Unterwasserobservatorium bei Boknis Eck verschwunden
Umweltsensoren von GEOMAR und HZG wurden offenbar gewaltsam entfernt
Der Name Boknis Eck hat in der Meeresforschung einen guten Klang. Seit 1957 werden dort an einer festgelegten Position am Ausgang der Eckernförder Bucht jeden Monat Umweltdaten wie zum Beispiel Temperatur, Salzgehalt, Nährstoffe, Sauerstoff oder Chlorophyll erhoben, die Rückschlüsse auf den Zustand des Ökosystems der südwestlichen Ostsee zulassen. Damit ist Boknis Eck einer der ältesten, noch aktiven meereswissenschaftlichen Zeitserien weltweit. Im Dezember 2016 installierte das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) in einem nahen Sperrgebiet außerdem ein Unterwasserobservatorium, das seitdem kontinuierlich zusätzliche Parameter wie zum Beispiel Strömungsgeschwindigkeiten und Methankonzentrationen am Meeresboden misst.
Dieses Observatorium ist jetzt verschwunden. „Am 21. August um 8 Uhr 15 stellte es die Datenübertragung ein“, berichtet Boknis-Eck-Koordinator Prof. Dr. Hermann Bange vom GEOMAR, „zunächst dachten wir an einen Übertragungsfehler“. Doch ein Tauchereinsatz in der vergangenen Woche offenbarte eine deutlich ernstere Situation. „Die Geräte waren weg, die Taucher konnten sie nicht mehr finden“, sagt Bange.
Das Boknis-Eck-Observatorium besteht aus zwei etwa Schreibtisch-großen Gestellen. Eines ist für die Stromversorgung der Anlage verantwortlich und über ein Kabel mit der Küste verbunden. Das andere Gestell trägt die eigentlichen Sensoren. „Als die Taucher vergangene Woche an der Position des Observatoriums den Meeresboden erreichten, fanden sie nur noch das abgerissene Landkabel. Es war völlig zerfasert“, erläutert Professor Bange weiter.
Da die Gestelle jeweils rund 520 und 220 Kilogramm wiegen und die Kabelverbindungen äußerst massiv sind, scheiden Stürme, Strömungen oder Meerestiere als Täter aus.
„Wir haben zunächst versucht, mit eigenen Recherchen und weiteren Tauchereinsätzen die Geräte wiederzufinden. Bisher aber ohne Erfolg. Deshalb würden wir uns über Hinweise sehr freuen. Vielleicht hat ja jemand am Morgen des 21. August beim Sperrgebiet ‚Hausgarten‘ in Höhe des Campingplatzes Hökholz etwas beobachtet. Oder jemand findet Teile der Gestelle irgendwo am Strand“, sagt Professor Bange. Mittlerweile ist auch die Kriminalpolizei in Eckernförde eingeschaltet.
Der Unterwasserknoten bei Boknis Eck in seiner letzten Konfiguration hat rund 300.000 Euro gekostet. „Geradezu unbezahlbar sind aber die Daten, die wir damit erheben. Sie helfen der Forschung, Veränderungen in der Ostsee zu registrieren und eventuell Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Deshalb werden wir versuchen, das Observatorium so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen“, betont der Boknis-Eck-Koordinator.
Bildmaterial in höherer Auflösung:
Das Observatorium bei Boknis Eck ist Teil des COSYNA-Netzes (Coastal Observing System for Northern and Arctic Seas) des HZG. Die Sensoren liefern wichtige Daten, um Veränderungen in marinen Ökosystemen zu erkennen. Foto: Forschungstauchzentrum der CAU
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