahmanns plötzlicher und unerwarteter Tod ist ein großer Verlust. Das GEOMAR trauert um einen geschätzten Kollegen und Freund und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Frau sowie seinen beiden Kindern.