Die Preisträger*innen 2020 und 2021: Dr. Sophie Paul, Dr. Alexander Rösner, Carolin Uhlir mit dem Vorsitzenden der Annette-Barthelt Stiftung, Prof. Dr. Arne Körtzinger , GEOMAR. Nicht im Bild: Talisa Döring. Foto: A. Villwock, GEOMAR
Foto: A. Villwock
Talissa Döring bei ihrem Vortrag (per video aus Australien).

Wissenschaftlicher Nachwuchs hält mit exzellenter Forschung die Erinnerung wach

Die Annette Barthelt-Stiftung verleiht wissenschaftliche Preise 2020 & 2021

29.10.2021/Kiel. Auch nach 34 Jahren ist die Erinnerung an den Terroranschlag in Dschibuti, bei dem vier junge Wissenschaftler*innen des damaligen Kieler Instituts für Meereskunde ums Leben kamen, nicht vergessen. Dazu trägt die Annette Barthelt-Stiftung bei, die im Andenken an die vier Opfer Preise für herausragende Examensarbeiten aus dem Bereich der Meeresforschung vergibt. In diesem Jahr wurden, bedingt durch die Corona-Pandemie, die Preise der Jahre 2020 und 2021 zusammen im Rahmen in einer kleinen Feierstunde am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel zusammen vergeben.

Der 18. März 1987 bleibt bei vielen Meeresforscher*innen unvergessen. An diesem Tag traf eine Gruppe junger Meeresbiolog*innen der Universität Kiel in Dschibuti am Golf von Aden ein, um auf eine Expedition in den Indischen Ozean mit dem Forschungsschiff METEOR zu gehen. Aber dazu kam es nicht. Ein Sprengsatz explodierte in einem Café in der belebten Altstadt der afrikanischen Hafenstadt. Dreizehn Menschen starben, 41 wurden teils schwer verletzt. Unter den Toten waren auch Annette Barthelt, Daniel Reinschmidt, Marco Buchalla und Hans-Wilhelm Halbeisen aus Kiel. Weitere Kieler Wissenschaftler*innen überlebten schwer verletzt.

Zum Gedenken an den Anschlag und die Opfer gründeten Überlebende, Angehörige und Freunde die Annette Barthelt-Stiftung e.V. „Wir haben das Ziel, die Problematik des Terrorismus sowie seine Folgen für Betroffene und für die Gesellschaft öffentlich darzustellen. Gleichzeitig möchten wir junge Meeresforscher*innen für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten auszeichnen und fördern“, erklärt Professor Dr. Arne Körtzinger, Vorsitzender der Stiftung.

In diesem Sinne vergibt die Stiftung seit 1990 jedes Jahr wissenschaftliche Preise an junge Meeresforscher*innen. Bei der mittlerweile 32. Preisverleihung wurden heute im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel die Preisträger*innen der Jahre 2020 und 2021 zusammen ausgezeichnet, nachdem die Verleihung im letzten Jahr bedingt durch die Corona-Pandemie ausfallen musste.

Die Preisträgerinnen des Jahres 2020 sind:

Dr. Sophie Paul fertigte ihre Doktorarbeit „Biogeochemistry of Pacific deep-sea sediments and potential impacts of deep-sea polymetallic nodule mining ” an der Jacobs-Universität in Bremen bei Professorin Dr. Andrea Koschinsky an. Bei Ihrer Analyse von Sedimentkernen aus dem östlichen Pazifik konnte sie in Hinblick auf Spurenelemente, etwa seltene Erden, eine kaum bekannte Heterogenität feststellen. Dies ist unter anderem für Umweltuntersuchungen im Rahmen eines möglichen zukünftigen Abbaus von Manganknollen von Bedeutung. Ihre diesbezüglichen Handlungshinweise können in die Regularien zum Abbau von mineralischen Rohstoffen in der Tiefsee der Internationalen Meeresbodenbehörde einfließen. Derzeit ist Sophie Paul Postdoktorandin am GEOMAR.

Talisa Döring erstellte ihre Masterarbeit „Transplantation of the microbiome from heat-tolerant to heat-sensitive corals – a new tool for building coral resilience to bleaching?“ am GEOMAR unter der Anleitung von Professorin Dr. Ute Hentschel-Humeida und Dr. Anna Roik. Ihre Experimente mit Korallen führte sie selbstständig auf einer Feldstation in Thailand durch. Dabei testete sie die Anwendung von Probiotika, also die Gabe lebender Bakterien zur Gesundheitsförderung, bei Korallen. Aus den Ergebnissen könnten sich Hinweise auf den Umgang mit der Korallenbleiche im Zuge des Klimawandels ergeben. Talisa Döring ist jetzt Doktorandin an der Universität in Melbourne, Australien.

