Wechsel an der Spitze des GAME-Programms
Prof. Dr. Arne Körtzinger übernimmt die wissenschaftliche Leitung von Prof. Dr. Martin Wahl
Egal ob es um die Auswirkungen von Giftstoffen in Schiffsfarben auf Organismen im Meer oder die Folgen von Hitzewellen für Küstenökosysteme geht – der Kieler Meeresbiologe Prof. Dr. Martin Wahl wollte schon immer das große Ganze verstehen. Zeigen Beobachtungen oder Untersuchungsergebnisse vor der eigenen Haustür globale Trends oder sind sie regionale Besonderheiten? Doch bei dem Versuch, mehrere in verschiedenen Teilen der Welt parallel durchgeführte regionale Studien zu Fragen der Küstenökologie zu einer Gesamtstudie zu verbinden, stieß er schon Ende der 1990er Jahre auf ein grundsätzliches Problem. Viele angesprochenen Fachkolleg*innen waren so in die jeweiligen nationalen Forschungsprogramme ihrer Länder eingebunden, dass sie kaum Zeit für den Vorschlag aus Kiel hatten. Professor Wahl suchte – und fand – eine Alternative. „Studierende sind zeitlich flexibel, motiviert und hungrig nach Erkenntnissen. Nur beim Geld mangelt es oft. Wenn wir ihnen also Forschungsaufenthalte in fremden Ländern finanzieren, können sie die notwendigen Experimente rund um den Globus durchführen und gleichzeitig ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz erwerben“, beschreibt Professor Wahl heute seine damalige Idee. Die Basis zum Forschungs- und Ausbildungsprogramm GAME war gelegt.
Jetzt, fast 20 Jahre nach dem ersten weltumspannenden GAME-Experiment, übergibt Prof. Dr. Martin Wahl kurz vor seinem offiziellen Ruhestand im April 2021 die wissenschaftliche Leitung des einzigartigen Programms an seinen Kollegen Prof. Dr. Arne Körtzinger vom GEOMAR. „Ich freue mich sehr, dieses wertvolle Programm an einen ebenso kompetenten wie idealistischen Kollegen abgeben zu dürfen“, sagt Martin Wahl
„GAME ist für die Wissenschaft und für die Ausbildung junger Kolleginnen und Kollegen eine Erfolgsgeschichte. Sie bleibt immer mit Martin Wahl verbunden. Umso mehr freue ich mich, dass ich dieses Programm jetzt übernehme und hoffentlich ebenso erfolgreich in die Zukunft führen werde“, ergänzt Professor Körtzinger.
Seit 2002 haben insgesamt 243 Studentinnen und Studenten an GAME teilgenommen und auf Grundlage der Experimente ihre jeweiligen Studien-Abschlussarbeiten geschrieben. Die Themen wechselten dabei von Jahr zu Jahr und reichten von den Auswirkungen von häufiger auftretenden Hitzeperioden, die Invasion fremder Arten in verschiedene Ökosysteme bis zur Belastung der marinen Lebewelt mit Mikroplastik.
Jeweils im Frühjahr treffen sich bis zu zehn Studierende der Meeresbiologie oder verwandter Fächer aus Deutschland und noch einmal so viele aus den Partnerländern am GEOMAR in Kiel. Zusammen bereiten sie die Experimente zum jeweiligen Schwerpunktthema vor, die sie nach dem Einführungskurs zu zweit in den Partnerländern durchführen.
„In den vergangenen 15 Jahren haben wir ein Netzwerk aus 37 Partnerinstitutionen in 27 Ländern aufgebaut“, erklärt GAME-Koordinator Dr. Mark Lenz, „die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen von insgesamt 28 verschiedenen Universitäten.“ Neben den Abschlussarbeiten der Teilnehmer*innen sind auch 44 begutachtete Artikel in Fachzeitschriften entstanden.
Die ersten Jahre finanzierte die Stiftung Mercator das ungewöhnliche Programm, seit 2010 tragen, zusammen mit dem GEOMAR, mehrere Stiftungen und Wirtschaftsunternehmen als Förderer die Kosten für die Stipendien und die Organisation.
„Der globale Wandel schreitet voran. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bezüglich Vernetzung und internationaler Ausrichtung. Der Bedarf an Programmen wie GAME wird also eher größer als kleiner“, betont Martin Wahl. „Deshalb hoffen wir, dass wir auch weiterhin Förderer finden, die bereits sind, Forschung und den wissenschaftlichen Nachwuchs in diesem außergewöhnlichen Format gleichermaßen zu unterstützen“, ergänzt sein Nachfolger Arne Körtzinger.