GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Wischhofstr. 1-3
24148 Kiel
Für Medienanfragen erreichen Sie uns am besten per E-Mail unter media(at)geomar.de
Anfragen zu Veranstaltungen richten Sie bitte an outreach(at)geomar.de
Dabei geht es nicht darum, das Verhältnis der unterschiedlichen Stoffe zueinander zu bestimmen, sondern um Verhältnisse verschiedener Größenklassen eines Elementes, zum Beispiel Kalzium. So enthält eine Karbonatprobe immer unterschiedlich schwere Kalziumanteile, sogenannte Isotope. Aus dem Verhältnis dieser Isotope eines Elementes in einer Probe kann man dann Rückschlüsse auf die Bedingungen bei ihrer Entstehung gewinnen und so zum Beispiel etwas über die Klimageschichte unseres Planeten lernen, lange bevor der Mensch die Erde besiedelte.
Nun könnte diese Methode auch in der Medizin eine Anwendung finden, um eine der großen Volkskrankheiten, die Osteoporose, frühzeitiger zu diagnostizieren. Hierbei steht das Element Kalzium wieder im Mittelpunkt. Menschen, die unter Osteoporose leiden, verlieren (meist mit zunehmendem Alter) Kalzium aus ihrem Skelett, wodurch es brüchiger wird. Hier setzt nun das neue Diagnoseverfahren an. Mit Hilfe von Urin- oder auch Blutproben lässt sich das Verhältnis verschiedener Isotope von Kalzium im Körper sehr genau bestimmen und dadurch Hinweise auf eine mögliche Krankheit gewinnen, bevor die sich über Jahre schleichend entwickelnde Osteoporose einsetzt. Mit einer frühzeitigen Diagnostik kann auch die Behandlung besser und wirksamer ansetzen.
„Der Vorteil unseres Verfahrens gegenüber der bisher angewendeten Knochendichtemessung (DXA) ist, dass es nicht strahlenbehaftet ist, auch kann bei der DXA-Messung Osteoporose erst dann diagnostiziert werden, wenn die Krankheit schon ein gewisses Stadium erreicht hat“, erläutert Prof. Eisenhauer. „Unser Verfahren benötigt nur eine Probe Urin des Patienten und ist bis zu hundertfach sensitiver“, so Eisenhauer weiter.
„Bis zur Marktreife des neuen Verfahren ist es aber noch ein langer Weg, denn anders als in der Meeresforschung benötigen neue Verfahren in der Medizin deutlich mehr Zeit, ehe sie zugelassen werden und zum Beispiel auch von gesetzlichen Krankenkassen anerkannt werden“, erläutert Dr. Michael Müller, stellvertretender Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des UKSH. „Die ersten klinischen Studien haben jetzt begonnen, um das Verfahren auf einer statistisch breiteren Grundlage zu validieren“, so Müller weiter.
„Mit Hilfe einer Förderung von 1,4 Millionen Euro aus dem Helmholtz-Validierungsfonds der Helmholtz Gemeinschaft sowie 200.000 Euro vom GEOMAR wollen wir ein Projekt mit dem Namen osteolabs ausgründen, welches dann auf dem Campus Ostufer des GEOMAR angesiedelt werden soll“, sagt Dr. Stefan Kloth, designierter Kaufmännischer Leiter von osteolabs.
Wir sind optimistisch, dass unser Verfahren in Zukunft weltweit angewendet werden kann, um Osteoporose strahlenfrei, sicher, frühzeitig und messgenau zu diagnostizieren, um vielen Menschen zukünftig eine bessere Lebensqualität zu gewährleisten“, meint Professor Eisenhauer zuversichtlich.