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Foto: Uli Kunz / GEOMAR
Das Kamerasystem Pelagios. Foto: Uli Kunz / GEOMAR
Ein Exemplar Cystisoma magna. Foto: Karen Osborn, Smithsonian National Museum of Natural History, Washington, DC, USA
Tauchboot JAGO mit dem Forschungsschiff POSEIDON. Foto: Karen Hissmann, JAGO-Team / GEOMAR
Veronique Merten im Tauchboot JAGO. Foto: Jürgen Schauer, JAGO-Team / GEOMAR
Nuno Viera im Tauchboot JAGO. Foto: Jürgen Schauer, JAGO-Team / GEOMAR
Foto: Karen Osborn, Smithsonian

Abtauchen in eine kaum erforschte Welt

Die Expedition POS520 im Cape Verde Blog

Vom 14. Februar bis 1. März untersuchte ein internationales Team mit dem Forschungsschiff POSEIDON und dem Tauchboot JAGO vor den kapverdischen Inseln das Ökosystem des freien Ozeans unterhalb von 200 Metern Wassertiefe. Im „Cape Verde“-Blog berichteten mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedener Fachrichtungen von ihren Erfahrungen. Hier einige Auszüge:

21.02.2018  POS520 Fahrt um die Kapverden

Henk-Jan Hoving, GEOMAR, Fahrtleiter

Unser Einsatzgebiet ist die pelagische Tiefsee, die Wassersäule unter 200 m Meerestiefe. Obwohl dies der größte Lebensraum auf unserem Planeten ist, ist er einer der am wenigsten erforschten. Die Gewässer um die Kapverdischen Inseln sind ein idealer Ort für Forschungsarbeiten im Bereich der Tiefsee. Die Hänge der Vulkaninseln fallen auch unter Wasser steil ab bis in Tiefen von über 4000 Metern, wodurch die Tiefsee nahe an die Inseln heranreicht. Unser Team an Wissenschaftlern an Bord ist multidisziplinär und verfügt über Expertise in Biologie, Ozeanographie, Ozeanphysik und Meerestechnologie. Um die Vielfalt und Verbreitung tieflebender pelagischer Organismen in den Gewässern um die Kapverden besser zu verstehen, setzen wir eine Vielzahl von Instrumenten ein. Das geschleppte Kamerasystem PELAGIOS dient uns zur Durchführung horizontaler pelagischer Videotransekte in tieferen Bereichen. Auf dieser Reise haben wir PELAGIOS bereits bis auf 2500 Meter Tiefe eingesetzt, eine Rekordtiefe für dieses Gerät.



23.02.2018  Hyperiide Amphipoden – die Insekten der Tiefsee

Karen Osborn, Smithsonian National Museum of Natural History, Washington, DC, USA

Hyperiide Amphipoden sind zumeist kleinere Krebstiere aus der Gruppe der Flohkrebse. Sie sind mit den Strandflöhen verwandt und kommen fast ausschließlich im mittleren Freiwasserbereich der Ozeane, dem Pelagial, vor. Sie sind zahlreich und in großer Artenvielfalt im offenen Wasser der Meere vertreten und ein wichtiger Bestandteil der Nahrung von Freiwasserfischen. Während wir mit JAGO das mittlere Freiwasser erkunden, sind die hyperiiden Amphipoden unsere ständigen Begleiter. Sie werden vom Licht unserer Scheinwerfer angezogen und jagen in Schwärmen vor dem wunderbaren Aussichtsfenster im Lichtkegel der Lampen. Sie erinnern mich an Insekten in einer heißen Sommernacht, die wie Nachtschwärmer um die Lichter bei einer Gartengrillparty kreisen. Wir haben viele verschiedene Arten gesammelt, darunter die größte bisher bekannte Art – Cystisoma magna. Sie ist so groß wie meine Hand. Dieses unglaubliche Tier wurde bisher noch nicht oft gesehen, doch es fällt durch seiner Größe und erstaunliche Transparenz sofort auf.



26.02.2018  Mit Tauchboot JAGO im Freiwasser unterwegs

Karen Hissmann, Jürgen Schauer und Peter Striewski, JAGO-Team

Endlich mal wieder mit JAGO auf POSEIDON, und dieses Mal sogar in warmen Gefilden. Den grauen Kieler Winter haben wir für diese Fahrt gerne hinter uns gelassen. Jedes Mal, wenn wir unser gelbes Tauchboot auf POSEIDON aus dem Transportcontainer holen, ist es ein bisschen wie nach Hause kommen. Das 60 Meter lange Schiff ist uns durch viele Reisen vertraut, wir kennen die meisten aus der Mannschaft, und Kapitän Mattes und Bootsmann Achim sind erfahrene „JAGO-Hasen“. Mit JAGO tauchen wir zumeist bis zum Meeresgrund. Jetzt, bei unserem Einsatz vor den steilen vulkanischen Inseln der Kapverden ist das anders. Auf dieser Forschungsreise geht es um die Tiere, die in der freien Wassersäule über tiefem Grund leben. Wir tauchen jetzt in der freien Wassersäule bis in eine maximale Tiefe von 360 Meter. Das klare Wasser des Atlantiks lässt das Tageslicht bis in 300 Meter Tiefe vordringen. Wir schweben in unserem Tauchboot mit seinen knapp drei Kubikmetern Innenvolumen wie in einer winzigen Luftblase durch dieses schier unendliche blaue Universum, das uns wie ein eigener Kosmos erscheint.