Die Preisträger*innen des Jahres 2021 sind:

Dr. Alexander Rösner fertigte seine Doktorarbeit „Nankai Trough fault slip behavior analyzed in-situ and in shear experiments ” am MARUM an der Universität Bremen bei Professor Dr. Achim Kopf an. Er beschäftigte sich mit dem sehr wichtigen Thema des Störungsverhaltens an Subduktionszonen am Beispiel der Nankai-Subduktionszone vor Japan. Die Dissertation liefert wichtige Erkenntnisse zu der von der Nankai-Subduktionszone ausgehenden Gefährdung, etwa in Form von Tsunamis. Derzeit ist Alexander Rösner Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) in Bonn.

Carolin Uhlir erstellte ihre Masterarbeit „Morphological and molecular diversity of Cumacea (Crustacea; Peracarida) within Northern European Ocean ecoregions“ an der Universität Hamburg unter der Betreuung von Professor Ralf Thiel und Dr. Saskia Brix. Sie gibt mit ihrer Arbeit einen Einblick in die morphologische und genetische Vielfalt der Cumacea, kleiner, bodenbewohnender Krebstiere, in arktischen und subarktischen Gewässern. Besonders hervorzuheben ist, dass sie die traditionelle Taxonomie anhand von morphologischen Merkmalen mit modernen molekularen Methoden kombinierte. Außerdem bilden ihre Daten eine wichtige biogeographische Grundlage, aufgrund deren auch Langzeitveränderungen beispielsweise durch die Ozeanerwärmung erkannt werden können. Derzeit ist Carolin Uhlir am Senckenberg Institut in Wilhelmshaven tätig.

„Wir freuen uns nach eineinhalb Jahren corona-bedingter Pause wieder exzellente Meereswissenschaftler*innen auszeichnen zu dürfen, die mit ihren Arbeiten einen besonderen Beitrag für die Forschung geleistet haben“, betonte Professor Dr. Arne Körtzinger während der Feierstunde. „Die Förderung von Bildung und Wissen ist sehr wichtig im Hinblick auf unsere in mancherlei Hinsicht ungewisse Zukunft. Gleichzeitig darf die Vergangenheit, auch oder besonders wenn sei schmerzhaft ist, aber nicht vergessen werden. Mit den von der Stiftung verliehenen Preisen, möchten wir die Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags auch nach mehr als 30 Jahren weiter lebendig halten.“

„Mit ihren Arbeiten tragen die ausgezeichneten jungen Wissenschaftler*innen dazu bei, drängende gesellschaftliche Fragen zu beantworten: Die verantwortungsvolle Nutzung von Ressourcen aus dem Meer, das Verständnis und der Schutz wichtiger Ökosysteme und die Erkennung von Naturgefahren - dies sind Themen, bei denen die Forschung dazu beitragen kann, unsere Zukunft auf diesem Planeten zu sichern. Ich danke den Preisträger*innen für ihr Engagement und gratuliere ganz herzlich zu dieser Auszeichnung“, sagt die Direktorin des GEOMAR, Professorin Dr. Katja Matthes.

 

Die Preisträger*innen 2020 und 2021: Dr. Sophie Paul, Dr. Alexander Rösner, Carolin Uhlir mit dem Vorsitzenden der Annette-Barthelt Stiftung, Prof. Dr. Arne Körtzinger , GEOMAR. Nicht im Bild: Talisa Döring. Foto: A. Villwock, GEOMAR
Die Preisträger*innen 2020 und 2021: Dr. Sophie Paul, Dr. Alexander Rösner, Carolin Uhlir mit dem Vorsitzenden der Annette-Barthelt Stiftung, Prof. Dr. Arne Körtzinger , GEOMAR. Nicht im Bild: Talisa Döring. Foto: A. Villwock, GEOMAR
Blumenstrauss. Foto: A. Villwock
Foto: A. Villwock
Talissa Döring bei ihrem Vortrag (per video aus Australien).
Talissa Döring bei ihrem Vortrag (per video aus Australien).