27.02.2018  Auf Spurensuche im offenen Ozean

Veronique Merten, Doktorandin im GEOMAR Forschungsbereich 3

Meine Aufgabe während dieser Fahrt war das Sammeln von environmental DNA (eDNA). Wenn ein mariner Organismus, sagen wir mal eine Qualle, durch den Ozean schwimmt, verliert diese dabei Zellen und Schleim. Diese Partikel enthalten DNA Fragmente. Wenn wir diese Fragmente finden, können wir später im Labor zuordnen, zu welchem Organismus sie gehört haben. Wenn wir das mit allen DNA Fragmenten machen, die wir in einer Probe finden, wird das „Metabarcoding“ genannt. Metabarcoding gibt uns einen ziemlich guten Überblick über die Biodiversität an diesem Ort. Mein persönliches Highlight dieser Expedition war der JAGO-Tauchgang. Es war mein erstes Mal in einem bemannten Tauchboot und wir sind bis auf 152 m Tiefe abgetaucht. Das Wasser war voll kleiner Meerestiere, die im Scheinwerferlicht vor der Plexiglasscheibe umherschossen. Die Zeit ging viel zu schnell vorbei und nach knapp zwei Stunden mussten wir auch schon wieder an die Oberfläche. Das war eine Erfahrung, die ich niemals vergessen werde.


28.02.2018  Mein Tauchgang in das unendliche Blau

Nuno Viera, Meeresbiologe am INDP und Meerestechniker am OSCM

In JAGO sitzend wurden wir von Bord der POSEIDON über der 1000m Tiefenlinie ins Wasser gehoben. Von Anfang an fühlte ich mich in der Kabine sehr wohl. Jürgen ist ein sehr erfahrener Pilot und verströmt sehr viel Ruhe und Sicherheit. Er erklärte mir die verschiedenen Instrumente im Innenraum des Bootes, wie er JAGO vor vielen Jahren selber mitgebaut hat und er erzählte auch ein wenig von den Höhepunkten seiner langen Tauchbootpilotenkarriere. Nachdem wir von der Schleppleine zwischen JAGO und dem Arbeitsboot losgemacht worden waren, schwebten wir langsam durch das blaue Wasser hinab in eine Tiefe von 60 Meter. In diese Tiefe dringt vor den Kapverden immer noch ein wenig Tageslicht, am Tag ist es hier nie ganz dunkel und man kann noch ohne künstliches Licht viel sehen.

01.03.2018  Spannende Entdeckungen

Bruce Robison, Ökologe am Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI), USA

Eine für mich große Überraschung war es, als wir mit JAGO in einer Tiefe von 351 Metern drifteten und aufstoppten, um eine Gruppe von Flohkrebsen zu beobachten. Sie benutzen die tönnchenförmigen gallertigen Mantelhüllen von Salpen und Pyrosoma-Tunikaten, um darin ihre Eier abzulegen. Die weiblichen Flohkrebse schieben ihre artfremde Behausung mit ihren Eiern wie einen Tiefsee-Buggy vor sich her. Sie schützen so ihre Eier und sorgen dafür, dass sie gut mit Sauerstoff versorgt sind, sie betreiben also eine Art Brutpflege. Eine spannende Entdeckung ist, dass wir im östlichen tropischen Nordatlantik zum ersten Mal riesige Manteltiere der Gattung Bathochordaeus beobachten und sammeln konnten. Diese Beobachtung bedeutet, dass wir nun einen wichtigen Bestandteil des ozeanischen Nahrungsnetzes der Gewässer um die Kapverdischen Inseln herum kennen.

 

Die Beiträge in voller Länge finden Sie unter www.oceanblogs.org/capeverde (Stichwort: POS520)

Foto: Uli Kunz / GEOMAR
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Das Kamerasystem Pelagios. Foto: Uli Kunz / GEOMAR
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Ein Exemplar Cystisoma magna. Foto: Karen Osborn, Smithsonian National Museum of Natural History, Washington, DC, USA
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Tauchboot JAGO mit dem Forschungsschiff POSEIDON. Foto: Karen Hissmann, JAGO-Team / GEOMAR
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